Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
geben die Ärzte dir Antibiotika, und dann darfst du eine Weile nicht zur Arbeit gehen, bis die Sache wieder in Ordnung ist. Sie geben uns pinkfarbene Karten, bis wir gesund sind; danach kriegen wir wieder die gelben.«
»Mit einem der Kunden ausgehen?«, fragte ich und versuchte zu verstehen, was sie mir damit sagen wollte.
»Sie können dich loskaufen«, erklärte sie lustlos und offensichtlich überrascht über meine Unwissenheit. »Wenn du einwilligst mitzugehen, müssen sie eine Gebühr an der Bar bezahlen; du bekommst einen Teil davon. Was sie dir außerhalb der Bar an Geld geben, darfst du dann alles behalten. Ein hübsches Mädchen wie du kann auf diese Weise viel Geld verdienen.«
»Ach«, sagte ich, »verstehe.«
Zu dem Zeitpunkt kannte ich den Club und die Leute dort bereits, und ich wusste, dass keiner mich zu etwas zwingen würde, das ich nicht wollte; diese neuen Erkenntnisse machten mir deshalb keine Angst, sondern faszinierten mich eher. Einigen Mädchen schien es egal zu sein, mit wem sie ausgingen. Manche erlaubten sogar den Ärzten der Klinik, in den Kabinen Sex mit ihnen zu haben, anstatt den Abstrich zu bezahlen. Viele waren sehr schön, und ich konnte verstehen, weshalb die Ärzte in Versuchung gerieten.
Ich fragte mich, ob ich je einen Kunden kennen lernen würde, der mir gut genug gefiel, um mit ihm auszugehen.
7. KAPITEL
Einsame Hotelzimmer
Der erste Kunde, der mich aus der Bar mitnahm, war ein Ägypter. Ich war damals zwanzig. Ich hatte mit vielen Kunden an den Tischen geplaudert, wobei die Kommunikation meistens nicht über Lächeln, Nicken und einfache Zeichensprache hinausging. Ich konnte bloß ein paar Brocken Englisch, das ich mit der Zeit von den Kunden und den anderen Mädchen aufgeschnappt hatte, aber von den Männern konnten einige gar nichts. Sie kamen von ewig weit her, aus Japan und Deutschland, und sie hatten ganz unterschiedliche Akzente, sodass sogar die englischen Wörter, die sie benutzten, in meinen Ohren unverständlich klangen. Ich lächelte also einfach nur immer und lachte und versuchte, eine entspannte Atmosphäre zu erzeugen und sie glauben zu machen, dass mir ihre Gesellschaft gefiel. Und in vielen Fällen war es ja auch so.
Eine ganze Reihe von ihnen hatte mich gebeten, mit ihnen auszugehen, aber es machte mich unsicher, die Bar zu verlassen, da ich mich in Manila noch immer nicht auskannte. Ich hatte Angst, von einem mir fremden Viertel nie mehr zurück in den Club oder nach Hause zu finden, wo ich mit den anderen Mädchen wohnte, oder auch zu Beth und Josies neuem Heim; ich war zu dem Zeitpunkt nämlich erst einmal dort zu Besuch gewesen.
Ich hatte auch Angst, von den Kunden irgendwohin gebracht zu werden, wo es viel schicker war, denn dann
wusste ich nicht, wie ich mich benehmen sollte - schließlich hatte ich ja keine Erfahrung. Ich konnte an der Kleidung der Männer, an ihren Uhren und an der Art, wie sie ihr Geld für uns ausgaben, erkennen, dass sie aus einer völlig anderen Welt kamen als ich. Ich war misstrauisch, einen Ausflug an mir so völlig unbekannte Orte zu unternehmen. Ob die Leute mich wohl anstarren würden? Würden sie mich überhaupt hereinlassen? Und wenn ja, würden sie mich bitten zu gehen, wenn klar war, dass ich ein Barmädchen bin? Was sollte ich sagen, dass ich essen oder trinken wollte? Welches Messer und welche Gabel sollte ich benutzen? Und worüber sollte ich reden?
Der Ägypter war gut dreißig Jahre alt und sah nicht schlecht aus. Er war alleine in den Club gekommen und nahm Platz, um sich die Show anzusehen; er applaudierte nach jeder Nummer begeistert. Am Ende fragte er dann die Mama San, also die Frau, die für die Mädchen zuständig war, ob er mich kennen lernen könne. So lief das; die Männer durften uns nicht direkt ansprechen, bevor wir einander nicht vorgestellt waren.
Ich ging zu seinem Tisch hinüber, und er stand höflich auf und bot an, mich auf einen Drink einzuladen. Normalerweise bestellte ich immer eine Cola, denn wir mussten unter allen Umständen nüchtern bleiben, um die nächste Show durchziehen zu können. Diesmal war ich jedoch ein bisschen wagemutiger und bat ihn, mir eine Margarita zu bestellen; ich hatte gehört, wie andere Mädchen sich eine kommen ließen. Ich hatte keine Ahnung, wie der Drink schmecken würde, aber als ich dran nippte, fand ich ihn lecker. Nachdem ich noch ein paar Mal genippt hatte, war ich langsam weniger verlegen, aber ich musste aufpassen, dass der Boss nicht sah, wie
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