Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
vernichtete. Egal wie ich es drehte und wendete, es gab tatsächlich nur eine Möglichkeit. Heiß brannten mir die Tränen auf meinen Wangen, als ich meinen Kopf hob und Mael in die Augen blickte.
„Nun?“
Ich schluckte schwer vor Abscheu und sprach leise die Worte, die Mael so unbedingt hören wollte.
„Fick mich.“
40
Ich hörte Franziska irgendwo auf dem Boden durch ihren Knebel hindurch schreien und an ihren Fesseln reißen, sodass das gegenüberliegende Bett wie ein Kuhschwanz wackelte. Doch es bewegte sich keinen Millimeter vom Fleck. Wahrscheinlich am Boden festgeschraubt, dachte ich mir noch.
Klasse.
Jetzt war nicht nur Daron neben mir unfreiwilliger Zuhörer meiner Vergewaltigung, falls man es noch als eine solche bezeichnen konnte.
Jetzt hatten wir auch noch eine Zuschauerin.
Nicht, dass das noch groß etwas ausgemacht hätte. Ich hatte bereits meinen gesamten Schampegel für dieses Leben ausgeschöpft. Was machte da noch eine Peepshow oben drauf? Wenn ich dadurch Daron vor dem Aevum retten konnte, dann war es mir das wert, auch wenn sich unsere Liebe dadurch nie erfüllen würde. Doch ich hatte mich entschieden. Lieber ein Dasein in dem Bewusstsein, dass es irgendwo da draußen einen lebendigen Daron gab, und dafür fünf Minuten die Beine für ein Ekelpaket breit gemacht, als unbefleckt davonzukommen und den Mann auf dem Gewissen zu haben, der mir mehr bedeutete als meine eigene Existenz. Ganz abgesehen davon, dass ich mir sicher war, dass Mael mich trotzdem vergewaltigen würde, nachdem er Daron für immer in die Anderswelt geschickt hatte. Er hatte mir einfach schon einen viel zu tiefen Blick in den Abgrund seines Charakters gewährt.
Mit einem überaus zufriedenen Lächeln zog Mael behutsam die Nadel zurück aus Darons Armbeuge und drapierte die Spritze fein säuberlich auf das Laken neben Darons Hand.
„Braves Mädchen. Ich hatte gehofft, du würdest dich so entscheiden.“
Natürlich hast du das, du Scheißkerl!, fluchte ich gedanklich vor mich hin. Schließlich schlägst du Sadist damit gleich drei Fliegen mit einer Klappe!
Langsam begann er, erst sein Shirt auszuziehen und schließlich seine Hose zu öffnen. Ich musste wegschauen. Ich wollte einfach nicht sehen, was sich darunter verbarg, zu sehr war ich angewidert von dem, was mich erwartete. Zu sehr angewidert von dem, dem ich aus Mangel an Alternativen zugestimmt hatte. Doch ausgesprochen war ausgesprochen. Wie sagte man früher beim Fangenspielen im Kindergarten? Ohne Rückgabe.
Es war mir trotz allem ein erstaunlich Leichtes, meine Gefühle in diesem Moment auf Null zu schrauben. Ich wusste ja, was mich erwartete. Mael würde es sicher nicht schön für mich werden lassen, so realistisch war ich. Er würde es bis zur letzten Sekunde ausnutzen, dass ich ihm ausgeliefert war.
Wozu also noch aufregen?
Kontrolle, Aline, behalte verdammt noch mal die Kontrolle!
Mein soeben noch bis zum Hals schlagendes Herz verlangsamte seinen Puls augenblicklich. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf meine Atmung und schraubte sie auf ein normales Level herunter. Hätte ich vor Panik hyperventiliert, Mael hätte mir sicher keine Tüte zum Inhalieren gereicht.
In dem Moment, als er mir das Laken vom Körper zog, bemerkte ich an der Art, wie der Stoff von mir glitt, dass ich darunter völlig nackt war. Dieser Schweinepriester hatte mich also schon vorsorglich präpariert. Nein, überlegte ich, das war nicht sein Stil. Ein leiser Schock durchfuhr meinen Magen.
Harry.
Er hatte Harry angewiesen, mich auszuziehen, zu fesseln und meine Beine links und rechts am Fußende zu befestigen.
Spitze.
Kurz vor seinem qualvollen Ableben hatte Harry also doch noch das bekommen, was er wollte, nämlich einen Blick zwischen meine Beine. Ich hoffte zumindest, dass es nur ein Blick gewesen war und nicht mehr. Nein, ich war mir sicher, dass Mael das bestimmt unterbunden hätte, denn er war nun mal nicht der Typ, der gerne die zweite Geige spielte. Nennen Sie mich kalt und herzlos, aber in diesem Moment gönnte ich Harry nachträglich jede einzelne Sekunde Schmerz, die Mael ihm beim Weichkochen seines Hirns bereitet hatte.
Ich vernahm, wie Stoff raschelte und anschließend eine Gürtelschnalle klappernd zu Boden fiel.
„Ach, komm schon, Aline, so macht das doch überhaupt keinen Spaß“, hörte ich Mael neckisch mit mir schimpfen wie mit einem kleinen Kind. „Willst du nicht wenigstens sehen, was dir gleich eine riesige Freude bereiten
Weitere Kostenlose Bücher