Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
Blockschreiber. Jeder, der aus dem Tagesraum nackt in die Oktoberkälte tritt, muß die wenigen Schritte zwischen den Türen laufend vor diesen dreien zurücklegen und dann durch die Tür des Schlafraums wieder in die Baracke gehen. In dem Sekundenbruchteil zwischen zwei aufeinanderfolgenden Vorbeiläufen entscheidet der SS -Mann mit einem Blick von vorn und hinten über das Geschick eines jeden.«
Hiel , Johann
SS -Schütze
* 28 . 10 . 1909 Palanka. SS -Totenkopf-Sturmbann, Kommando Golleschau. Nach 1945 im Landkreis Würzburg.
Hierer , Wilhelm
Fahrbereitschaft
* 28 . 5 . 1895 Marienthal/Thüringen. Ab 1941 in Auschwitz. SS -Unterscharführer. Verbleib unbekannt. – Häftlingsärztin Hautval (Medizin) über den Abend nach einer Selektion im Frauenrevier: »Sie werden alle eingeschlossen. Schreie wie von wilden Tieren. Abends kommen die Lastwagen sie holen. Ich kann meine Tränen nicht zurückhalten. Unter Wehklagen werden sie auf den Lastwagen geladen. Dann startet der Motor wieder, und der Wagen fährt los. Der Lärm wird beim Vorbeifahren stärker, dann entfernt er sich. Nach einigen Minuten kommt der Lastwagen zurück, und alles fängt von neuem an. So geht es mehrere Male. Dann ist es zu Ende, und das war’s. Die Nacht kommt wie gewöhnlich. Ruhe kehrt wieder ein – jedenfalls vorübergehend, denn morgen, übermorgen, in einer Woche wird dasselbe mit anderen geschehen.«
Hiesl , Myhaly (Michael)
SS -Schütze
* 5 . 12 . 1897 Rigicza/Ungarn. Oktober bis Dezember 1944 SS -Totenkopf-Sturmbann. 1948 in Wadowice zu 3 Jahren Haft verurteilt (LaV). † 2 . 7 . 1968 Degendorf.
Hild , Wilhelm
Fahrbereitschaft
* 2 . 10 . 1903 Glauberg, Kreis Büdingen. SS -Unterscharführer. Laut KZ -Kollege Siebald ( AV , Bl. 15833 ) hatte er »eine spießähnliche Funktion«, später im Schlachthaus. Standortbefehl Nr. 36 / 43 : »Besuch der Familie vom 1 . 9 . 43 bis auf weiteres«, StB Nr. 45 / 43 : »Besuch der Schwiegermutter vom 3 . 10 .– 15 . 10 . 43 «. † 22 . 7 . 1968 Rüsselsheim. – Morris Kesselman, Gaskammerkommando, über den Antransport von Frauen aus dem Lager (Friedler): »Sie brachten sie mit einem Kipplaster – sie waren auf der Ladefläche, nackt – dann haben sie die Frauen heruntergekippt – lebendig fielen sie herunter. Und dann haben sie sie in die Gaskammern geworfen.«
Hillmann , Günther
Chemiker
* 24 . 4 . 1919 Ludwigslust in Pommern. Sohn eines Studienrats. HJ , NS -Kraftfahr-Korps, NS -Reiter-Korps (Hillmann an DFG ). Oktober 1943 Arbeitsplatz am Kaiser-Wilhelm-Institut ( KWI ) für Biochemie bei Professor Adolf Butenandt. Bearbeitete laut Verschuer ( KWI Anthropologie) Mengeles Plasma-Präparate aus Auschwitz, Codewort
: Spezifische Eiweißkörper
. Verschuer am 31 . 10 . 1944 an DFG ( BA R 73 / 15342 ): »Blutproben von über 200 Personen verschiedenster rassischer Zugehörigkeit wurden verarbeitet und Substrate des Blutplasmas hergestellt. Die weitere Forschung wird zusammen mit Dr. Hillmann, Mitarbeiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biochemie, fortgeführt. Dr. Hillmann ist biochemischer Spezialist für Eiweißforschung.« 1949 Laborleiter der Med. Klinik der Universität Tübingen. 1962 Professor für klinische Biochemie in Tübingen. Erster Präsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Biochemie. † 8 . 5 . 1976 Nürnberg.
Hillscher , Karl
SS -Oberscharführer
* 12 . 6 . 1892 Dresden. August 1944 Wachmannschaft. Herbst 1944 Kommando Charlottengrube (HvA 17 ). 1948 in Krakau zu 5 Jahren Haft verurteilt.
Hilse , Siegfried
SS -Unterscharführer
* 22 . 4 . 1915 Poischwitz in Schlesien. Ab 20 . 10 . 1944 in Monowitz. Wachmannschaft. 1948 in Wadowice zu 3 Jahren Haft verurteilt (LaV). Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen.
Hilse , Willy
Reichsbahninspektor, Aufsicht Güterabfertigung am Bahnhof Auschwitz
* 18 . 3 . 1906 Guttenstaed, Kreis Glogau (Schlesien). NSDAP 1939 . September 1942 bis Juli 1944 Bahnhof Auschwitz, danach in Oppeln. Sein Vorgesetzter Barthelmäs: »Die dienstliche Betreuung des Judenlagers habe ich meinem Vertreter Hilse übertragen.« Nach 1945 beim Bundesbahnamt in Frankfurt am Main. Aussage Hilse als Reichsbahner, der nur seine Pflicht tut und dabei Menschen als Frachtgut abwickelt ( 206 AR -Z 15 / 63 ZSTL , Auszug): »Einen großen Raum der ankommenden Transporte bildeten die sog. Judentransporte aus Ungarn. Diese Transporte waren mit großen Wehrmachtsfrachtbriefen eingegangen. Die Frachtbriefe
Weitere Kostenlose Bücher