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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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bewachst du ihre Körper?“
    „So könnte man es umschreiben. Es gehört allerdings so viel mehr dazu. Ich mache täglich diverse Übungen mit ihnen, damit die Muskeln sich nicht zurückbilden, und durch eine spezielle Sonde führe ich ihnen die Nährstoffe zu, ohne die ihr Körper nicht überleben könnte. Ich pflege sie und sorge für ihre Hülle, damit sie bei der Rückkehr wieder ganz normal weitermachen können. Dies ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, und ich bin stolz darauf, sie seit mittlerweile fünfzig Jahren ausüben zu dürfen.“
    Mir klappte die Kinnlade nach unten.
    „Fünfzig?“, fragte ich ungläubig und betrachtete Franziska erneut von oben bis unten. „Nie im Leben!“
    „Oh, doch“, kicherte sie, „ich habe mich wirklich gut gehalten, was? Es muss vor vielen Hundert Jahren gewesen sein, dass einst einer meiner Ahnen mit einem von Darons Vorfahren einen Pakt schloss. Seine Zeit war gekommen, doch seine Arbeit war viel zu wertvoll, um unvollendet zu bleiben. Er wusste, dass er nicht mehr lange leben würde, und als er geholt werden sollte, schlug er Darons Ahnen einen Handel vor. Er bekam einen Aufschub und verpflichtete sich dafür, bei deren Reisen die Körper der Ewigen zu bewachen, so wie ich es heute auch tue. Bis dahin hatten die Ewigen stets das Problem, rechtzeitig genug aus der anderen Welt wiederzukehren. Ihre Hülle beginnt zu altern, sobald die Seele sie verlässt. Es ist überliefert, dass einer der Vorfahren seine Hülle einst in einem Erdloch versteckte, bevor er auf die Reise ging. Als er wiederkehrte, war sein Körper ein Greis mit der Seele eines jungen Mannes. Umso erfreulicher fanden es die Ewigen, endlich jemanden gefunden zu haben, den sie mit der Aufgabe der Überwachung betrauen konnten. Mein Vorfahre wurde ein berühmter Mann, der sich allerdings mit der Zeit immer mehr zurückzog, denn auch er alterte ab dem Zeitpunkt des Handels nicht mehr. Das hat irgendwas mit einer Verbindung auf der metaphysischen Ebene zu tun, dazu gibt es aber leider bisher keinerlei wissenschaftliche Erklärung. Ich forsche noch daran. Wie dem auch sei, irgendwann einmal hat eine Frau von der Geschichte meines Vorfahren erfahren und sie in stark abgewandelter Form zu Papier gebracht, wenn auch der Kern der Wahrheit entspricht. Er hat zwar kein Monster aus den Teilstücken von Toten zusammengesetzt, aber mit dem Tod hat er trotzdem gedealt.“ Verschwörerisch zwinkerte mir Dr. Stein zu.
    Ich brauchte zwei Sekunden, bevor mich die Erkenntnis mit voller Wucht traf, sodass sie mich fast umhaute.
    „Du meinst doch nicht … dein Vorfahre … war Frankenstein?“
    Das hörte sich so unglaublich an, dass ich beinahe gelacht hätte, doch leider wusste ich mittlerweile nur zu gut, dass es nichts mehr gab, was es nicht gab.
    „Du kapierst schnell“, lächelte Franziska.
    Dr. Franziska Stein.
    Oh, Mann.
    Ich schlug mir mit einer Hand gegen die Stirn.
    „Alles okay?“, fragte sie und hatte erneut diesen besorgten Blick aufgesetzt.
    „Ja, es geht schon, danke“, antwortete ich. „Ich lerne nur nicht jeden Tag den Tod oder Frankensteins Tochter kennen.“
    „Um genau zu sein, bin ich seine Ururururenkelin. Dem Handel mit dem Ewigen haben wir es zu verdanken, dass wir so lange leben dürfen, wie wir wollen. Wir müssen uns lediglich darum kümmern, unsere Kinder in die Familientradition einzuführen, damit sie nach unserem Abgang den Handel aufrechterhalten. Tja, da ich aber noch nicht das Glück hatte, Mr. Right zu treffen“, und dabei hielt sie ihre nackte rechte Hand hoch, „werde ich den Job wohl noch einige Zeit machen. Was nicht schlimm ist, denn ich mache ihn gerne. Es ist so spannend, die Veränderungen der Welt mitzuerleben. Und nebenbei – wo sonst ist man schon stets von solchen optischen Leckerbissen umgeben?“
    Mit diesen Worten deutete sie unauffällig in Darons Richtung.
    Auch ich blickte zu ihm. Er hatte den Kopf mittlerweile nach unten gesenkt. Es sah so aus, als würde er mit seinem Bruder reden. Ich wollte nicht stören, und so wandte ich mich wieder Franziska zu.
    „Was passierte mit Darons Mutter, nachdem Mael sie geholt hatte? Und warum nennt sie eigentlich niemand beim Namen?“
    Traurigkeit huschte über Franziskas Gesicht, und als sie sprach, schweifte ihr Blick in geistige Ferne.
    „Es ist uns verboten, jemals wieder ihren Namen zu nennen. Eine Anordnung von Darons Vater, der wir alle aus Achtung und Respekt Folge leisten.“
    Nach einem kurzen

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