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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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versteckt hatte. Durch das Spionageprogramm war es mehr als simpel, mittels der IP deines Laptops deinen Standort zu bestimmen. Der Rest ist Geschichte.“
    Die Kamera. Wie Schuppen fielen es mir von den Augen: das Foto auf dem Bett! An dem Morgen, als Daron sich vor meiner Wohnung von mir verabschiedet hatte, hatte ich in nicht allzu ferner Hörweite einen lauten Krach wahrgenommen. Später war Harry überraschend bei mir in der Arbeit aufgetaucht und hatte mir irgendwas von einem Pärchen, einem Sturz und seiner kaputten Canon erzählt. Nun wusste ich, welches verliebte Pärchen er da fotografiert hatte. Big Brother had watched us.
    Trotz des Kopfschmerzes schaffte ich es, voller Verachtung aus zu schnauben.
    „Und du Narr glaubst allen Ernstes, dass Mael dich verschonen wird? Wenn du so naiv bist, dass du das glaubst, Harry, dann sinkst du noch tiefer in meiner Achtung, als du aktuell sowieso schon bist. Verschmähte Liebe ist eine Sache. Ein Kuhhandel mit einem irren Sündentod definitiv eine andere.“
    „Oh, bitte, du tust mir unrecht, Chérie“, ereiferte sich Mael, riss seine eisblauen Augen weit auf und griff sich in gespieltem Entsetzen an die Brust. „Ich bin ein Ehrenmann, und wenn ich mein Wort gebe, dann halte ich es auch. Und du sollst Zeugin dessen werden.“
    Elegant erhob sich er sich aus seiner Position neben meinem Bett, legte die Spritze mit dem Aevum sorgsam auf den Nachttisch und wandte sich dem Mann zu, von dem ich mal geglaubt hatte, er sei trotz seiner oberflächlichen Bettspringerei einfach nur ein einsamer, lieber Kerl, der sich nichts weiter wünschte, als endlich die große Liebe zu finden. So konnte man sich irren. Obwohl … auf eine verdrehte Art und Weise stimmte das ja sogar. Allerdings hatte ich zwei Faktoren nicht mit einberechnet.
    Neid.
    Und Verrat.
    Diese Worte schmeckten noch säuerlicher in meinem Mund als die ätzende Note der puren Gallenflüssigkeit. Fairerweise musste ich mir aber eingestehen, dass ich nicht wusste, ob ich an seiner Stelle nicht genauso verzweifelt nach jedem sich mir bietenden Strohhalm gegriffen hätte. So heilig war ich dann nämlich auch wieder nicht.
    Ein Hirntumor war keine schöne Art, diese Welt zu verlassen.
    Nein, wirklich nicht.
    „Dann lass uns mal beginnen“, hörte ich Maels Stimme. Ich blickte von meinem Kopfkissen nach oben. Bedächtig legte Mael seine linke Hand auf Harrys Schulter, die rechte Hand platzierte er auf dessen Stirn, und sogleich schlossen beide synchron die Augen. Unter der Hand begann es erst leicht, dann immer stärker hell zu leuchten, bis sich kleine Wellen voller Licht kreisförmig nach außen bewegten, als ob man einen Stein ins Wasser geworfen hatte. So standen sie beide kurze Zeit still, bis Harry irgendwann unter dieser Behandlung die Augen öffnete. Ein Strahlen erleuchtete sein Gesicht.
    „Er ist weg! Mael, ich kann es spüren, er ist weg. Du kannst aufhören … Mael … du … kannst …“
    Wo soeben noch Erleichterung und Freude vorgeherrscht hatte, füllte schlagartig blankes Entsetzen Harrys Augen, und er begann, mit seinem Mund einen lautlosen Schrei zu formen. Die gleißenden Wellen über seiner Stirn verfärbten sich von einer Sekunde auf die andere schwarz. Ich kannte dieses schwarze Licht bereits und wusste, was es zu bedeuten hatte. Es hätte mich ehrlich gesagt sogar gewundert, wenn Mael sich an den Deal gehalten hätte. Ich konnte nichts tun, als angekettet dabei zusehen, wie Harry langsam zu Tode gequält wurde. Panisch griff er mit seinen Händen nach Maels Arm. Doch dieser war einfach zu stark, als dass Harry sich von ihm hätte losreißen können, und verstärkte mit der anderen Hand noch seinen Griff um dessen Schulter. Harry begann zu röcheln und zu zittern. Seine Augen verdrehten sich langsam nach oben, und rosa Schaum begann aus seinem Mund zu quellen. Auf seiner Hose vorne bildete sich ein immer größer werdender Fleck, und Blut rann ihm aus dem Ohr.
    Ich wollte mich abwenden und konnte es doch nicht. Ich war vor grausamer Faszination wie erstarrt. Wie bei der Sache mit dem Autounfall. Man wollte nicht hinschauen, aber musste es dann trotzdem. Weil man insgeheim froh darüber war, nicht selber involviert zu sein. Und auch, wenn ich mich nun einer Sünde schuldig machte – ich war in diesem Moment heilfroh, dass ich nicht an Harrys Stelle war.
    Er hatte sich diesen Deal selbst ausgesucht.
    Er hätte wissen müssen, dass man einem Charakter wie Mael nicht trauen konnte.
    Was hatte

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