Ausersehen
seufzte sehnsüchtig, während ich mich weiter mit der gut duftenden Seife einschäumte. „Alanna, er war wirklich wundervoll.“
„Und er ist dir zutiefst zugetan.“
Ich paddelte zum tieferen Teil des Beckens, um mich abzuspülen und darüber nachzudenken, was Alanna gerade gesagt hatte. Zugetan … war er mir ausreichend zugetan, um mein wahres Ich zu lieben?
„Alanna“, platzte es aus mir heraus. „Was, wenn er mir nicht zugetan ist? Was, wenn seine Gefühle Rhiannon gelten und er seine Meinung ändert, sobald er erfährt, wer ich wirklich bin?“
Alanna lächelte mich freundlich an. „Aber er liebt dich.“
Ich kaute auf meiner Unterlippe.
„Vielleicht solltest du es ihm sagen.“
„Was?“, quietschte ich. „Aber du hast doch gesagt, dass meine Identität geheim bleiben muss.“
„Das war, bevor er dich geliebt hat.“
„Ich weiß nicht, Alanna. Was zwischen uns passiert, ist noch zu neu.“
„Du hast Angst, ihm die Wahrheit zu sagen“, erwiderte Alanna.
„Ich habe Angst, das zu verlieren, was ich gerade erst gewonnen habe.“
„Ich denke, dass du den Hohen Schamanen unterschätzt, aber ich glaube, die Zeit wird das noch ändern. Wenn ein Mann einer Frau wirklich ergeben ist, wahrt er ihre Geheimnisse.“
Ich meinte, einen leicht traurigen Beiklang in ihrer Stimme zu entdecken, und wollte gerade ansetzen, sie dazu zu befragen, da unterbrach sie mich mit einem kecken „Rhea, du musst jetzt rauskommen. Die Segnung des Volkes findet statt, sobald die Sonne sich weit genug über den östlichen Horizont erhoben hat, um sich im Fluss zu spiegeln“.
Widerstrebend verließ ich das warme Wasser und wickelte mich in das dicke Handtuch, das Alanna mir reichte.
„Wie viel Zeit habe ich noch?“
„Ungefähr so lange, wie es dauert, dir die Zeremonienkleidung anzulegen – wenn wir uns beeilen.“ Sie führte mich bestimmt zu einem Frisiertischchen.
„Warum rufst du nicht ein paar der Nymphen, damit sie uns helfen, wenn wir es so eilig haben?“ Mein zerknittertes Spiegelbild schien mir mehr als nur ein Paar Hände zu brauchen, um wieder einigermaßen hergestellt zu werden.
Alanna rieb mir irgendein öliges Zeug in meine wilden Locken. Es roch gut, aber ich bezweifelte, dass es irgendeinen Effekt auf meine widerspenstigen Haare hatte.
„Nachdem ich dein Zimmer letzte Nacht verlassen habe, kam Tarah zu mir und berichtete, dass einige deiner Mägde sich nicht wohlfühlen.“ Sie lächelte mir scheu im Spiegel zu. „Ich denke, sie sind einfach nur erschöpft davon, sich um so viele Familien zu kümmern, denn ich habe sie dazu eingeteilt, auf die kleinen Kinder aufzupassen. Ich nehme an, dass du ihnen wegen ihrer Faulheit einmal ordentlich die Leviten lesen solltest.“
„Auf gar keinen Fall. Ich habe das Babysitten immer gehasst. Lass sie schlafen.“
„Sie werden während der Zeremonie heute Morgen bei dir sein. Vielleicht wird ein Vormittag ohne ihre Lasten sie erfrischen, sodass sie sich danach unerwartet erholt fühlen.“
Ich lächelte zwar, fühlte aber bereits, wie die Nervosität sich in meinem Körper ausbreitete.
„Was zum Teufel muss ich eigentlich tun?“ Ich fing an, mir das Gesicht zu pudern, während Alanna noch mit meinen Haaren beschäftigt war.
„Nah am Ufer des Flusses …“
„Der Geal heißt, richtig?“
„Ja, das bedeutet ‚hell‘. Der westliche Flussarm, der am Tempel der Musen vorbeiführt, heißt …“ Sie verstummte.
„Irgendwas mit Cal?“
„Calman, richtig. Das bedeutet ‚Taube‘. Zusammen ergeben sie den Helle-Tauben-Fluss, was du sofort erkennen würdest, wenn du sehen könntest, wie sie zusammenfließen. Die Stromschnellen sehen aus wie glitzernde, flatternde Vögel.“
„Cool – mach weiter. Tut mir leid, dass ich dich unterbrochen habe.“
„Du wirst auf Epona reiten …“
Ein dickes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.
„… und zwar bis zum Heiligen Tor , das ist ein Hügel neben dem Fluss. Da wirst du, immer noch auf der Stute sitzend, das Volk segnen, während die Sonne den Fluss segnet.“
„Muss ich etwas Bestimmtes sagen? Irgendeine rituelle Handlung durchführen oder so?“ Ich hoffte, dass Alanna mir den Text sagen konnte.
„Nein. Rhiannon schrieb immer ihre eigenen Gebete und Segenssprüche.“ Sie sah besorgt aus. „Du hast dich an deinem Hochzeitstag gut geschlagen, und ich nahm an, du hättest keine Schwierigkeiten, mit einem weiteren Gebet aufzuwarten.“
„Nein!“ Sie schaute mich schockiert
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