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Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Titel: Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Klee
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bewirtet hatten, treffen ihn auf der Rampe wieder. Die rumänische Kinderärztin Gisela Böhm (Nr. A-25382) aus Odorhei, Ende Mai 1944 nach Auschwitz deportiert – ihr Mann trifft einige Tage später ein und kommt sofort in die Gaskammer (AV, Bl. 12497): »Bei der Ankunft in Auschwitz mußten wir an einer Kommission von SS-Leuten vorbeimarschieren. Der Kommission gehörte Dr. Viktor Capesius an, der mir von meiner Heimat gut bekannt war. Capesius war in Odorhei Repräsentant der Bayerwerke (Medikamente).« Der rumänische Arzt Lajos Schlinger, der Capesius von Vertreterbesuchen kennt, kommt am 11.6.1944 mit dem letzten Transport aus Klausenburg an. Schlinger im Auschwitz-Prozeß: »Plötzlich sah ich Dr. Capesius. Mit großer Freude bin ich auf ihn zugelaufen und habe ihn gefragt: ›Wo sind wir denn eigentlich?‹ Er antwortete: ›In der Mitte Deutschlands.‹ Ich fragte weiter, was mit uns sein wird. Er antwortete: ›Es wird alles gut sein.‹ Ich sagte: ›Meine Frau ist nicht ganz gesund.‹ Darauf er: ›Wenn sie nicht ganz gesund ist, dann soll sie dorthin gehen‹, und zeigte auf die Gruppe von Schwerkranken. Ich bin zu meiner Frau und Tochter zurückgelaufen – die Kolonne ist inzwischen schon in Bewegung geraten – und sagte meiner Frau: ›Du sollst dort hinübergehen und dich dort hinstellen.‹ Sie hat meine Nichte am Arm gefaßt und ist zur Gruppe der Kranken gegangen. Ich habe meine Frau und das 17jährige Mädchen nie mehr gesehen.« Capesius wird Juli 1946 von einem ehemaligen Häftling erkannt, in Dachau und Ludwigsburg interniert und August 1947 entlassen. Zunächst Angestellter einer Apotheke in Stuttgart. Oktober 1950 Eröffnung der Markt-Apotheke in Göppingen, zusätzlich Besitzer eines Kosmetiksalons in Reutlingen. Langbein protokollierte im Auschwitz-Prozeß diesen Dialog: »Vorsitzender: Die Zeugen, die Sie bei der Selektion an der Rampe gesehen haben, haben alle die Unwahrheit gesagt? Dr. Capesius: Ja.« Auszug aus dem Schlußwort: »Ich habe in Auschwitz keinem Menschen etwas zuleide getan. Selektiert habe ich nie. Ich bin in Auschwitz nicht schuldig geworden.« Am 20.8.1965 vom LG Frankfurt am Main wegen gemeinschaftlicher Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in mindestens vier Fällen an mindestens je 2000 Menschen zu 9 Jahren Haft verurteilt. † 20.3.1985 Göppingen (Mitt. Renz).

Capliuk, Michael
    SS -Rottenführer
    * 30.9.1911 Storofinetz/Rumänien. Im Außenlager Kobier, wo Holz zur Leichenverbrennung geschlagen wird. Nach 1945 in Stuttgart.

Carstens, Johann
    SS -Hauptscharführer
    * 14.5.1901 Wien. Belobigt im Kommandanturbefehl (KB) vom 30.6.1942, da es ihm gelang, »einen geflohenen Häftling wiederzuergreifen«. April 1943 Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern (das KVK für KZ-Angehörige läßt Beteiligung an Tötungen vermuten). KB vom 28.5.1944: Stabsscharführer (Spieß) der 3. Kompanie des SS-Totenkopf-Sturmbann KL Auschwitz III  – zuständig für die Außenlager Bobrek, Fürstengrube, Günthergrube, Janinagrube. † 27.9.1970 Graz.

Carstensen, Lorenz Christian
    Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
    * 25.5.1892 Wallsbühl, Kreis Flensburg. SS-Hauptscharführer. Kommandanturbefehl vom 19.11.1941: »Mit sofortiger Wirkung wird der SS-Scharf. Carstensen von der Abteilung Landwirtschaft zur Politischen Abteilung kommandiert.« Leiter der Registratur, Akten- und Karteiführung. 1948 in Krakau zu 6 Jahren Haft verurteilt. † 7.5.1952 Gollnow/Polen.

Cerne, Albin
    SS -Oberscharführer
    * 17.2.1903 Andritz. Vom 20.1.1941 bis 20.1.1943 in Auschwitz. SS-Totenkopf-Sturmbann, Zentral-Bauleitung. Nach 1945 in Wien.

Cespiva, Johann
    Häftlingsarzt, Obduzent für Mengele
    * 18.8.1911 Nymburk/heutiges Tschechien. Chirurg. Am 15.11.1940 Verhaftung in Prag. Januar 1943 von Prag nach Auschwitz deportiert. Häftlingsarzt in Block 12 (unheilbar Kranke), zuletzt im »Zigeunerlager«. Cespiva: »Ich selbst bin vier oder fünfmal im Krematorium II, und zwar in dem dort eingerichteten Sezierraum, gewesen. Auf Anordnung des Standortarztes Dr. Wirths und des Dr. Mengele. Mehrfach mußte ich Zigeunerkinder, die an Wasserkrebs [Noma] litten und an dieser Krankheit verstorben waren, im Sezierraum des Krematoriums II sezieren. Ich mußte ihnen die Köpfe abtrennen und präparieren.« Bis zum 18.8.1943 in Auschwitz, danach Häftlingsarzt im KZ Mittelbau-Dora. Cespiva über seine letzten Tage in Auschwitz: »Es waren tausende von Kindern, die damals vergast

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