Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
dort hingekommen war. Ich hatte plötzlich das Gefühl, wieder einer Familie anzugehören.
»Ich lasse euch beide jetzt allein«, sagte Beths Schwiegermutter, nachdem wir uns eine Weile unterhalten hatten. »Du kannst ein paar Tage hier bleiben und schauen, wie du zurechtkommst.«
Alles war so angenehm, dass ich nicht zu viele Fragen stellen wollte. Ich nahm an, dass diese Frau vermutlich ein Hausmädchen brauchte und sehen wollte, wie ich war, bevor sie eine Entscheidung traf; aber es bat mich niemand, irgendwelche Hausarbeiten zu erledigen. Ihr Familienleben ging einfach weiter, und ich nahm daran teil, soweit es mir möglich war. Ich machte mir wegen meiner Zukunft Sorgen, war aber zugleich stolz auf mich, dass ich ohne Beth klarkam. Auch wenn sie mir natürlich fehlte und ich traurig war.
Nach ein paar Tagen sagte die Frau: »Also, was meinst du, möchtest du den Job?«
»Was für ein Job ist das denn?«, fragte ich.
»In einem Nachtclub.«
Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in einer Bar oder in einem Nachtclub gewesen und hatte keine Ahnung, was man bei so einem Job alles machen musste, aber ich hatte von anderen Mädchen, die aus Manila nach Hause zurückgekehrt waren, Geschichten gehört, und deshalb war mir nicht wohl bei der Vorstellung. Ich hatte von Mädchen erfahren, die man zur Prostitution gezwungen hatte und die Drogen hatten nehmen müssen. Jeder im Dorf schien irgendjemanden zu kennen, dem in der Großstadt etwas Schreckliches zugestoßen war, obwohl ich selbst nie ein Mädchen kennen gelernt hatte, dem es dort
wirklich schlecht ergangen war. Die meisten redeten nur davon, wie viel Geld sie hatten verdienen können und was sie alles Tolles gesehen hatten. Die üblen Geschichten kursierten wohl in diesem Umfang, weil den Leuten die Vorstellung gefiel, dass Barmädchen für ihre »Sünden« bestraft wurden.
»Was müsste ich denn dort machen?«, fragte ich nervös. »Muss ich mich nackt ausziehen?«
Man hatte mir erzählt, dass ich während meiner Krankheit die ganze Zeit nackt herumgesessen war, aber damals war mir mein Tun ja nicht bewusst, und ich war bei meiner Familie gewesen. Mir behagte die Vorstellung nicht, dass ich mich vor anderen Leuten ausziehen sollte - schließlich hatte ich jetzt wieder ganz normale Hemmungen.
»Nein«, erwiderte sie, wobei sie meinem Blick auswich. »Du musst nur tanzen. Und du bekommst wunderschöne Kostüme.«
»Ich tanze gern zu Musik vom Plattenspieler«, sagte ich zweifelnd. »Aber ich kann es nicht besonders gut. Wahrscheinlich reicht das gar nicht, oder?«
»Du wirst von einer Profi-Tänzerin ausgebildet«, versicherte sie mir. »Das klappt schon.«
»Arbeiten Sie in diesem Club?«, wollte ich wissen.
»Ja.« Sie nickte. »Ich verkaufe den Kunden Blumen, die sie dann ihren Freundinnen schenken können; sie sollen sehen, dass sie Sinn für Romantik haben.«
»Also gut«, sagte ich, »wenn Sie meinen, dass ich das kann.«
Am nächsten Tag, nachdem ich nervös versucht hatte, mir die ganze Nacht Vorstellungen zu machen, was man wohl von mir verlangen würde, brachte mich meine neue
Freundin in den Club; er hieß Jools und war in der Innenstadt. Der Club war groß, einer der besten von Manila, wie sie sagte, und für die ganzen reichen männlichen Touristen gedacht, die in den großen Hotels wohnten. Eine Neonreklame mit einem nackten Mädchen machte am Eingang Werbung. Ich wurde in ein Zimmer geführt, wo man mich einem Paar aus Australien vorstellte - den Eigentümern, wie man mir sagte. Sie waren nett und von der Art her sehr professionell, doch als die Frau mich bat, mich zu entkleiden, lief es mir kalt über den Rücken. Ich hatte mir schon gedacht, dass sie meine Figur würden sehen wollen, aber ich war trotzdem schockiert, als sie mich wirklich baten, mich auszuziehen. Ich wollte wegrennen, hatte jedoch keine Ahnung wohin. Ich kannte diesen Stadtteil nicht und hatte kein Geld, um mir ein Taxi zu nehmen, das mich zu Beth brachte, selbst wenn ich ihre Adresse gewusst hätte.
»Wir müssen uns deinen Körper anschauen, damit wir wissen, ob du in der Lage bist zu tanzen«, erklärte die Frau aus Australien.
»Muss das sein?«, fragte ich, wobei mir die Stimme versagte und mir Tränen in die Augen stiegen.
»Ja«, sagte sie. »Das ist wichtig, weil du einige Tänze wahrscheinlich oben ohne vorführen musst.«
Mein erster Gedanke war, dass ich eine Narbe an der Taille hatte - wo meine Mutter immer ein Stück Schnur als Glücksbringer
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