Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
Vom Netzwerk:
dauert gerne mal zehn Jahre, und du kannst höchstens dreißig sein.“
    Sie warf ihren Kopf zurück und ließ ein glockenhelles, jugendliches Lachen ertönen, das mich an Frühlingsregen und Maiglöckchen erinnerte.
    „Vielen Dank für das Kompliment, ich freue mich aufrichtig. Hier unten bekomme ich so selten Gesellschaft, und wenn, dann ist sie meist nicht sehr gesprächig. Komplimente sind geradezu Mangelware in meiner Welt.“
    Verständnislos blickte ich sie an.
    „Du hast ihr nicht erzählt, was es mit dem Cubarium auf sich hat?“, wandte sich Dr. Stein an Daron.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Ich denke, du kannst ihr das viel besser erklären als ich.“
    Schon wieder Geheimniskrämerei.
    Das ging mir langsam auf den Keks.
    „Mir was erklären?“, fragte ich und gab mir keine Mühe, meinen leicht verärgerten Unterton zu verbergen.
    Franziska schürzte daraufhin die Lippen, warf Daron einen angesäuerten Blick zu und seufzte einmal laut auf.
    „Na schön, aber damit das klar ist: Damit habe ich was bei dir gut.“
    Mein sanfter Riese legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    „Danke, Franziska.“
    „Schon gut, schon gut“, winkte sie ab und nahm mich beiseite. Jetzt sollte ich also erfahren, was es mit diesem unterirdischen Krankenhaus auf sich hatte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ich wollte das gar nicht mehr wissen.
    Ruhig und freundlich fragte mich Dr. Stein, was ich schon über die Ewigen wüsste und was sich mit Mael zugetragen hatte. Wahrheitsgemäß antwortete ich ihr, und auch wenn ich an die Duschszene nicht wirklich gern zurückdenken wollte, so vermittelte mir die Ärztin mit ihrer einfühlsamen und aufmerksamen Art doch das gute Gefühl, dass ich ihr vertrauen konnte. Als ich die Kurzfassung der Geschehnisse wiedergegeben hatte, blickte sie mich eindringlich an.
    „Wenn du möchtest, können wir das Ganze auch woanders besprechen und nicht direkt am Bett des Mannes, der … dir das antun wollte“, sagte sie und berührte dabei beinahe mütterlich meine Schulter. Ich musste kurz schlucken.
    „Ist schon in Ordnung“, antwortete ich gepresst. „Ich will keine Extrawurst.“
    Da musste sie lächeln.
    „Alan hatte recht. Du bist nicht leicht unterzukriegen. Eine Kämpferin. Genau das braucht Daron. Genau das brauchen wir.“
    „Wer ist wir?“, fragte ich verwirrt.
    „Die McÉags. Darons Familie. Sogar Mael – auch wenn es im Moment eher nicht den Anschein macht. Was hat dir Daron über seine Mutter erzählt?“
    Ich blickte hinüber zu Maels Bett, auf dessen Fußende sich Daron abgestützt hatte. Er schien auf seinen Bruder hinabzublicken. Bei der Frage nach seiner Mutter sah ich, wie sich die Muskeln in seinem Rücken anspannten.
    „Nicht viel“, antwortete ich mit einem Kloß im Hals, „nur, dass sie mit dem, was Darons Vater war, auf Dauer nicht klar kam und ihn … aus Verzweiflung betrog.“
    Franziska nickte, und ihre Locken leuchteten stellenweise im kargen Licht der wenigen grellen Neonlampen.
    „Das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte“, antwortete sie und atmete einmal tief durch.
    „Was Darons Mutter tat, war eine Sünde. Darüber weißt du bereits Bescheid.“
    Ich nickte.
    Mal wieder.
    „Dann weißt du auch, was derjenige, der eine solche Sünde begeht, zu erwarten hat, wenn er sie nicht bereut.“
    Im ersten Moment wusste ich nicht, was sie meinte, doch als ich in ihre mich angestrengt fixierenden Augen blickte, fiel der Groschen.
    O Gott.
    Ich wünschte, er wäre nicht gefallen.
    „Du meinst … Wollust … einer von Darons Brüdern musste sie holen?“
    Entsetzen rann mir durch meine Adern und schüttelte mich, als wäre ich in eine Wanne voller Eiswürfel gefallen.
    Hinter mir hörte ich Daron, wie er sich räusperte. Als ich mich umdrehte, stand er immer noch unverändert an Maels Bett.
    „Es wäre Kians Aufgabe gewesen, sie zu holen. Ihre Zeit war noch nicht gekommen gewesen, doch für eine Bewahrerin, die gegen unsere Gesetze verstößt, gibt es nur eine Strafe: das Ende ihres diesseitigen Daseins.“
    Bei diesen Worten lief mir ein Schauer den Rücken herab, und ich hatte Mühe, nicht daran zu denken, dass diese Gesetze in Zukunft wohl auch für mich gelten würden.
    „Vater beauftragte Kian, Mutter zu holen, doch Kian weigerte sich. Noch nie zuvor in unserer gesamten Existenz hatte eine Bewahrerin ihren Mann verraten. Kian war zu schwach. Er hat Mutter sehr geliebt, und ihr Handeln hat ihn beinahe zerstört. Schließlich erbarmte sich derjenige

Weitere Kostenlose Bücher