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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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Geschehens hinüber. Augenblicke später sehen die Männer, wie sich das Pärchen davonmacht, eng umschlungen.

7.05 Uhr
    Hedwig Vogel ist eben aufgestanden und zieht die Rollladen im Wohnzimmer hoch. Dabei beobachtet sie, wie etwa 30 Meter entfernt ein Pärchen über die Brücke am Bach gelaufen kommt und kurz darauf an ihrem Haus vorbeigeht, Richtung Ortsmitte. Der Mann umarmt die Frau. Eigentlich nichts Besonderes.
    Der 68-Jährigen kommt die Sache erst etwas merkwürdig vor, als das Pärchen kurz darauf wieder zurückkommt, auf demselben Gehweg. Sie können also nicht weit gelaufen sein. Jetzt schaut sich Hedwig Vogel die jungen Leute etwas genauer an. Er ist Mitte 20, etwa 1,85 Meter groß, schmal, zottelige Haare, schulterlang, dunkle Lederjacke, und die Jeanshose ist am vorderen linken Hosenbein aufgerissen. Sie ist deutlich kleiner als der Mann. Mehr kann Hedwig Vogel nicht erkennen, weil die Frau von ihrem Freund fast vollständig verdeckt wird. Was will dieses nette Mädchen nur von diesem abgerissenen Typen, überlegt Hedwig Vogel. Als das Pärchen nicht mehr zu sehen ist, verwirft sie den Gedanken.

Acht Tage später, 14.35 Uhr
    Melanie und Thomas Kretschmann gehen am Flussufer spazieren. Sie diskutieren, ob der jüngste Sohn die Realschule besuchen sollte oder nicht doch besser das Gymnasium. »Guck mal, da schwimmt doch was. Da vorne.« Auch Thomas Kretschmann erkennt nun diesen Gegenstand, der vielleicht 20 Meter von ihnen entfernt bei starker Strömung im Wasser treibt, umgeben von Gehölz und Unrat, und durchaus einem menschlichen Körper ähnelt. »Wird wohl über das Stauwehr angeschwemmt worden sein«, überlegt Melanie Kretschmann laut. Ein Mensch kann es aber ihrer Meinung nach nicht sein, weil, und das ist deutlich zu sehen, Gesicht und Haare fehlen. Das kann nur eine Schaufensterpuppe sein, die jemand ins Wasser geworfen hat, vermuten sie. Das Ehepaar geht weiter.

Weitere elf Tage darauf, 19.55 Uhr
    Johannes Giebeler macht eine grausige Entdeckung, als er am Ufer des Bachlaufes steht und angelt: Eine Leiche wird angetrieben, grässlich verstümmelt, skalpiert, das Gesicht fratzenhaft entstellt. Der 45-Jährige alarmiert seine Bekannten bei der Freiwilligen Feuerwehr, die den Leichnam kurz darauf bergen. Anschließend wird die Kripo verständigt.
    Erste Ermittlungen ergeben, dass es sich bei der Toten um Johanna Brauer handeln könnte. Die 21-Jährige wird seit drei Wochen vermisst. Die äußere Besichtigung des Leichnams ergibt keine Hinweise darauf, wie die Frau ums Leben gekommen sein könnte. Dafür steht wenig später die Identität der Toten zweifelsfrei fest: Es ist Johanna Brauer. Noch am selben Abend ordnet die Staatsanwaltschaft eine Obduktion an.

    Der Rechtsmediziner findet überwiegend an der linken Körperhälfte des Leichnams, insbesondere am Oberkörper, im Lendenbereich, am Oberschenkel, dem Knie und der Wade, großflächige Einblutungen in das Unterhautgewebe, die auf weniger intensive stumpfe Gewalt hindeuten. Werkzeuge oder einfache körperliche Gewalt schließt der Obduzent als Ursachen aus. Kleidung und Haupthaar dürften im Bereich eines Stauwehrs abgestoßen worden sein, als die Leiche dort längere Zeit herumgewirbelt wurde. Hinweise auf sexuelle Misshandlungen werden am Leichnam nicht entdeckt.
    Kopfzerbrechen bereitet dem Sachverständigen ein Fund in der Bauchhöhle: Dort steckt ein 22 Zentimeter langer Ast, der im Darmbereich zwischen Scheide und After eingedrungen sein muss. Wahrscheinlich ist das Rundholz postmortal dorthin gelangt. Eine Beibringung der Pfählungsverletzung zu Lebzeiten kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Denkbar ist indes auch »eine postmortale Perforation durch einen Holzzweig während des Treibens im Wasser«.
    Die Untersuchungen der Lungen ergeben eine eher geringe Lungenblähung, und es sind keine Erstickungsblutungen unter dem Lungenfell zu finden. Nach Einschätzung des Gutachters sind diese Symptome für einen Ertrinkungstod eher untypisch, jedenfalls kann nicht von einer andernfalls zu erwartenden »Wasserlunge« gesprochen werden. Demnach besteht die Möglichkeit, dass Johanna Brauer bereits tot war, bevor sie ins Wasser kam.

    Zusammengefasst: Eine eindeutige Todesursache ist derzeit nicht feststellbar, Hinweise darauf, die Frau könnte getötet worden sein, sind nicht belegbar. Also eher ein Unfall? Oder nahm Johanna Brauer sich das Leben? Um der Sache aus rechtsmedizinischer Sicht auf den Grund zu gehen, werden weitere

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