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Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik

Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik

Titel: Aus vollem Herzen: Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Carreras
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nicht etwa, weil ich ihn als Glücksbringer ansah, sondern weil er mir gefiel, als ich ihn Anfang der Achtzigerjahre in einem Londoner Schaufenster entdeckt habe. Die Farben waren eindeutig die des FC Barcelona, obwohl das Kleidungsstück nicht das Geringste mit dem Verein zu tun hatte und auch nicht zum Verkaufsprogramm des Fanshops gehörte. Ich habe den Morgenmantel in diesem Opernhaus, in dem ich so oft auftrat, meiner Garderobiere zum Waschen und zur Aufbewahrung anvertraut. Als mich nach einer Aufführung an der Staatsoper das Aufnahmeteam eines spanischen Fernsehsenders interviewte, trug ich ihn, woraufhin mir viele Menschen mitteilten, sie hätten mich in einer Art Hausrock von Barça gesehen, und bald darauf verbreitete sich das Gerücht, ich trüge ihn als Glücksbringer.

    Bei sich zu Hause hütet Carreras einige Gegenstände, die mit seinem geliebten Verein zu tun haben – unter anderem eine Krawattennadel, die ihm sein guter Freund Emilio Sagi geschenkt hat. Sagi, der ehemalige künstlerische Leiter des Teatro Real in Madrid, ist der Enkel des katalanischen Baritons Luis Sagi-Vela und der Großneffe des legendären Barça-Spielers Emilio Sagi Liñan, genannt Sagi-Barba. Außer jenem Trikot, das ihm die gesamte Mannschaft mit ihren Autogrammen verehrt hatte, besitzt er auch Trikots mit den Autogrammen von Romario, Stoitschkow, Julio Alberto und anderen. Ein weiteres solches Andenken ist das goldene Vereinsabzeichen mit Brillanten, das ihm der Präsident des FC Barcelona, José Luis Núñez, wegen seiner engen Verbindung zu Barça überreicht hat.

    Der Fußball ist nicht nur ein Millionengeschäft – er bewegt auch Millionen Herzen. Wenn wir im Zusammenhang mit der Stiftung Krankenhäuser besuchen, in denen leukämiekranke Kinder behandelt werden, sieht man, dass viele von ihnen das Trikot »ihres« Vereins tragen. Es liegt auf der Hand, dass Barça nicht nur wegen seiner Erfolge auf der ganzen Welt beliebt ist, sondern auch, weil der Verein als Förderer der UNICEF auftritt. Ich habe in Deutschland wie auch in Japan Kinder mit Trikots oder Schlafanzügen in den
Farben dieses Vereins gesehen. Der Fußball hilft insofern mit, die Krankheit zu überwinden, als er ihnen Träume und Hoffnungen ermöglicht.
    In den Reihen von Fußballspielern habe ich viele kennengelernt, die solidarisch an den Kampagnen zum Kampf gegen die Leukämie mitgewirkt haben. Sowohl Victor Valdés, der Torwart von Barcelona, als auch Iker Casillas, der das Tor von Real Madrid hütet, haben sich selbstlos dafür eingesetzt. Das gilt auch für andere wie beispielsweise den Mexikaner Rafael Márquez. Er hat im Krankenhaus Sant Pau von Barcelona vor den Ärzten eine aus tiefstem Herzen kommende Ansprache gehalten, die uns alle bewegt hat. Unter anderem hat er gesagt, dass ihm als Vater durchaus bewusst sei, wie sehr die ganze Familie unter einer solchen belastenden Situation leide, und er sich besser fühle, wenn er im Krankenhaus war und den kleinen Patienten Mut machen konnte, deren Augen beim Anblick eines Fußballspielers aufleuchten. Er fügte hinzu, dass solche Momente seinem Leben und seinem Beruf einen Sinn gäben.

21.
Sinatra auf dem iPod, Di Stefano im Badezimmer und Johannes Paul II. in der Erinnerung
    I m Lauf seiner Karriere hatte der Tenor aus Barcelona Gelegenheit, mit Hunderten von Menschen zusammenzukommen, die als lebende Legenden ihrer Zeit gelten. Persönlichkeiten, die man wie ihn selbst als Vorbilder für mehrere Generationen ansehen kann, haben ihn begrüßt oder mit ihm an einem Tisch gesessen. Manche sind wie er in bedeutenden Opernhäusern der Welt aufgetreten, und eine ganze Reihe von ihnen zählt inzwischen zu seinen guten Freunden. Staatsoberhäupter, ein Papst, Nobelpreisträger, kurz, Menschen, mit denen man normalerweise so gut wie nie in Berührung kommt, haben an die Tür seiner Garderobe geklopft oder ihn bei sich empfangen.

    Ich hatte das Glück, viele der Künstler, die mich auf meinem iPod begleiten, persönlich kennenzulernen. Ich höre mir darauf Opern an, bisweilen Sinfoniekonzerte oder auch leichte Musik. Obwohl ich in erster Linie klassische Musik singe, interessiert mich keineswegs ausschließlich der Belcanto. Ich gehöre zu den Menschen, die überzeugt sind, dass es eine Musik für alle Lebenslagen und Gemütszustände gibt. Unter den Tenören verehre ich Giuseppe Di Stefano, und in meinem Badezimmer steht ein CD-Spieler, auf dem ich mir beim Rasieren und Duschen verschiedene Aufnahmen

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