Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
bisschen größer ist – die Augen, der Mund, das Lachen …«
    »Die Titten«, nickte Markus.
    Silvio grinste. »Du weißt, wovon ich rede.«
    »Ist das nicht ein bisschen … oberflächlich?«, fragte Markus und musterte die Hochhäuser, die in der Ferne hinter den Büschen und Bäumen wie ein Wall aufragten. »Oder geht es dir nur um die Staatsbürgerschaft, und anschließend lässt du dich scheiden?«
    »Hör mal, ich bin katholisch. Nein! Ich suche ganz ernsthaft die Frau fürs Leben«, beteuerte Silvio. »Und wenn sie Amerikanerin ist, warum nicht? Ich meine, was ist daran falsch? Es gibt über hundert Millionen Amerikanerinnen, da kann doch gut eine dabei sein, die zu mir passt, oder?«
    »Ja, klar. Ist völlig okay. Ich sag nichts dagegen.«
    Bei einem richtig italienischen Cappuccino in Little Italy gestand Silvio, dass er sogar schon jemand im Auge hatte. »Die Kleine in dem Büro neben der Pförtnerloge, die könnte genau mein Typ sein. Ich meine, klar, ich müsste sie erst mal ein bisschen kennen lernen. Aber jedenfalls ist sie mir aufgefallen.«
    Markus überlegte. »Die Blonde? Die neulich diese neongrüne Bluse anhatte?«
    »Genau. Kathy Blane heißt sie, das habe ich schon rausgekriegt. Sie macht die Reisekostenabrechnungen.«
    »Pech. Wenig wahrscheinlich, dass man uns auf Reisen schicken wird, während wir hier sind«, meinte Markus, genüsslich den Cappuccino schlürfend. Er lehnte den Kopf zurück, schloss die Augen und überließ sich einen Moment dem aus tausenderlei Quellen gespeisten, niemals verstummenden, übermenschlichen Dröhnen der Stadt.
    »Ja«, gab Silvio zu. »Das ist wenig wahrscheinlich.«
    Sie beschlossen, in New York auch zu Abend zu essen, und einigten sich mühelos auf Spaghetti, die es im Hotel nie gab. Silvio übernahm es, das Restaurant auszuwählen, und bewies dabei ein gutes Händchen. Der Wirt schimpfte auf die Regierung, die Steuern und die Polizei und servierte ihnen am Schluss zwei große Ramazotti auf Kosten des Hauses. Und dann noch mal zwei, weil sie ihm so sympathisch waren.
    »Ich muss noch fahren«, wollte Markus abwehren, aber das ließen die beiden Italiener nicht gelten.
    Es war gemütlich. In den Straßen sank die Dämmerung herab, sie saßen und redeten, und irgendwann konnte Markus nicht anders, als auch seinen Traum zu offenbaren: »Ich werde eines Tages meine eigene Firma haben. Hier in Amerika. Das ist ganz eigenartig, aber ich trage da so etwas wie ein Bild in mir. Ich sehe einen Turm, rund wie ein Zylinder, ringsum mit Glas verkleidet. Er ragt zum Himmel auf, und ich kann sehen, wie die aufgehende Sonne sich in ihm spiegelt. Und darauf steht Westman Tower , in großen schwarzen Buchstaben … Du wirst vielleicht lachen, aber ich sehe das so deutlich vor mir, als könnte ich mich an die Zukunft erinnern.«
    Silvio lachte überhaupt nicht, er machte große Augen. »Und was soll das für ein Turm sein?«
    »Na, was wohl? Die Zentrale meines multinationalen Konzerns, will ich doch schwer hoffen«, sagte Markus.
    Silvio zögerte mit einer Antwort, so, wie man es tut, wenn man fürchtet, etwas sagen zu müssen, das dem anderen nicht gefallen wird. »Wenn das dein Ziel ist«, meinte er schließlich, »dann bist du aber bei Lakeside and Rowe völlig falsch. Ich meine, egal wie du da Karriere machst, der Laden wird dir nie gehören. Du müsstest dich selbstständig machen, mit einer genialen neuen Idee. In der berühmten Garage. Wie Hewlett und Packard. Oder Steven Jobs. Oder Bill Gates.«
    Markus schüttelte lächelnd den Kopf. Der Ramazotti stimmte ihn milde. »Falsche Fährte. Erstens: Eine geniale neue Idee ist völlig überflüssig. Ideen gibt es wie Sand am Meer. Und der, der eine neue Idee hat, wird sowieso nie reich damit. Zweitens: Die Ochsentour ist in meinem Plan nicht vorgesehen. Nichts von wegen in der Garage anfangen und mühsam expandieren. Was ich vorhabe, ist, eine Firma fix und fertig zu kaufen.«
    »Wie willst du das denn machen?«
    »Eine Firma mit Potenzial ausfindig machen«, sagte Markus einfach, »und übernehmen. Mit OP M natürlich.«
    »OP M ?«
    » Other people’s money . Risikokapital. Alles, was ich tun muss, ist, die Kapitalgeber davon zu überzeugen, dass ich die Firma besser führen werde als die Gründer.« Und das sollte kein Problem werden. Im Studium hatte er seinen Professor für Volkswirtschaft so lange bequatscht, bis der ihm für eine Prüfung, die er mit Pauken und Trompeten versiebt hatte, ein »Gut« bescheinigte.

Weitere Kostenlose Bücher