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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Zeit als gute Freunde schätzen gelernt hatte.
    Immer noch bestand Stephen auf seiner Forderung, niemanden außer Amber zu sehen, und er ließ sich davon weder durch den Chief noch durch sonst eine Person abbringen, auch nicht von dem eigens eingeflogenen Polizeipsychologen, einem Verhandlungsexperten auf dem Gebiet der Geiselnahme. Sam machte sich auf den Weg zum Krankenhaus, um Kate und Leo, dem die jüngste tragische Entwicklung ganz besonders zu schaffen machte, zu beruhigen.
    Natürlich hielten sich alle in Gegenwart von Victoria zurück, aber sie schien zu spüren, dass etwas in der Luft lag, und besonders empfänglich war sie für Leos innere Unruhe. Kate merkte mit zunehmender Deutlichkeit, dass Leo und Amber seit dem Untergang der “Mayday” von Victoria als Familienmitglieder angesehen wurden, und wenn sie über das Wohl und Wehe von eben diesen Angehörigen ihrer Familie im Dunkeln gelassen wurde, ging ihr das erheblich gegen den Strich. Nach kurzer Absprache mit Sam und Leo setzte Kate ihre Mutter über den Ablauf des Dramas in Kenntnis und schaltete den über dem Bett angebrachten Fernseher ein.
    Bei Chief Escavez und seiner Truppe war die steigende Anspannung unverkennbar. Kate sah das Gesicht von Pamela LaRue, ins Gespräch mit Nick vertieft, beide bemüht, dem aufdringlichen Kameraauge zu entgehen, und Pamelas Miene ließ vermuten, dass Nick in seiner Sorge um seinen Sohn nicht alleinstand.
    Amber saß einsam und verlassen auf dem Rücksitz einer Polizeilimousine und rauchte eine Zigarette. Auf dem Fernsehschirm erschien ihr Konterfei grobkörnig, unscharf, hin und wieder im Profil, aber ganz offensichtlich scheute sie den direkten Blick in die Kamera. Diese Art von Publicity behagte ihr ganz und gar nicht; darauf hätte sie gern verzichtet, und man konnte ihr nachfühlen, dass sie sich von der Entwicklung völlig überrollt fühlte: zunächst der Mord an ihrem Mann, danach ihre Rolle als Hauptverdächtige, und nunmehr der Verzweiflungsakt ihres Stiefsohns. Kate fragte sich, ob Ambers Sorge mehr Stephen und Cody galt oder aber ihrer Karriere, der diese Form von Publicity nicht gerade förderlich war.
    All diese Gedanken erzeugten in Kate ein Gefühl der Illoyalität und Niedergeschlagenheit, und sie wandte sich von den Fernsehbildern ab und suchte Sams Nähe. Er ahnte das Tohuwabohu, das sich in ihrer Seele abspielen musste, nahm sie in die Arme und gab ihr Gelegenheit, sich einige Augenblicke lang an ihn anzulehnen.
    Dann meldete Leo sich, der sich geweigert hatte, sein Zimmer aufzusuchen, und noch immer auf seinem Stuhl neben Victorias Bett saß. “Sam, du warst doch vor Ort”, sagte er. “Du hast mit Nick gesprochen. Warum besteht Stephen unbedingt darauf, dass Amber zu ihm kommt? Er weiß doch, dass keine Mordanklage gegen sie vorliegt. Was hat das alles deiner Meinung nach zu bedeuten?”
    “Leo, ich wünschte, ich könnte eine Antwort auf deine Frage geben. Aber ich habe keinen blassen Schimmer.”
    Mit einem Male änderte sich die Stimme des Fernsehreporters. Er überflog kurz ein Blatt, das ihm übergeben worden war, und blickte wieder direkt in die Kamera. “Gerade erreicht uns ein neuer Hinweis von Detective Howard Sloan, dem Sprecher der hiesigen Polizei. Nach dieser Information hat sich die Situation dramatisch verschärft. Der Geiselnehmer Stephen Russo stellt der Polizei folgendes Ultimatum: Sollte seine Stiefmutter Amber Russo nicht innerhalb der nächsten dreißig Minuten bei ihm im Haus erscheinen, werde er zunächst seine Geisel Cody Santana und danach sich selber erschießen.” Mit ernster Miene ließ der Reporter die Hand mit dem Blatt sinken. “Verehrte Zuschauer, wir haben es hier offenbar mit einem zutiefst verzweifelten und verwirrten Jungen zu tun.”
    Einem
missbrauchten
Jungen, berichtigte Kate in Gedanken. Sie konnte sich gut vorstellen, dass Amber der Polizei verschwieg, was sie getan hatte, aber immerhin wusste Nick es, der sicher sehr verantwortungsbewusst mit solch einer brisanten Information umgehen würde, denn das Leben seines Sohnes stand auf dem Spiel. Kate war sich noch nicht im Klaren darüber, wie sie in Zukunft mit Amber umgehen sollte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, mit Sam darüber sprechen, aber bisher keine Zeit gehabt. Leo wollte sie mit diesem Problem lieber nicht behelligen – es würde seinen Kummer nur vergrößern, und sie war sich nicht sicher, ob er diesen zusätzlichen Schlag noch würde ertragen können. Sie sah ihre Mutter an, und

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