Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
überhaupt nicht vorstellen.« Mordechay wird von Häftlingsarzt Dering operiert: »Dering stieß mir die [Injektions-]Nadel in die Wirbelsäule. Dieser Eingriff des Dr. Dering schmerzte sehr. Nach einigen Minuten merkte ich, daß mein ganzer Körper steif wird, ich konnte nur noch die Hände bewegen. Mein Gesicht wurde dann mit einem Tuch zugedeckt. Als mein Gesicht wieder aufgedeckt wurde, habe ich gesehen, wie Dr. Dering einen Hoden in ein Glas mit irgendeiner Flüssigkeit legte und es dem deutschen Offizier zeigte.« Mordechay am Ende seiner Schilderung; »Ich bemerke, daß mir der linke Hoden durch Dr. Dering entfernt wurde; der rechte ist leblos, und ich bin nicht im Stande, ein normales Geschlechtsleben zu führen.« Q.: AV , Bl. 13950 ff.
Mordowicz , Czeslaw
Häftling Nr. 84216
* Unbekannt. Ankunft Auschwitz laut Häftlingsnummer am 27 . 12 . 1942 aus dem Ghetto in Plonsk. Von 2000 Deportierten werden 1220 sofort in der Gaskammer erstickt. Mit Arnost Rosin am 27 . 5 . 1944 Flucht in die Slowakei (ihr Auschwitz-Bericht wird November 1944 durch das War Refugee Board beim Executive Office des Präsidenten der USA veröffentlicht). Am 1 . 10 . 1944 Verhaftung in Bratislava, erneut nach Auschwitz deportiert. Nach 1945 in einem Elektrowarenbetrieb in Bratislava, später Übersiedlung nach Israel und von dort nach Kanada. Q.: Dagi Knellessen und Werner Renz im Nachwort zu Vrbas Erinnerungen.
Morgen , Konrad
Sturmbannführer ( 1944 ) der Waffen- SS
* 8 . 6 . 1909 Frankfurt am Main. SS -Nr. 124940 , NSDAP -Nr. 2536236 . Vor dem Krieg Richter am LG Stettin. Richter im Hauptamt SS -Gericht München. Mai 1943 Reichskriminalpolizeiamt im Reichssicherheitshauptamt, Untersuchung von Korruptionsfällen in Konzentrationslagern, Herbst 1943 in Auschwitz. Morgen im Auschwitz-Prozeß über den Besuch einer Wachstube in Birkenau: »Hier habe ich dann zum ersten Mal einen wirklichen Schock erlitten. Es war ein niedriger, etwas schummriger Raum, und da standen bunt zusammengewürfelte Couchen herum. Und auf diesen Couchen, da lagen malerisch einige SS -Leute, meistens untere Führerdienstgrade, und dösten da mit glasigen Augen vor sich hin. Ich hatte den Eindruck, daß sie die Nacht vorher ziemlich viel Alkohol genossen haben mußten. Statt eines Schreibtischs stand ein riesiger Hotelherd da, und auf diesem buken vier, fünf junge Mädchen Kartoffelpuffer. Es waren offensichtlich Jüdinnen, sehr schöne, orientalische Schönheiten, vollbusig, feurige Augen, trugen auch keine Häftlingskleidung, sondern normales, ganz kokettes Zivil. Und die brachten nun ihren Paschas, die auf den Couchen da rumlagen und dösten, die Kartoffelpuffer und fragten besorgt, ob auch genügend Zucker drauf war, und fütterten die. Keiner nahm von mir und meinem Begleiter – immerhin also doch einem Hauptmann [Morgen ist SS -Hauptsturmführer, sein Begleiter Franz Hofmann Schutzhaftlagerführer] – Notiz. Es wurde keine Meldung gemacht, es ließ sich keiner stören. Und ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen: Diese weiblichen Häftlinge und die SS , die duzten sich gegenseitig. Ich muß also wohl ziemlich entgeistert meinen Begleiter angeschaut haben. Der zuckte nur die Achseln und sagte: ›Die Männer haben eine schwere Nacht hinter sich. Sie hatten einige Transporte abzufertigen.‹« Im Herbst 1944 SS -Chefrichter in Krakau, danach in Breslau. Rechtsanwalt in Frankfurt. Morgen vollführte im Auschwitz-Prozeß einige Verrenkungen zur eigenen Ehre und zur Ehrenrettung der SS . So behauptete er, er persönlich habe die Stehzellen abgeschafft (»Ich habe die später beseitigen lassen«). Er behauptete auch, die Judenvernichtung sei nicht von der SS ausgegangen: »Die gesamte Judenvernichtung wurde zentral geleitet durch die Kanzlei des Führers, Berlin, Tiergartenstraße.« Schließlich behauptete er: »Und dann eines Tages, also 1944 war es gewesen, dann stoppte das auch mit den Tötungen.« Ein letztes Morgen-Votum: »Und es sind nie von seiten der SS – trotz allem, was man ihr nachsagt, trotz allem, was begangen worden ist – sadistische Grausamkeiten gefördert oder gar verlangt worden, im Gegenteil.«
Morla , Karl
Häftlings-Geld-Verwaltung ( HGV ), Unterabteilung
Wertsachen
* 8 . 9 . 1908 Trier. Kaufmännische Lehre. 1932 SS (Nr. 36964 ), Unterscharführer. Ab 31 . 3 . 1941 Standortverwaltung, Abteilung HGV . Morla in einer ersten Aussage ( AV , Bl. 2361 ff.): »Auf Grund eines Augenfehlers – ich kann
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