Ausersehen
einen Kuss zu geben. Schläfrig streckte ich meine Hand aus und berührte das Fell, das sein Bein bedeckte. Ich ließ meine Finger leicht darübergleiten.
„Guten Morgen.“ Meine Stimme klang noch verschlafen. „Das Licht hat mich überrascht. Ich dachte, die dicken Vorhänge würden nur eine weitere Wand verdecken, nicht Fenster und einen Garten.“
„Was? Rhiannon, wie kannst du denn dein eigenes Schlafgemach nicht kennen?“
Oh. Nach dieser Frage war ich jetzt wirklich wach.
Mir fiel auf, dass meine Stimme nicht das Einzige an mir war, das noch zu schlafen schien. Großartig, ich hatte es verbockt. Ich setzte mich abrupt auf, rieb mir die Augen und versuchte, Zeit zu schinden. Durch meine Finger konnte ich sehen, dass ClanFintan mich eindringlich musterte.
„Das gibt’s doch nicht. Ich hatte einen wirklich verrückten Traum. Mein ganzes Zimmer war umgebaut worden und, äh, das war so realistisch, dass ich dachte, es wäre wirklich passiert …“ Meine Stimme erstarb.
Er öffnete den Mund, um mich weiter zu befragen, und ich beschloss, dass Ablenkung die beste Verteidigung war, stand auf und warf mich in seine Arme. Er fing mich instinktiv auf, und ich küsste ihn auf den Hals und liebkoste seine Schultern.
„Jetzt bin ich wach.“ Ich fühlte, wie seine Brust unter seinem Lachen zitterte, und entspannte mich. Ich musste wirklich dringend mit Alanna reden und sie fragen, wieso ich ihm nicht sagen durfte, wer ich wirklich war.
Es wurde laut an der Tür geklopft. ClanFintan legte mich wieder aufs Bett, und ich wickelte ein Laken um meinen nackten Körper, bevor ich „Herein!“ rief.
Alanna trat ein. Sie lächelte uns wissend an und sagte: „Mylord, Mylady, ich hoffe, Sie hatten eine ereignisreiche Nacht.“
ClanFintan schnaubte (was, wie ich annahm, Zustimmung bedeutete), und ich errötete wie eine Jungfrau (die ich ganz sicher nicht mehr war).
Sie sprach weiter, wobei ihr breites Grinsen noch breiter zu werden schien. „Rhea, ich dachte, du möchtest vielleicht die Baderäume aufsuchen und dich frisch machen, bevor du den Segen für das Volk sprichst?“
Mein Gesicht fühlte sich immer noch heiß an, als ich nickte.
Alannas Augen funkelten vergnügt, als sie sich an ClanFintan wandte. „Und Mylord möchte uns vielleicht Gesellschaft leisten? Ich bin sicher, die Mädchen und ich werden ihn schön waschen und striegeln können.“ Sie konnte ihre Freude kaum verbergen und hielt kurz inne. „Einige der Jungfern haben sich schon freiwillig für die Aufgabe gemeldet.“
ClanFintan verzog sein Gesicht zu einem wölfischen Grinsen, und ich sprang schnell auf – wobei ich aufpasste, nicht auf mein Lakenkleid zu treten – und boxte ihn in die Rippen.
Zufrieden hörte ich, dass sein Lachen von einem kleinen Aufstöhnen begleitet wurde. Er schlang seine Arme um mich und hielt mich fest (sehr wahrscheinlich nur, damit ich ihn nicht noch einmal schlagen konnte, und Gott weiß, es würde nicht viel bringen, ihm auf den Huf zu treten).
Ohne mich anzuschauen, erwiderte er: „Ich denke, ich werde mich in den Baderäumen der Krieger frisch machen. Ich muss vor der Zeremonie sowieso noch mit der Nachtwache sprechen, aber danke für das sehr freundliche Angebot.“ Er drückte meine Schultern.
„Huh“, war alles, was ich sagen konnte.
Ich löste mich aus seiner Umarmung und ging in Richtung Tür. An Alanna gewandt sagte ich: „Komm, lass uns gehen, ich brauche dringend ein Bad.“ Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass beide über mich lachten. Als ich am Fenster vorbeikam, erhaschte ich einen Blick auf mein Spiegelbild; eingewickelt in ein zerknittertes Laken, die Haare zu allen Seiten abstehend und den Kopf erhoben in dem Versuch, einen würdigen Abgang hinzulegen. Kein Wunder, dass dieser Anblick ihr Komikzentrum traf.
Und auch meins. Das Kichern begann in meiner Brust und sprudelte aus meinem Mund, noch bevor ich bei Alanna angekommen war. Sie legte einen Arm um meine Schultern, und wir lachten beide. ClanFintan war mir gefolgt, und ich schaute ihn mit einem breiten Grinsen an.
„Haben sie wirklich angeboten, ihn zu waschen?“, fragte ich Alanna.
„Sie haben sich sogar gestritten, wer die Aufgabe übernehmen darf.“
Wir legten unsere Köpfe aneinander und taten so, als würden wir den vor uns stehenden Zentauren begutachten. Er stemmte die Hände in die Hüfte und schaute uns an, als wären wir nun vollends verrückt geworden.
„Hm. Es ist eigentlich ein ganz nett aussehender Zentaur,
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