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Auschwitz

Auschwitz

Titel: Auschwitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Rees
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Ermittlungen im Fall Höß verliefen ergebnislos. Als er im Oktober 1944 Hodys verhörte, war die Rote Armee bereits auf dem Vormarsch, und es wurde klar, daß nicht nur Auschwitz, sondern auch das gesamte Deutsche Reich bedroht war. Was seine Untersuchungen im Vorjahr in Auschwitz betraf, hatte Morgen allerdings beachtliche Erfolge aufzuweisen: Er brachte nicht nur einzelne SS-Soldaten wegen Korruption vor Gericht, sondern auch den Mann, der für die Greuel in Block 11 verantwortlich war: Maximilian Grabner. Das Bizarre an dem Fall war allerdings, daß Grabner vorgeworfen wurde, er habe Häftlinge hinrichten lassen, ohne die erforderliche »Genehmigung« in Berlin eingeholt zu haben. Es erscheint absurd, daß Morgen mit aller Härte gegen Grabner vorging, während er die Morde in den Gaskammern von Birkenau ignorierte. Aber vermutlich waren die Massentötungen von höchster Stelle »abgesegnet« worden. Grabner sagte zu seiner Verteidigung, daß Höß ihm die Erlaubnis erteilt hätte, in Block 11 »aufzuräumen«, indem er Gefangene erschießen ließ. Höß selbst wurde nie angeklagt, was er höchstwahrscheinlich seinen Gönnern in der SS-Führung zu verdanken hatte. Grabner hingegen, der über keinerlei »Beziehungen« verfügte, mußte sich vor einem SS-Gericht verantworten. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Nach dem Krieg wurde Grabner von den Alliierten der Kriegsverbrechen angeklagt und hingerichtet.
    Es ist schwierig, sich ein klares Bild von den Hintergründen der gesamten Untersuchungsaktion und den Motiven aller Beteiligten zu machen. Die Männer, die sich nach dem Krieg bereit erklärten, darüber auszusagen – Höß, Grabner und Morgen selbst – hatten dafür ihre ganz persönlichen Gründe: Für Grabner war es die Tatsache, daß Höß ihn zu seinem Vorgehen ermächtigt hatte; Morgen wiederum sah sich als unbestechlicher Wahrheitssucher; und für Höß zählte, daß er trotz seiner bereitwilligen Beteiligung am Vernichtungsprogramm in Auschwitz Himmlers Grundsatz stets treu geblieben war und nie etwas für sich genommen hatte. Festzustehen scheint, daß es für einige Maßnahmen, die Morgans Ermittlungen nach sich zogen, SS-interne Gründe gab, darunter die Entscheidung im Herbst 1943, Höß seines Amtes als Lagerkommandant zu entheben. Höß’ Entlassung wurde als »Beförderung« getarnt, indem man ihn auf einen ranghöheren Posten im Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt in Berlin versetzte. Doch Höß wollte nicht gehen. Briefe zwischen Hitlers mächtigem Sekretär Martin Bormann und Himmler belegen, daß Bormann sich für Höß einsetzte. Doch Himmler ließ sich nicht umstimmen: Höß würde aus dem Lager abgezogen werden. 21
    Eines der letzten größeren Projekte, die Höß in Auschwitz realisierte, ist zugleich eines seiner ungewöhnlichsten, schien es doch mit dem ursprünglichen Konzept des Lagers völlig unvereinbar zu sein. Er ließ im Stammlager ein Bordell für privilegierte Häftlinge bauen. Der Standort hätte kaum exponierter sein können: Block 24, der sich unmittelbar neben dem Haupttor mit der Inschrift »Arbeit macht frei« befand. Allerdings war Auschwitz nicht das erste Konzentrationslager, das ein Bordell bekam; tatsächlich hatten bereits vier andere Lager eine solche Einrichtung. Himmler war zu der Ansicht gekommen, daß die Bereitstellung von Bordellen die Produktivität in den Konzentrationslagern erhöhen würde, da sie den »schwer arbeitenden« Gefangenen (jedoch nicht den Juden) einen Anreiz boten, noch härter zu arbeiten. Nachdem er im Mai 1941 eine Inspektionsreise nach Österreich unternommen hatte, veranlaßte er den Bau von Bordellen in Mauthausen und Gusen (die im Sommer 1942 eröffnet wurden). Nach einem Besuch in Buchenwald im März 1943 ordnete er für dieses und weitere Lager ebenfalls die Einrichtung von Bordellen an. Im Mai desselben Jahres gab der ihm treu ergebne Oswald Pohl die notwendigen Befehle an die Kommandanten der Konzentrationslager heraus. 22
    Der Pole Jósef Paczyński 23 , einer der politischen Gefangenen, die im Sommer 1943 in Block 24 wohnten, mußte laut lachen, als er die Neuigkeit erfuhr. Doch es war kein Witz. Er und seine Mitgefangenen wurden aus Block 24 verlegt, und in den folgenden Tagen konnte er beobachten, wie Zimmermanns- und Maurerkommandos den großen leeren Raum im ersten Stock der Baracke in kleine Zimmer unterteilten: »Dann strichen sie die Wände in schönen Farben, stellten Betten hinein und hängten sogar Vorhänge

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