Ausersehen
finden Sie nicht, Mylady?“, fragte Alanna.
„Ja, jetzt, wo du es sagst … er hat einen guten Widerrist, und ich kann sein … nennen wir es enormes Durchhaltevermögen nur bestätigen“, erwiderte ich.
Ich quietschte erschrocken auf, als das Objekt unserer Spekulationen einen Satz auf mich zumachte und mich in seine Arme hob. Alanna sprang aus dem Weg und öffnete ihm die Tür. Als er mich in den Flur trug, murmelte er etwas von „Guter Widerrist, da kannst du drauf wetten“ vor sich hin. Ich war mir aber nicht ganz sicher, weil Alanna so laut lachte. Ich schaute über seine Schulter und sah, dass sie sich die Seiten hielt, während sie hinter uns hereilte und vergebens versuchte, ihr Kichern zu unterdrücken. Ich schlang meine Arme um ClanFintans Nacken und hielt mich fest; er würde sicher aufpassen, dass mein Tuch nicht verrutschte.
Viel zu schnell erreichten wir die Tür zu den Baderäumen. Die beiden Wachen standen stramm. Ich bemerkte, dass ClanFintan den beiden erst einmal direkt in die Augen sah, bevor er seinen Kopf zu mir hinunterbeugte und mir einen langen, tiefen Kuss gab. Ungefähr in diesem Augenblick schloss Alanna zu uns auf und öffnete die Tür.
ClanFintan setzte mich ab, und widerstrebend ließen wir einander los.
„Wirst du bei der Segnung an meiner Seite sein?“ Mir fiel auf, wie wehmütig ich klang bei dem Gedanken daran, von ihm getrennt zu sein.
Verdammt, mich hatte es schwer erwischt.
„Ich werde an deiner Seite sein.“ Er warf den Wachen einen Blick zu. „Wo ich hingehöre.“
Er gab mir noch einen Kuss. Bevor er sich zum Gehen wandte, sprach er die beiden Krieger an. „Beschützt Mylady mit eurem Leben. Wenn irgendjemand sie anrührt, werde ich ihn umbringen.“
Mannomann, ich nehme an, er hatte auch von den hässlichen Gerüchten gehört, die sich um Rhiannon und ihre Männer rankten.
Die Wachen salutierten. ClanFintan sah befriedigt aus und strich mir noch einmal sanft über die Wange. Dann drehte er sich elegant um und trabte den Flur entlang, wobei er absichtlich laut mit den Hufen klapperte und dabei sehr zufrieden mit sich wirkte.
Ich verschwand kurz auf das Örtchen, während Alanna die richtigen Flaschen und Bürsten zusammensuchte. Dann ließ ich mein Laken fallen und glitt vorsichtig in das wohltuende Heilwasser.
Alanna setzte sich neben mich auf den Rand und reichte mir den Schwamm und eine Flasche mit der Seife, die ich so gern mochte.
Ich fing an, mich einzuseifen, und lächelte, als ich kleine Knutschflecken auf der Innenseite meiner Schenkel entdeckte.
„Es scheint, als wenn die letzte Nacht gut gelaufen wäre.“
„Liebes, die letzte Nacht war spektakulär.“
Wir grinsten.
„Hast du zugesehen, wie er den Wandel vollzogen hat?“ Ihre Stimme vibrierte vor Neugierde.
„Es war das Erstaunlichste, was ich je in meinem Leben gesehen habe.“ Ich schaute sie an. „Hast du so etwas noch nie gesehen?“
„Oh nein!“ Sie sah beinahe schockiert aus – dann lächelte sie und zog an einer meiner feuchten Locken. „Ich vergesse immer wieder, dass du diese Dinge nicht wissen kannst. Es gibt nur sehr wenige Gestaltwandler, und der Wandel ist ihnen heilig. Es ist etwas, von dem nur andere Hohe Schamanen oder, wie in deinem Fall, Partner von Hohen Schamanen je Zeuge werden dürfen. Nach dem Wandel kann ein Schamane in jeder von ihm gewählten Form eine Zeremonie oder eine Predigt für das Volk abhalten, aber er oder sie würde sich niemals vor Publikum verwandeln.“
Ich dachte einen Moment darüber nach. „Wusstest du, dass es ihnen wehtut, sich zu verwandeln?“
„Nein!“
„Sehr wahrscheinlich wollen sie deshalb nicht, dass jemand sie dabei sieht.“ Ich erinnerte mich an den Ausdruck auf ClanFintans Gesicht, als sein Körper die Gestalt gewechselt hatte. „Sie wollen nicht, dass die Leute wissen, wie schmerzhaft es für sie ist.“
Alanna nahm meine seifigen Hände in ihre. „War es schwer für ihn?“
Ich nickte. „Aber er sagte, nichts von Wert sei ohne Schmerzen zu erlangen.“
„Glaubst du, dass die Nacht den temporären Schmerz wert gewesen ist?“
Ihre Stimme klang weise, und ich drückte dankbar ihre Hand. „Er hat sich zumindest so benommen.“
„Dann würde ich ihm auch glauben und mir das schöne Erlebnis davon nicht überschatten lassen.“
Bis wir jetzt darüber sprachen, war mir gar nicht bewusst gewesen, wie sehr es mich beschäftigt hatte.
„Ich schätze, er weiß, was er tut.“
„Ja, das scheint so.“ Ich
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