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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina French
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ein Ticket nach Brunei zu kaufen.
    Ich hatte den Rückflugschein nach Brunei noch, auch
wenn er ungültig war. Ich zeigte ihn dem Mädchen am Counter. Sie überprüfte ihn, und ein paar Minuten später sagte sie, dass ein einfacher Flug nach Brunei dreitausendfünfhundert Pfund koste. Sie fragte mich, wie ich bezahlen wolle.
    »Amex«, sagte ich.
    Ich hatte das Gefühl, dass alle uns ansahen, als wir da am Counter standen, aber ich sagte mir, dass das reine Einbildung war.
    »Sie haben Gepäck?«, fragte das Mädchen hinter dem Tresen.
    »Nein«, sagte ich, »kein Gepäck.«
    Ihre gepflegten Augenbrauen gingen einen Hauch in die Höhe, aber sie lächelte reizend, wie man es ihr beigebracht hatte. Dann führte sie uns zur Executive Lounge von British Airways.
    »Mama«, sagte Michael, als wir in die stille, ruhige Lounge kamen, nachdem jemand unsere Boarding-Pässe überprüft hatte. »Ich habe solchen Hunger.«
    Für Leute, die so früh am Morgen reisten, hatte man verschiedenes Gebäck und Kekse bereitgestellt.
    »Kann ich etwas zu essen haben?«, fragte er und schaute alles mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Wenn du willst, mein kleiner Schatz«, sagte ich, denn ich wollte keinesfalls unnötige Aufmerksamkeit erregen.
    Ich versuchte, meine Gedanken zu sammeln. Aber wie still ich auch dasaß und wie sehr ich mich auch konzentrierte, ich konnte einfach all dem, was mir durch den Kopf schwirrte, keinen Sinn entnehmen. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Michael fielen die Augen zu, und er schlief neben mir ein, während ich ihm über die Haare streichelte. Ich hätte mir auch gewünscht, schlafen zu
können, aber mein Gehirn ließ es nicht zu. Um mich abzulenken, machte ich wieder Pauls Aktenkoffer auf und schaute sämtliche Papiere durch, denn ich hoffte, etwas zu finden, das mir helfen könnte, eine Entscheidung zu treffen. Nichts, was mir da unter die erschöpften Augen kam, machte irgendeinen Sinn.
    Obwohl ich meinen Kopf in dem Aktenkoffer vergraben hatte, war mir plötzlich bewusst, dass jemand über mir aufragte. Nach ein paar Minuten blieb mir nichts anderes übrig, als aufzuschauen. Ich war heilfroh, dass der Mann, der da auf mich herunterschaute, keine Uniform anhatte. Die Polizei machte mir immer noch Angst, obwohl die Beamten hier in England keine blutroten Handschuhe trugen.
    »Sind Sie Mrs. Donald?«, fragte er sehr sanft und höflich, als hätte er Sorge, mich in die Flucht zu schlagen. Das Bodenpersonal vom Check-In hatte ihn gerufen, weil mein Aussehen und mein Verhalten sie beunruhigt hatten.
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, weshalb Sie das Land verlassen wollen?«
    »Ich habe mich gerade mit meinem Mann gestritten«, erklärte ich fast erleichtert, endlich über das Geschehene reden zu können.
    »Wo ist Ihr Mann?«
    »In der Arbeit«, log ich und schielte auf Michael; ich spürte, wie vor lauter Schuldgefühlen mein Gesicht rot anlief.
    »Wo arbeitet er?«
    Ich konnte nicht mehr lügen, nur weinen.
    »Mrs. Donald«, fragte er noch einmal, weiterhin sanft und höflich, »wo ist Ihr Mann?«

    »Zu Hause«, sagte ich. »Ich habe etwas Schreckliches getan. Ich habe meinen Mann erstochen.«
    »Mrs. Donald, wir müssen die Flugtickets stornieren, weil Sie nämlich heute nirgendwo hinfliegen. Haben Sie Verwandte hier in diesem Land, mit denen wir uns für Sie in Verbindung setzen können?«
    »Ja«, sagte ich und fingerte in meiner Tasche herum. »Das ist mein Schwager.«
    Ich reichte ihm Davids Telefonnummer.
    »Wo wohnen Sie?«, wollte er wissen.
    Ich dachte nach, aber der Name des Dorfes wollte mir nicht einfallen.
    »In der Nähe von Guisborough«, sagte ich. »Ich glaube, ich kann es Ihnen zeigen, aber an die Adresse kann ich mich nicht erinnern.«
    Als man mich vom Flughafen zu einem bereits wartenden Auto führte, wurde mir klar, dass der Mann mit der sanften Sprechweise ein Polizist in Zivil war. In gewisser Weise war ich erleichtert, dass alles vorbei war und ich keine Entscheidungen mehr treffen musste, aber das Problem mit Michael hatte ich noch immer nicht gelöst. Ich war mir sicher, dass sie mich für meine Tat aufhängen würden, also musste ich jemanden finden, der sich nach meinem Tod um Michael kümmerte. Ich umarmte ihn im Fond des Polizeiautos ganz fest. Er sagte nicht viel, schaute sich nur das Innere des Autos und die zwei Männer auf den Vordersitzen an. Es gelang mir, sie ohne grö ßere Probleme zum Haus zu dirigieren - nicht wie damals den armen Motorrollerfahrer in Manila, der

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