Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik
gleichen Leidenschaft wie ich und investiert einen Haufen Geld in die englische Mannschaft Watford. Ich habe ihn zur Teilnahme an einer meiner Spendengalas im Fernsehen eingeladen, und er ist gern gekommen. An der Seite von Diana Ross, einer überaus reizenden Dame mit einer Engelsstimme, bin
ich in Wien, Taiwan und Japan zusammen mit Plácido Domingo aufgetreten. Aber der außergewöhnlichste aller Sänger, dem ich je begegnet bin, dürfte Michael Jackson sein. Wir haben mit den Drei Tenören ein Konzert in Modena gegeben, und er wollte uns zum Schluss Guten Tag sagen. Er hatte sich buchstäblich als »Michael Jackson« verkleidet, trug seine gelbe Jacke mit Achselstücken, seine eng anliegende Hose und Handschuhe, die er nicht einmal zur Begrüßung auszog. Er hat auf mich einen zwiespältigen, ein wenig beunruhigenden Eindruck gemacht, sich uns gegenüber aber sehr aufmerksam verhalten.
Wenn man Carreras fragt, welche der Politiker, denen zu begegnen er Gelegenheit hatte, ihn beeindruckt haben, nennt er ohne lange Überlegung drei.
Nelson Mandela, den ich im Zusammenhang mit einem Konzert der Drei Tenöre in Pretoria kennengelernt habe, hat bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Man spürte das außerordentliche Charisma, das von ihm ausgeht; er verkörpert Güte, Harmonie und Frieden. Mich hat überrascht, dass er keine Leibwächter hatte. Vielleicht ging das auf seine Überzeugung zurück, dass alle um ihn herum bereitwillig ihr Leben für ihn geben würden. Ich hatte viel über seine Geschichte gelesen, seine Standhaftigkeit während der langen Haft auf Robben Island, seinen Kampf gegen die Apartheid und die Bemühungen um eine Aussöhnung zwischen den Bevölkerungsgruppen seines Landes. Ihm gegenüberzustehen und mit ihm sprechen zu können war etwas, das ich nie vergessen werde.
Felipe Gonzáles, der ehemalige spanische Ministerpräsident, hat mich mit geradezu überquellender Herzlichkeit behandelt, als ich ihn 1989 im Moncloa-Palast in Madrid aufgesucht habe. Damals steckte die Stiftung zum Kampf gegen die Leukämie noch in den Kinderschuhen, und er hat wie schon erwähnt den Vorschlag gemacht, Bankiers und Unternehmer an einen Tisch zu bringen, um dafür zu sorgen, dass sie eine Finanzspritze bekam.
Der katalanische Präsident Jordi Pujol, mit dem ich mehrfach zusammengetroffen bin, hat mich durch sein Verhalten nach meiner Rückkehr aus Seattle tief berührt. Er hatte mich einige Male im Hospital Clínico von Barcelona besucht, um mir Mut zu machen, und mich nach meiner Rückkehr aus dem Fred-Hutchinson-Krankenhaus in meinem Haus in l’Ametlla del Vallès aufgesucht. Wenige Tage danach hat er mich telefonisch gebeten, in sein Büro zu kommen. Dort hat er mich liebenswürdig empfangen und irgendwann gefragt, wie es um meine Finanzen stehe. Er fürchtete, die Kosten meiner Behandlung und die Unsicherheit im Hinblick auf meine berufliche Zukunft könnten mich in eine schwierige finanzielle Lage gebracht haben. »Wir haben bestimmt nicht zu viel Geld, aber wenn wir Ihnen helfen können, würden wir das tun.« Ich teilte ihm mit, ich bedürfe keiner Hilfe, da ich keine Geldsorgen hätte, dankte ihm aber sehr dafür, dass er sich für meine persönlichen Verhältnisse interessierte. Diese ungewöhnliche Geste hat mir seine menschliche Größe gezeigt.
Von den vielen Menschen, mit denen der Tenor in Berührung gekommen ist, verfügten seiner Ansicht nach drei über außergewöhnliche Augen und einen tiefgehenden Blick, bei dem man den Eindruck hat, dass er durch den Körper bis in die Seele dringt.
Herbert von Karajan hat in meinem Leben eine ganz besondere Rolle gespielt. Er wusste, wie man Instrumentalisten und Sänger behandelt. Auch wenn er dem einen oder anderen distanziert erscheinen mochte, kam er vielen sehr nahe. Er war bestimmend und hat viel verlangt, besaß aber auch die Fähigkeit, etwas aus den Künstlern herauszuholen. An dem Tag, als ich ihn in Salzburg kennenlernte, war ich fast sprachlos, so sehr hat mich seine Persönlichkeit beeindruckt. Doch verstand er es, mir Selbstvertrauen einzuflößen, stärkte meine Selbstachtung und brachte meine Begabung optimal zur Geltung. Sein Blick wirkte geradezu übernatürlich, und er konnte viel damit ausdrücken. Einen ähnlich intensiven
Blick hat Professor Ciril Rozman, der als Hämatologe ebenso bedeutend ist wie als Mensch. Seine Augen können förmlich sprechen. Er hat eine wichtige Rolle bei der Behandlung meiner Leukämie und meiner
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