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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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Vorstellungen, die seit Jahrtausenden unter den Menschen verbreitet wurden. Nicht zuletzt von gewissen Institutionen und Religionen, die den Menschen Verdammnis und ewiges Fegefeuer androhen für den Fall, dass sie nicht artig Buße tun.“ Mit diesen recht verbitterten Worten setzte er sich wieder zu uns an den Tisch und schenkte mir das Wasser in mein Longdrinkglas, welches ich sofort dankbar leerte. Whisky kann in ungeübten Kehlen einen ziemlichen Brand verursachen. Zumindest tat er das bei mir.
    „Also seid ihr acht Brüder … so etwas wie Todesengel?“, fragte ich vorsichtig.
    „Wenn du es so nennen magst, ja, dann sieh uns als Todesengel“, antwortete Daron sanft. „Es trifft nur nicht ganz den genauen Tatbestand. Wir sind keine Engel. Wir sind durchaus menschlich. Allerdings besitzen wir eine etwas andere körperliche Beschaffenheit aufgrund unserer Bestimmung.“
    Meine Gedanken fuhren weiter Karussell, und die Fragen überschlugen sich in meinem Kopf. Daron schien es mir anzusehen, denn er sagte: „Lass uns von Anfang an beginnen, dann wirst du vieles besser verstehen.“
    Ich nickte, woraufhin er zu erzählen begann.
    „Unser Vater ist ein Ewiger wie wir. Unsere Mutter ist … war ein Mensch. In jeder Generation werden in einer Nacht acht Brüder geboren. Sieben der acht Brüder sind je für eine Todsünde bestimmt und holen die Seelen der Menschen, die sich in ihrem Leben dieser Sünde besonders schuldig gemacht haben. Menschen, die sich auf Kosten anderer bereichert oder sonst wie mit ihrem Lebensstil anderen besonders geschadet haben.“
    „Und der achte?“, fragte ich erstaunlich ruhig, so als wäre es das Normalste von der Welt, eine Runde mit dem Tod zu plaudern.
    „Der achte Bruder“, antwortete Alan, „holt die Seelen derer, die rein sind. Die ihr Leben nach bestem Wissen und Gewissen gelebt haben. Die niemandem absichtlich geschadet haben. Nimm mich als Beispiel: Ich bin für die Faulen und Trägen zuständig. Mael, den du ja leider schon kennenlernen musstest …“
    „Lass mich bitte raten“, unterbrach ich, und mich schauderte bei dem puren Gedanken daran:
    „Maels Aufgabe ist … so wie er sich verhalten hat … bestimmt der Neid.“
    „Wirklich sehr gut“, nickte Alan anerkennend. „Du kennst ihn vielleicht auch unter der Bezeichnung Leviathan.“
    Mir wurde leicht schlecht, und ich trank schnell noch ein Glas Wasser, um die aufkommende Übelkeit zu bremsen. Jetzt war ich nicht nur das Flittchen des Todes, nein, jetzt war ich auch noch von Leviathan unter der Dusche befummelt worden. An dieser Stelle musste ich das erste Mal würgen.
    „Alles okay?“, fragte Daron sorgenvoll und fasste mit einer Hand beruhigend nach meiner Schulter. Ich nickte, erzählte ihm aber, was mir gerade durch den Kopf gegangen war. Aufmerksam lauschte er meinen Worten, um anschließend wütend zu seinem Bruder zu blicken.
    „Das wird dieser Mistkerl mir noch büßen!“ Erneut ging ein eiskalter Hauch durch die Küche, dass es mich schüttelte.
    „Entschuldige bitte“, sagte Daron, „das passiert automatisch, wenn wir zu emotional werden.“
    „Ist mir nicht entgangen“, antwortete ich und umarmte mich praktisch selbst, um die Wärme in mir zu halten. „Und welche Sünde ist deine?“
    Daron stieß einen kurzen Seufzer aus und blickte mir tief in die Augen.
    „Ich habe keine Sünde. Ich bin der achte Bruder. Die Sünden werden uns der Geburtsfolge nach zugeordnet, wir können sie uns nicht aussuchen. Der, der als Letzter geboren wird, erhält die Aufgabe, die reinen Seelen zu holen. Das ist ein unumstößliches Gesetz. Wir sind älter als die Menschheit selbst, Aline, und woher wir genau stammen, weiß heute keiner mehr so richtig. Es gibt nur wenige Dinge, die uns bis heute überliefert sind, zum Teil durch
    Aufzeichnungen, oft aber nur als mündliche Vermächtnisse, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie sind unser Kodex, nach dem die Welt funktioniert. Würden wir ihn missachten, würde das ganze Gefüge aus den Angeln geraten.“
    Gebannt lauschte ich Darons Vortrag und wagte kaum zu atmen. Ich nickte und signalisierte ihm dadurch, weiterzuerzählen.
    „Die Menschen nennen uns den Tod. Wir selbst bezeichnen uns als die Ewigen, denn wir sind unsterblich. Ich weiß, diese Ironie ist beinahe ein Hohn, werden wir doch geboren wie jeder andere auch. Wir wachsen biologisch ganz normal heran, hören aber ab dem Zeitpunkt auf zu altern, an dem sich zum ersten Mal unsere

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