Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
zwei Menschenrassen, aber auch nur diese beiden
: die ›Rasse‹ der anständigen Menschen und die der unanständigen Menschen.« Laut Frankl bietet das KZ eine Fülle von Möglichkeiten, das Leben sinnvoll zu gestalten (S. 95 ): »In der Art, wie ein Mensch sein unabwendbares Schicksal auf sich nimmt, mit diesem Schicksal all das Leiden, das es ihm auferlegt,
in der Art, in der ein Mensch das Leiden als ›sein Kr
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uz‹ auf sich nimmt
, darin eröffnet sich auch noch in den schwierigsten Situationen und noch bis zur letzten Minute des Lebens eine Fülle von Möglichkeiten, das Leben sinnvoll zu gestalten.« Glauben wir Frankl, sind die Häftlinge selbst verantwortlich, ob sie überleben oder nicht (S. 98 ): »Die psychologische Beobachtung an den Lagerhäftlingen hat vor allem ergeben, daß
nur derjenige in seiner Charakterentwicklung den Einflüssen der Lagerwelt verfällt, der sich zuvor geistig und menschlich eben fallen gelassen
hat; fallen ließ sich aber nur derjenige, der
keinen inneren Halt
mehr besaß!« [Hervorhebg. v. Frankl] Frankl hält am 25 . März 1949 bei der Gesellschaft der Ärzte in Wien eine Gedenkrede für im KZ ermordete Mediziner. Er berichtet von zwei jüdischen Kollegen, mit denen er »im Lager« (in Auschwitz?) angeblich sprechen konnte, »kurz bevor sie dort starben«. Frankl ( GW 2 , S. 232 ): »Und es war in ihren letzten Worten kein einziges Wort des Hasses – nur Worte der Sehnsucht kamen über ihre Lippen – und Worte des Verzeihens; denn was sie hassten und was wir hassen, sind niemals Menschen – Menschen muß man verzeihen können; was wir hassten, war nur das System – das die einen [die SS ] in Schuld brachte – und den anderen den Tod brachte.« So ähnlich hatte es bereits 1946 Grabner, der Chef der Lager-Gestapo, formuliert: »An diesem Verbrechen war der Nationalsozialismus schuld. Ich habe nur mit Rücksicht auf meine Familie mitgewirkt an der Ermordung von etwa 3 Millionen Menschen.« Frankl hat die Gaskammern nie gesehen. Dennoch schildert er mit der vermeintlichen Autorität des Auschwitz-Überlebenden, die Opfer seien gefaßt und betend »ins Gas« gegangen ( GW 2 , S. 233 ): »Der Mensch ist jenes Wesen, das immerhin die Gaskammern erfunden hat, aber er ist zugleich auch jenes Wesen, das in ebendiese Gaskammern hineingeschritten ist in aufrechter Haltung und das Vaterunser oder das jüdische Sterbegebet auf den Lippen.« Jahrzehnte später, am 26 . Juni 1985 in Salzburg, wird er dies wiederholen ( GW 2 , S. 288 ): »Der Mensch ist das Wesen, habe ich einmal gesagt, das die Gaskammern erfunden hat, aber er ist auch das Wesen, das in eben diese Gaskammern eingetreten ist erhobenen Hauptes, aufrecht und mit der Marseillaise oder dem Vaterunser oder mit dem Sch’ma Jisrael auf den Lippen.« Ella Lingens in ihren Erinnerungen: »Ein bekannter Psychiater, der nur einen einzigen Tag in Auschwitz zubrachte – danach kam er in ein Außenlager –, behauptete einmal (ich glaube, es war in einer Fernsehsendung), die Juden seien erhobenen Hauptes in die Gaskammern geschritten. Er kann sie nie gesehen haben: Wer so lange nichts gegessen hat, dessen Blutzuckerspiegel sinkt auf ein Niveau, das jedes Heben des Kopfes ausschließt.« Frankls Lebenserinnerungen
Was nicht in meinen Büchern steht
( 4 . Auflage 2011 ) werden im Klappentext des Verlags vorgestellt: » 1945 gehörte er zu den wenigen, die das Konzentrationslager Auschwitz überlebt haben.« Der Drei-Tage-Häftling selbst: »Und so kam ich nach Auschwitz. Es war das
experimentum crucis
.« Die meisten, die überlebten, mußten erfahren, daß niemand von ihrem Leid wissen wollte. Frankl wurde dagegen als vermeintlicher Auschwitz-Überlebender mit Ruhm und Anerkennung überhäuft, wohl deshalb, weil er den Opfern Versöhnung predigte und die Schuld der Täter weitgehend beschwieg. Die exkulpierte Gesellschaft dankte mit Ehrendoktorhüten und Lehraufträgen.
Franz , Anneliese
KZ -Wärterin
* 28 . 12 . 1913 Görlitz. SS -Aufseherin im Kommando Rajsko, später Block- und Kommandoführerin in den Häftlingsküchen des Frauenlagers Birkenau. Häftlingsschreiberin Kagan ( AV , Bl. 3159 ): »Sie kam als Nachfolgerin der Weniger im Jahre 1943 als Aufseherin ins Stabsgebäude. Sie schickte ebenfalls kranke Frauen nach Birkenau zur Vergasung.« Zuletzt KZ Mühldorf. † 29 . 8 . 1956 Arnsberg.
Franz , Johann
SS -Sturmmann ( 1944 )
* 19 . 7 . 1907 Roth-Koblenz. Beruf: Färber.
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