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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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besonderen Person überreicht«, sagt er und ich sehe Clara mit einem großen Strauß auf mich zu kommen.
   »Ich arbeite heute hier«, sagt sie in die Kamera eins und klettert auf den Hocker hinter dem Verkaufstresen.
   »Ich verkaufe die beste Creme der Welt. Sie brauchen nur anrufen!«
   »Darf ich Ihnen meine liebste Expertin vorstellen. Das ist unsere Clara«, erkläre ich den Zuschauern. Meine Bemühungen, die Kleine wieder hinter die Kamera zu schicken, bleiben während der gesamten Sendung erfolglos. Clara kommentiert jede Aussage von mir.
   »Du musst sagen, wie gut die Creme riecht«, fordert sie, während sie sich selbst das Gesicht und die Arme dick mit einer Emulsion einschmiert.
   »Wenn meine Mamam sich eincremt, kommt mein Papa zu ihr und schnuppert an ihrem Hals. Stimmt doch! Dann will er dich immer fressen«, plaudert sie aus. Die Kollegen aus der Technik lachen sich schlapp.
   »Das war die ungewöhnlichste Sendung, die ich je betreut habe«, sagt der Aufnahmeleiter.
   »Deine Tochter ist ja ein Verkaufstalent», schwärmt Clausen, »kann ich sie unter Vertrag nehmen?«
   »Hoffe lieber, dass ihr Vater das nicht gesehen hat. Tobias wird nicht begeistert davon sein, dass du sie vor die Kamera gezerrt hast.«  Meine Bedenken sind nicht unbegründet. Am Nachmitttag nach der letzten Sendung habe ich sieben Anrufe in Abwesenheit von meinem Mann auf dem Handy.

Zwei Tage später landen wir wieder in Nizza. Clara ist auf der Fahrt vom Flughafen eingeschlafen. Vorsichtig löse ich den Gurt vom Kindersitz und hebe sie aus dem Wagen. Das Haus ist hell erleuchtet und ich warte darauf, dass Tobias uns die Haustür öffnet. Die Tür bleibt verschlossen. Erst nachdem ich das Kind wecke, um meine Schlüssel aus der Tasche zu nehmen, öffnet sich der Eingang zum Haus. Eine junge Frau begrüßt mich.
   »Guten Abend, Frau Martin. Ich bin Natascha. Ihr neues Kindermädchen. Hatten Sie eine gute Reise?« Ich starre die junge Russin fassungslos an. Die hochgewachsene Zwanzigerin greift sich mit langen Fingernägeln durch ihr hüftlanges, braunes Haar und gibt den Blick in ihr makelloses Gesicht frei.
   »Wo ist mein Mann?«
   »Herr Martin ist gestern abgereist. Er hat einen Brief für Sie hinterlassen. Er liegt auf dem Esstisch. Soll ich Clara ins Bett bringen?« Ich lasse böse Blicke sprechen und gehe mit Clara auf dem Arm direkt ins Kinderzimmer. Vorsichtig ziehe ich ihr Jacke, Hose und Schuhe aus und lege sie ins Bett. Natascha lümmelt sich auf das Sofa und streckt ihre nackten Beine aus. Sie nimmt Fernbedienung und zappt durch die TV Programme. Ich schenke mir ein Glas Wasser ein und nehme den Brief vom Tisch. Ich öffne den Umschlag und ziehe eine handschriftliche Anordnung heraus.
Natascha wird sich ab sofort um Clara kümmern. Ich habe sie bis Ende August engagiert. Du wirst meine Tochter nie wieder vor deinen Karren spannen. Tobias
   »Wenn Sie mich nicht mehr brauchen, würde ich jetzt gern auf mein Zimmer gehen«, sagt das Kindermädchen. Natascha stellt den Fernseher aus und geht ohne meine Antwort abzuwarten in Richtung Gästezimmer.
   »Hier liegt ein Missverständnis vor, Natascha. Wir brauchen Ihre Hilfe nicht. Ich kümmere mich allein um meine Tochter. Sagen Sie mir bitte, wie viel ich Ihnen für heute schulde. Ich möchte Sie bitten, gleich zu gehen. Ich hatte einen anstrengenden Tag und möchte gern schlafen.«
   »Ihr Mann hat schon angedeutet, dass Sie so reagieren. Ich habe ihm fest versprechen müssen, dass ich mich nicht von Ihnen vertreiben lasse. Bitte sprechen Sie mit ihm. Ich bleibe solange hier.«
   »So, hat mein Mann das schon angedeutet? Hat er auch gesagt, dass wenn du bei drei hier nicht freiwillig verschwunden bist, ich dich eigenhändig rauswerfe? Also was ist jetzt? Eins- Zwei-!« Ich gehe ins Gästezimmer und werfe Natascha ihren geöffneten Koffer vor die Füße.
   »Du hast genau fünf Minuten.« Natascha schafft es schneller. Im Laufschritt verlässt sie das Anwesen und flucht laut in ihrer Muttersprache. Ich greife zum Telefon. Tobias kann sich auf den Einlauf seines Lebens freuen, aber ich erreiche ihn nicht. Seine Mailbox ist ausgeschaltet. »Feigling!«, rufe ich. Ich mache die ganze Nacht kein Auge zu. So wütend hat er mich noch nie gemacht.

Ich bringe Clara schon früh in den Kindergarten und fahre auf direktem Weg weiter zur Bootshalle und klopfe Julian heraus. Wo Tobi anzutreffen ist, will ich

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