Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
wieder laut um Hilfe. Als die Leute uns bemerkten und näher kamen, lief der Mann weg.
Als Analysen des Landeskriminalamts schließlich ergeben, dass das genetische Profil des Verdächtigen mit am Körper von Jutta Klöppel gesicherten Spuren übereinstimmt, wird der Mann frühmorgens in seiner Wohnung festgenommen.
Der Beschuldigte heißt mit bürgerlichem Namen Udo Gassen, ist 29 Jahre alt, ledig und arbeitet als Radio- und Fernsehtechniker in einem mittelständischen Betrieb. Der Kettenraucher ist 1,82 Meter groß und hat einen Spitzbart. Udo Gassen gesteht ohne Umschweife den Mord an Jutta Klöppel und schildert das grausige Geschehen außerordentlich sachlich, unaufgeregt, scheinbar emotionslos. Und als man diesen Fall ausführlich besprochen hat, überrascht Udo Gassen die Ermittler mit einem weiteren Geständnis, als ihm das Foto einer jungen Frau gezeigt wird. Darauf ist Johanna Brauer zu sehen. Jetzt kommt Licht in diese düstere Geschichte, endlich erfahren auch die Angehörigen, unter welchen Umständen und warum Johanna ums Leben gekommen ist.
»Wie lief der erste Kontakt mit der Frau ab?«, fragt ein Ermittler.
»Ich kam von meinem Bruder und bin in Richtung Ortsmitte gegangen. An der Kirche vorbei, auf der Hauptstraße. Dort an der Kreuzung habe ich sie gesehen«, antwortet Gassen kooperativ.
»In welche Richtung ging sie?«
»In Richtung Zentrum.«
»Was ist dann passiert?«
Udo Gassen erzählt, er sei Johanna Brauer nachgegangen, etwa 300 Meter. An einer Böschung habe er sie von hinten gepackt und über die Straße geschoben. Auf der anderen Straßenseite habe er sie die Böschung hinuntergeschubst.
Udo Gassen wird gebeten, eine Skizze der von ihm beschriebenen Örtlichkeit zu zeichnen. Er malt eine einspurige Straße, links ein Verkehrsschild, dann eine Querstraße, schließlich Wohnhäuser. Ein Pfeil nach rechts zeigt an, wo er mit seinem Opfer in Kontakt kam und es die Böschung hinunterstieß.
»Wie ging es dann weiter?«
»Ich habe sie aufgefordert, sich auszuziehen. Da war aber zu viel Verkehr auf der Straße. Deshalb habe ich ihr befohlen, einen Teil ihrer Sachen wieder anzuziehen. Dann sind wir über die Wiese in die entgegengesetzte Richtung gelaufen.«
»Wie hat sich Johanna Brauer verhalten?«
»Ruhig.«
»Wo sind Sie mit der Frau hingelaufen?«
»Richtung Ortsausgang. Wir sind bestimmt eintausend Meter Luftlinie gelaufen.«
Wieder soll Udo Gassen auf einem Blatt Papier zeichnen, wo genau er sich mit Johanna Brauer befand und in welcher Laufrichtung sie unterwegs waren. Nach fünf Minuten wird die Befragung fortgesetzt.
»Was war das für eine Örtlichkeit?«
»Eine Wiese.«
»Genauer bitte.«
»Normale Wiese, so wie eine Kuhweide.«
»Wie ist die Vergewaltigung abgelaufen?«
Viele Mörder scheuen in vergleichbaren Situationen vor einer detaillierten Schilderung der Tat zurück, Udo Gassen nicht.
»Hat das Opfer während der Vergewaltigung etwas gesagt?«
»Schmerzensschrei.«
»Hat das Opfer vor der Vergewaltigung versucht, Sie mit Worten zu beschwichtigen?«
»Nein.«
»Das ist doch eher ungewöhnlich. Was glauben Sie, warum sich die Frau so verhalten hat?«
»Angstzustand von dem Mädchen.«
»Ab wann war das denn so?«
»Von Anfang an.«
»Was haben Sie zu dem Mädchen gesagt?«
»Nichts.«
»Kein einziges Wort?«
»Halt nur, dass sie sich ausziehen soll.«
»Haben Sie ihr gedroht?«
»Nein.«
»Hat sich das Mädchen mal gewehrt?«
»Nein.«
Die Vernehmungsbeamten wollen nicht glauben, dass Johanna Brauer ohne Anwendung von Gewalt dem Täter gefolgt sein soll.
»Noch einmal: Die Frau ist, als Sie ihr begegnet sind, einfach so mitgekommen?«
Udo Gassen überlegt eine Zeitlang, bevor er antwortet. Er habe Johanna Brauer mit der Faust ins Gesicht geschlagen, gibt er schließlich zu Protokoll, »dreimal, vielleicht fünfmal«. Mehr Gewalt sei »nicht nötig« gewesen, um das Opfer gefügig zu machen.
»Wie muss man sich diese Situation vorstellen, wann genau haben Sie zugeschlagen?«
»Das war eine ganz normale Reaktion von ihr: Ich habe sie von hinten gepackt, sie hat sich umgedreht, und in dem Moment habe ich zugeschlagen.«
»Welche Folge hatten Ihre Schläge?«
Udo Gassen bittet die Beamten um ein Glas Wasser. Kurze Pause. Nachdem er etwas getrunken hat, berichtet er, dass Johanna Brauer aus der Nase geblutet, aber nicht geweint habe. Nach der Vergewaltigung sei man zu einem 20 oder 30 Meter entfernten Bach gelaufen.
»Hatten Sie
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