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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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Namen geachtet. Warum fährst du nicht heim?«
    »Das ist weit weg«, sagte ich. »Ich habe vom Club aus immer den Bus genommen, aber ich weiß nicht mehr, wo das ist. Ich weiß noch den Namen des Viertels, in dem meine Schwester wohnt, aber nicht, wo genau das Haus ist.«
    Er dachte einen Augenblick nach und machte sich offensichtlich meinetwegen Sorgen.
    »Weißt du was«, meinte er, zog seine Brieftasche heraus und zählte fünfzig US-Dollar ab, »ich ruf dir ein Taxi.« Er hatte mir schon das Geld für die Nacht gegeben.
    Ich fühlte mich langsam wieder besser. Wenn ich genug Geld für das Taxi hatte, würde ich das Haus von Beth bestimmt finden. Ich hatte es nur ein paar Tage, bevor ich den Ägypter kennen gelernt hatte, gesehen. Beth war allein dort gewesen, denn Josie war wieder in die Berge gegangen,
um die Kinder zu holen, damit sie alle zusammenleben konnten, und sie hatte mir vorgeschlagen, auch bei ihnen einzuziehen. Die Vorstellung, wieder bei Beth zu sein, machte mich froh. Die ungefähr vier Wochen, die ich in dem Haus mit den anderen Mädchen gewohnt hatte, hatten mir geholfen, unabhängiger zu werden und neue Freundschaften zu schließen. Ich wusste jetzt, dass ich allein überleben konnte, wenn es sein musste, aber mir gefiel die Vorstellung, wieder einer Familie anzugehören - meiner Familie. Zum ersten Mal hätte ich mein eigenes Zuhause in Manila. Einen Platz, wo ich hingehen könnte.
    Der Ägypter trieb vor dem Hotel einen mitfühlenden Taxifahrer für mich auf, und wir verabschiedeten uns ein bisschen verlegen, da wir nicht wussten, ob wir uns wie Freunde oder wie Geschäftspartner verhalten sollten. Ich sagte dem Taxifahrer den Namen des Viertels, in dem das Haus von Beth stand, und hoffte, dass ich die Straße wiedererkennen würde, wenn wir dort waren. Als ich im Spiegel seine Augen betrachtete, wurde mir mit Schrecken bewusst, dass er genau wissen musste, was sich zwischen mir und dem Ägypter abgespielt hatte; seinem Blick war allerdings davon nichts anzumerken. Wahrscheinlich sah er ständig Mädchen wie mich aus einem Hotel kommen.
    Er fuhr mich zum Marktplatz in dem Viertel, in das ich wollte, und ließ mich aussteigen. Auch wenn ich mir Sorgen machte, ob ich das Haus finden würde, konnte ich den Ständen einfach nicht widerstehen und gab das Geld des Ägypters für Kleidung und Essen aus. Ich hatte noch nie so viel Bargeld auf einmal in meiner Börse gehabt, und es war ein tolles Gefühl. Als ich so von einem Stand zum anderen ging und mir alles Mögliche zeigen ließ und feilschte, konnte ich vergessen, wie ich das Geld verdient
hatte. Ich fühlte mich in meine Kindheit und auf die Märkte von Sorsogon zurückversetzt, als wir immer versucht hatten, etwas zu verkaufen, und nur die anderen Leute das Geld hatten, um sich schöne Sachen zu leisten. Ich wollte Beth, Josie und die Kinder überraschen, indem ich mit Stapeln von Geschenken durch die Tür spazierte. Ich konnte es kaum erwarten, die Freude in ihren Gesichtern zu sehen. Es wäre wie zu Weihnachten.
    Als ich schließlich mit so vielen Päckchen und Plastikbeuteln bepackt war, dass ich sie kaum noch tragen konnte, wusste ich, dass es Zeit war, ernsthaft nach dem Haus zu suchen. Ich winkte eines der motorisierten Dreiräder heran, die die Leute im Beiwagen herumkutschieren.
    »Wo wollen Sie hin, Ma’am?«, fragte der Fahrer, während ich meine Päckchen in dem Beiwagen verstaute.
    »Ich weiß nicht genau«, musste ich zugeben. »Es ist irgendwo hier in der Nähe, aber ich weiß nicht mehr, welche Straße. Es ist eine Sackgasse. Wenn Sie eine Weile herumfahren, erkenne ich sie vielleicht.«
    »Das wird aber schwierig werden.« Er seufzte, lächelte aber, als ich in den Beiwagen kletterte und mich zwischen meinen Einkäufen niederließ. Wir fuhren los. Jede Straße kutschierten wir hinauf und hinunter, während ich mich umsah und hoffte, irgendetwas zu entdecken, das mir bekannt vorkam. Wir müssen vier Stunden lang vergeblich gesucht haben, und mir war das Ganze unendlich peinlich.
    »Keine Sorge«, sagte ich, »die Rechnung bezahle ich schon, egal wie hoch sie ist.«
    »Ist schon recht«, versicherte er mir, »solange ich Sie nur nach Hause fahren kann.«
    Als das Licht langsam schwand, schwanden auch meine
Hoffnungen, und ich überlegte, was ich tun sollte, wenn ich die richtige Straße nicht fand. Ich stellte mir vor, wie sich Beth und ihre wiedervereinte Familie zum Tee setzten, alle glücklich und zufrieden in ihrem Heim,

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