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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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Manche Bewahrerinnen haben diese Visionen stärker und lernen, sie zu intensivieren. Das sind dann sogenannte Medien, die sogar richtig mit der anderen Seite kommunizieren können. Andere, so wie du, die niemanden haben, mit dem sie darüber reden können, verdrängen ihre Fähigkeit und versuchen, so normal wie möglich weiterzuleben. Natürlich gibt es verschiedene Arten von Medien, manche haben ihre Gabe sogar seit ihrer Geburt. Das allerdings sind Launen der Natur, und viele dieser Medien können lediglich mit den Seelen auf der anderen Seite kommunizieren, erhalten aber keinen Einblick in die Anderswelt selber. Dies können nur Bewahrerinnen. Und nur Bewahrerinnen sind in der Lage, die nächste Generation unserer Art zu gebären.“
    „Moment mal“, unterbrach ich ihn. „Willst du mir damit sagen, dass ich dazu ausersehen wurde, irgendwann einmal mit einem Tod zusammen Achtlinge zu zeugen und in die Welt zu setzen?“
    Das wurde ja immer besser.
    Ich bedeutete Alan, er solle mir noch einen Schuss Whisky einschenken. Er quittierte mir das zunächst mit einer hochgezogenen Augenbraue, leistete meiner Anweisung dann aber nach einem kurzen Nicken Darons Folge. Das alles hier konnte ich nicht nüchtern durchstehen. Definitiv nicht, egal wie schlimm der Kater am nächsten Morgen sein würde. Er würde jetzt sowieso alles bisher Dagewesene übersteigen. Da kam es auf ein Glas mehr oder weniger nicht mehr an.
    „Also?“, blickte ich fragend in die Runde, nachdem ich ein weiteres Brennen in meiner Kehle verursacht hatte. „Wer von euch acht ist denn der Glückliche?“
    Daron bedachte mich mit einem Blick, der aus einer Mischung von Amüsement und Furcht bestand. „Was denkst du, Kleines?“
    In dem Moment fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Der Alkohol hatte mein logisches Denken offenbar schon massiv beeinflusst. Ein Puzzleteil fügte sich zum anderen, und es ergab sich langsam ein Bild. Entsetzt blickte ich Daron an.
    „Soll das etwa heißen … du und ich …?“
    Vorsichtig nickte Daron.
    „Warum denkst du, dass ich auf jeden Fall ein Kondom benutzen wollte? Ich bin immun gegen alle Krankheiten und übertrage sie auch nicht, daran lag es also sicher nicht.“
    Wie in Lichtgeschwindigkeit schoss mir das Blut gleich Quecksilber in einem Fieberthermometer ins Gesicht, und ich blickte erschrocken und peinlich berührt in Alans Richtung. Dieser hatte sich höflicherweise dazu entschlossen, in sein Glas zu grinsen.
    „Kleines, es ist in Ordnung, das muss dir nicht peinlich sein. Auch wenn es sich altbacken anhört, aber das ist wirklich das Normalste der Welt. Wir Ewigen gehen mit dem Thema Sexualität sehr unverkrampft um, wir kennen nicht die Scheu und Scham, die den Menschen von Kindheit an anerzogen wird. Ohne Sex gäbe es uns nicht, es gäbe nichts auf dieser Welt. Es ist etwas Schönes, etwas, das geradezu gefeiert gehört und nicht in die Dunkelheit verdammt mit dem Hauch des Anstößigen.“
    Dabei streichelte Daron mein Gesicht, das mittlerweile gefühlte hundert Grad heiß sein musste.
    „Und wenn du ganz ehrlich bist, Aline, so verkrampft gehst du ja auch nicht gerade damit um.“
    „Wenn du damit beabsichtigst, mir neben dem vielleicht schönsten und schlimmsten Abend meines bisherigen Lebens auch noch den peinlichsten zu bereiten, dann vielen Dank auch, Daron. Du bist gerade auf dem besten Weg dahin!“, fauchte ich zurück und wäre vor Scham am liebsten in meinem Whiskyglas zerflossen. Mittlerweile hatte mein Gesicht locker die Hundertfünfzig-Grad-Grenze überschritten. „Und nur zu deiner Information: Ich nehme die Pille.“
    „Vielleicht sollte ich euch lieber alleine lassen“, bemerkte Alan amüsiert. Das ärgerte mich so sehr, dass ich ihm ein schnippisches „Von wegen, du bleibst schön hier!“ entgegenschleuderte, woraufhin er nur noch mehr grinste. Nein, diese Blöße wollte ich mir auf keinen Fall geben, weder vor Daron noch vor Alan.
    „Nun gut, weiter im Text“, versuchte ich die Peinlichkeit gekonnt zu umschiffen. „Sex hin oder her, was hat das alles mit Mael zu tun?“ Nur widerwillig sprach ich diesen Namen aus, der mir sicher noch so manchen Albtraum bescheren würde. Wenn es denn nur Albträume waren.
    Daron atmete tief durch.
    „Es ist ein Fakt, dass sich in jeder Generation nur der sogenannte reine Tod fortpflanzen kann. Eine simple biologische Tatsache. Wieso, das wissen wir nicht, es ist einfach so.“
    Ob dieser Neuigkeit blickte ich Alan an und bemerkte zu

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