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Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Titel: Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Klee
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wurden. Die Kinder waren frisch und gesund. Was ich damals erlebte, war so fürchterlich, daß ich in diesen Tagen das erste und einzige Mal Brennspiritus getrunken habe. Eigentlich hatte ich Schluß machen und in den Draht gehen wollen, weil es einfach zu viel war. Aber ein Kamerad gab mir eine Ohrfeige und sagte, daß ich den Brennspiritus trinken soll.« Nach 1945 zunächst Gynäkologe in Prag: »Infolge der körperlichen Schäden, die ich durch die Haft erlitt, habe ich in der Zeit von 1949 bis 1956 dreimal Herzmuskelinfarkte durchgemacht. Seit 1956 bin ich Invalide.« Q.: AV, Bl. 4822ff.

Chaimies, Victor
    Kommandoführer in den Krematorien
    * 1.6.1914 Kretinga in Litauen. SS-Rottenführer. Zunächst Wachmannschaft und Stabskompanie (SS-Angehöriger der Kommandantur). † Verbleib unbekannt. – Der ehemalige SS-Richter Konrad Morgen im Auschwitz-Prozeß über seinen Besuch Herbst 1943: »Nachdem ich das Lager besichtigt hatte, da schritt ich nun zur Aktion und ließ das ganze SS-Gaskammerkommando in seiner Unterkunft vor den Spinden antreten und nahm eine Durchsuchung vor. Und wie ich es mir gedacht hatte, kam dann da einiges zum Vorschein: goldene Ringe, Münzen, Kettchen, Perlen, so ziemlich sämtliche Währungen der Welt. Bei dem einen wenig ›Souvenirs‹, wie der Betreffende sagte, bei dem anderen ein kleines Vermögen. Was ich aber nicht erwartet hatte, daß aus einem der Spinde mir die Geschlechtsteile frisch geschlachteter Bullen entgegenfielen. Ich war zunächst völlig entgeistert und konnte mir also den Verwendungszweck nicht vorstellen. Bis der betreffende Spindinhaber errötend – tatsächlich, das gab es – dann gestand, das besorge man sich zur Auffrischung der eigenen sexuellen Potenz.«

Chasan, Shaul
    Jüdisches Sonderkommando, Nr.  182527
    * 25.8.1924 Saloniki. Ankunft Auschwitz nach neuntägiger Fahrt im abgeriegelten Güterwaggon am 11.4.1944 aus Athen. Zunächst Leichenschlepper am Bunker V (als Vergasungsstätte für die Ungarntransporte reaktiviertes weißes Bauernhaus, früher Bunker II genannt). Im Krematorium II im Entkleidungsraum und zum Herausziehen der Leichen aus der Gaskammer eingesetzt. Chasan gegenüber Greif: »Wir machten fast alles mit dem Stock. Nicht mit den Händen. Mit dem Stock war es leichter, die Körper voneinander zu lösen.« Kernsatz: »Was mir bis zum heutigen Tag im Kopf geblieben ist, daß man 2300 Menschen sieht und dann am nächsten Morgen ist plötzlich nur noch ein Haufen Asche und Staub da.« Wohnsitz in Israel.

Chauraki, Fortunee (Mädchenname)
    Objekt von Medizinverbrechen, Nr.  52301
    * 30.8.1904. Ankunft Auschwitz am 2.8.1943 aus Drancy. Von 1000 Deportierten kommen 727 sofort in die Gaskammer. Nur 55 Frauen, die auf Versuchsblock 10 gebracht werden, überleben die Selektion. Chaurakis verbleibt dort als Versuchsobjekt von Dr. med. Carl Clauberg bis zur Befreiung Januar 1945. Ärztliches Gutachten, acht Jahre nach der Befreiung: »Die Schädigungen sind durch die an ihr im Lager vorgenommenen Versuche zu erklären, und zwar ist einerseits eine Entfernung der Portio [Teil des Gebärmutterhalses] vorgenommen worden, die dann zu einem chronischen Gebärmutterkatarrh und zu starken und häufigen Gebärmutterblutungen geführt hat, außerdem sind sklerotisierende Injektionen an ihr vorgenommen worden, die zu einem völligen Verschluß beider Tuben geführt haben.« Drei Kinder in der Deportation »umgekommen«. Q.: SP.

Chmiel, Peter
    »Geisteskranker« SS -Schütze
    * 29.6.1909. Volksdeutscher aus Rumänien. Fabrikarbeiter. SS-Totenkopf-Sturmbann KL Auschwitz. Aufnahme im Reservelazarett Kattowitz am 18.8.1942. Nach mehreren Zwischenstationen ab 21.6.1943 in der Neurologisch-psychiatrischen Beobachtungsstation der Waffen-SS in Gießen, dem SS-Sanitätsamt unterstellt. Die Einrichtung befindet sich auf dem Gelände der Hessischen Landes-Heil- und Pflegeanstalt Gießen, hat 150 Betten und wird von SS-Sturmbannführer (1944) Dr. med. Theodor Klein geleitet. Etwa 5000 Angehörige der Waffen-SS sollen behandelt worden sein. Es handelt sich zumindest zum Teil um durchgedrehte Vollstrecker des Massenmords, die, sofern nicht »therapierbar«, als Geheimnisträger »entsorgt« werden müssen. Die Methode ist einfach: Sie werden von Psychiatern zu Geisteskranken erklärt, als Geisteskranke aus der SS ausgeschlossen und anschließend in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, wo sie – wie die anderen Psychiatriepatienten –

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