Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
ihm in den Sinn, die sich hier aber keinesfalls verwirklichen lässt. Er muss umdenken.
Es ist jetzt 23.15 Uhr. Die Fahrräder stellt der Mann an einem Baum ab. Zu Fuß geht es zurück. Eine halbe Stunde später erreichen sie das Ziel. Niemand bemerkt, wie er mit der Frau in seiner Wohnung verschwindet. Jutta Klöppel ist jetzt seine Sklavin. Er hat sich oft in grellen Farben ausgemalt, wie das wohl wäre. Jetzt ist es endlich so weit. Er kann über die Frau verfügen, sich ihrer bemächtigen.
In den nächsten Stunden wird Jutta Klöppel mehrfach geschändet und geschlagen. Später wird im Protokoll zu lesen sein, dass sie nicht aufbegehrt, nicht schreit, nur leise wimmert. Der Mann spricht überwiegend im Befehlston, herrscht sie an, sein durchdringender Blick ist furchteinflößend, vor allem dann, wenn er sich aufregt oder erregt ist. »Auf die Knie!«, »Beine breit!«, »Mach dich sauber!«
Die Nacht ist kurz. Der Mann ruft gegen 7 Uhr in der Firma an und bittet um einen freien Tag. Kein Problem, es wird genehmigt. Jutta Klöppel ist noch nicht aufgewacht. Er legt sich wieder neben sein Opfer ins Bett und schläft erneut ein.
Gegen 11 Uhr stehen beide auf, der Mann kocht Kaffee und frühstückt, alleine. Jutta Klöppel hingegen trinkt nichts und verspürt auch keinen Appetit. Ihr Körper ist gezeichnet von den Folgen brutaler Gewalt: Schleimhauteinrisse, Schürfwunden, Gewebeeinblutungen, Prellungen, Blutergüsse, Kratzspuren. Während er in der Folgezeit stundenlang fernsieht, bleibt Jutta Klöppel im Bett regungslos und verängstigt liegen. Es ist etwa 17 Uhr, als der Mann einen dramatischen Entschluss fasst. Er zwingt sie, mehrere Gläser mit reichlich Wodka und wenig Himbeersirup zu trinken. Danach schnauzt er sie an: »Los, duschen!« Jutta Klöppel gehorcht ihm. Eine halbe Stunde später verlassen beide die Wohnung, er verschleppt sie in ein nahe gelegenes Waldgebiet.
Nachdem der Mann sein Opfer im Wald zurückgelassen hat, geht er spazieren. Als es zu dämmern beginnt, schaut er bei seinem Vater vorbei, den er seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hat. Man sitzt zusammen, trinkt Bier und redet – Smalltalk.
Doch dann, zur vorgerückten Stunde, tut der Sohn etwas sehr Ungewöhnliches: Er beichtet. Mit tonloser Stimme erzählt er von seinem Verbrechen. Auch von seinem Motiv. Der Vater ist fassungslos, entsetzt und vermutet einen besonders makabren Scherz. Der Sohn lässt sich aber nicht darauf ein und zeigt ein silbernes Teppichmesser vor, mit dem er die Frau getötet haben will. Dem Vater wird es zu viel. Wort- und grußlos geht man auseinander. Erst als die Medien Tage später über das Verbrechen berichten, realisiert der Vater, dass sein Sohn ein Mörder ist. Trotzdem schweigt er.
Es ist nicht der Vater, der die Kripo auf die richtige Spur bringt, sondern eine kaputte Fensterscheibe mit Blutspuren, auf die Jutta Klöppels Chef beiläufig hinweist, als er im Präsidium seine Zeugenaussage macht. Diese Beschädigung habe er nur deshalb bemerkt, weil er der Eigentümer des Hauses sei und wie gewöhnlich nach dem Rechten gesehen habe.
Bei der Mordkommission wird aus diesem Hinweis die »Spur 178«. Zwei Kriminalbeamte schauen sich das Fenster genauer an und sichern die von dem Zeugen erwähnten Blutantragungen als mögliche Beweismittel. Heiß wird diese Spur erst, als sich herausstellt, dass gegenüber der Wohnung mit der defekten Fensterscheibe Jutta Klöppels Fahrrad gestanden haben soll, bevor sie verschwand, und der Mieter bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, als er vor drei Jahren eine Frau tätlich angriff.
Die Überfallene schilderte den Vorfall bei der Kripo damals so:
Ich ging mit meinen Kindern durch den Wald. Plötzlich kam mir ein Mann entgegen, der aber ganz normal an uns vorbeiging. Obwohl er überhaupt nichts gemacht oder gesagt hat, fand ich den Mann merkwürdig. Ich hatte so ein komisches Gefühl, rein von der Erscheinung des Mannes her.
Eine Viertelstunde später kam uns derselbe Mann entgegen. Er war noch etwa 20 Meter von mir weg und kam mit einer Kette in der Hand und erhobenen Armen auf mich zugelaufen. Ohne etwas zu sagen, schlug er mir die Kette auf den Kopf. Dann ging alles sehr schnell. Es kam zu einer Rangelei, der wollte mich ins Gebüsch zerren. Ich schrie um Hilfe. Er sagte, ich solle aufhören zu schreien, sonst würde er meinen Kindern etwas antun. »Du kommst jetzt mit!«, brüllte er. Dann sah ich, wie Spaziergänger kamen. Ich schrie
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