Ausersehen
an. „Ich meine, ja, ich weiß noch weitere Gebete.“
Erleichtert lächelte sie.
Gut, dass wenigstens einer von uns wusste, was er tat – und damit meinte ich nicht mich.
„Liebes, wie lange wird das dauern?“
„Oh, nicht lange. Die Morgensegnung ist ein kurzer Gottesdienst, den Eponas Auserwählte alle zwei Wochen ausübt, um das Volk an Eponas Liebe für sie alle zu erinnern. Und in der ersten Vollmondnacht musst du den rituellen Tanz und ein Opfer darbringen.“
Na super, ich konnte es kaum erwarten.
„Also sollte ich heute Morgen lieber nichts von dem Problem mit den Fomorianern erzählen? Ich hatte gedacht, dass das mit ein Grund dafür sei, weshalb ich zu den Leuten sprechen soll.“
„Rhea, ich denke, du solltest erwähnen, dass wir uns bewaffnen, und du solltest Epona um ihren Schutz gegen das Böse bitten, aber …“ Ihre Stimme erstarb, und sie sah sehr unbehaglich aus.
„Was? Wirklich, Alanna, ich will nicht nur deinen Rat, ich brauche ihn. Ich bitte dich als Freundin: Sag mir die Wahrheit.“ Hier saß ich, splitterfasernackt und mit nur halb aufgetragenem Make-up. Ich meine, wie viel ernsthafter könnte ich meine Bitte noch vortragen?
Ich sah ihrer Miene an, dass sie zu einem Entschluss gekommen war. Ihr Blick traf meinen im Spiegel.
„Ich glaube nicht, dass du deinem Volk irgendwelche Details des Krieges mitteilen solltest. Nimm die Gelegenheit war, ClanFintan als den von dir erwählten Häuptling der Krieger vorzustellen. Er ist in der Führung von Kriegen genauso geschult wie in der Führung von Menschen.“ Sie schaute mich ein bisschen verlegen an. „Ich mag mich irren, aber ich glaube nicht, dass du gelernt hast, Männer in die Schlacht zu führen.“
Wie kam sie nur darauf?
„Noch glaube ich, dass du mit Männern so viel Erfahrung hast wie Rhiannon.“
Ich denke gern, dass sich ein nicht zu kleiner Anteil an Männern zu mir hingezogen gefühlt hat, aber einhundert Wachmänner … das ist einfach nur gefräßig.
„Äh, nein. Und danke für deinen Rat. Ich stimme dir vollkommen zu.“ Sie wirkte erleichtert. „Herrje, hör endlich auf, dir Sorgen darüber zu machen, dass du mir auf die Füße treten könntest.“
Verwirrung breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
„Ich meine, du musst keine Angst haben, mein Ego zu verletzen. Ich bin total abhängig von dir – also sei einfach ehrlich.“
„Das kann ich.“
„Gut.“
„Und ich hab mich gefragt – was heißt ‚Herrje‘?“
„Das Wort benutze ich, um mich vom Fluchen abzuhalten.“
„Oh. Es scheint nicht sonderlich gut zu wirken“, erwiderte sie sehr sachlich.
„Ach was“, sagte ich mit offenem Mund, während ich den Lippenstift auftrug. „Ich denke, ich bin bereit für die Zeremonienrobe.“
„Setz das hier schon mal auf, während ich das Gewand hole.“ Sie reichte mir das Diadem, und wieder war ich hingerissen von seiner Schönheit.
„Ich hoffe, es gibt dazu passende Ohrringe?“
„Ja“, rief sie mir über die Schulter zu. Sie stand vor einer der vielen Schranktruhen, die sich an der entfernten Wand entlangzogen. „Schau mal in der dir am nächsten stehenden Schatulle nach. Darin sollten passende Ohrringe und ein Armband liegen.“
Glücklich stöberte ich durch die Juwelen, bis sie zurückkam.
„Hier.“ Sie reichte mir einen seidenen Tanga, der aussah, als wäre er aus flüssigem Gold. Langsam kam mir der Verdacht, dass Rhiannon Panik davor hatte, ihre Unterwäsche könnte sich unter den Kleidern abzeichnen.
„Jetzt steh auf und strecke deine Arme zur Seite aus. Dieses Gewand ist etwas komplizierter zu wickeln.“
Ich wandte mich ihr zu und tat, was sie sagte. Fasziniert bestaunte ich den goldenen Wasserfall, den sie sorgfältig um meinen Körper wand. Ich stand ganz still, während sie wickelte und wickelte und wickelte …
„Hey, wo ist das Oberteil zu diesem Ding?“
Sie war fertig. Sie hatte keine Nadeln oder Klammern benutzt, und es war mir ein Rätsel, wie das Material an meinem Körper blieb. Der Rock war lang, hatte aber mehrere Schlitze (sogar mehr noch als Rhiannons sonstige Kleidung), sodass ich mir vorstellen konnte, wie hübsch es über Epis Rücken fallen würde, wenn ich auf ihr säße. Das war also okay. Es war mehr das Oberteil, das mir Sorgen machte. Es war höchst künstlerisch so um meinen Oberkörper gewickelt, dass es meine beiden Brüste total nackt ließ.
„Rhea …“, Alanna schien einem Lachkrampf gefährlich nahe, als sie meinen panischen
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