Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
Tage zusammen. Wir gehen shoppen und ich zeige dir meine alte Heimat.« Ich überlege kurz, lasse mir einen Kalender geben und zähle die freien Tage bis zu meiner nächsten Sendung.
»Für zehn, elf Tage könnten wir euch begleiten. Telefonieren kann ich mit Tobi auch von Florida aus. Clara hat einen gültigen Reisepass. Und ich bin froh, wenn wir nicht die ganzen Wochen allein im Haus auf unseren Meister warten müssen.« Clara und ich brechen schnell auf, denn ich will sofort Flüge buchen. Im Auto versuche ich, meinen Mann telefonisch von unseren Reiseabsichten in Kenntnis zu setzen. Wie gewöhnlich erreiche ich ihn nicht. Er ist schon wieder auf hoher See.
Phillips und Jennies Haus ist ein typischer Bungalow im Florida Stil. Die hell rosa gestrichene Fassade wird zur Straße hin von zwei runden Erkern geziert. Hohe Decken und helle Fliesen lassen das Haus größer erscheinen, als es ist. Trotz vorhandener Klimaanlage gibt es zahlreiche Deckenventilatoren, die Phillip beim Eintreffen sofort anstellt. Clara und ich beziehen in ein großes Schlafzimmer mit Doppelbett. Es hat direkten Zugang zur Lanai, einer überdachten Terrasse mit kleinem Pool. Während ich das müde Kind ins Bett bringe, gehen Phillip und Jenny zu ihrem Nachbarn Mike. Ich versuche Tobias zu erreichen und habe nach drei Tagen endlich Glück.
»Wo seit ihr?«, fragt er aufgeregt.
»Wir sind gerade im Haus von Phillip und Jenny angekommen. Hast du meine SMS nicht gelesen?« Tobias antwortet, dass er die Nachricht für einen Scherz gehalten hat.
»Ich werde dir täglich Bilder schicken. Vielleicht fahre ich mit Clara einen Tag nach Orlando in einen Disney Park oder ich lache mir einen knackigen Ami an. Einen der mich garantiert nicht auf dem Wasserweg verlässt.«
»Bilder wären prima. Orlando ist auch okay, aber lass deine Scherze mit anderen Männern. Bleib sauber!«
»Dito Schatz. Bis morgen.« Jenny kommt zuerst ins Haus zurück.
»Mike ist völlig apathisch. Ich glaube er hat getrunken.«
»Sicher wird er getrunken haben. Wie sonst soll den Kummer ertragen. Er hat seine große Liebe verloren. Für immer! Und das Kind, das sich beide so wünschten gleich dazu!«
»Wenn Phillip zurück ist, zeige ich dir den Strand. Wir gehen nur die Straße runter und sind schon da.« Jenny informiert ihre Familie und Freunde über ihr Eintreffen und lädt alle für den kommenden Sonntag zum BBQ ein.
»Das wird ein Fest. Clara wird sich freuen. Meine Enkel kommen auch.«
»Was hat Mike eigentlich geschrieben. Hast du Bücher von ihm?« Jennifer gibt mir drei Taschenbücher. Mike Sutters. Unter diesem Pseudonym schrieb er sieben Bestseller in den letzten zehn Jahren. Ich will versuchen, eins zu lesen. Ob meine Englisch Kenntnisse dafür ausreichen, wird sich noch herausstellen.
»Er will nicht reden! Mehr kann ich nicht tun«, sagt Phillip resigniert, als er zurück kommt. Jenny trägt ihrem Mann auf, ein Auge auf Clara zu halten, während sie mir den Weg zum Strand zeigt. Die Vorgärten der Nachbarschaft sind alle nach dem gleichen Schema angelegt. Der einzige Unterschied zwischen den Häusern besteht in der Farbe der Fassade und dem jeweiligen Hausbaum. Linker Hand wurden vornehmlich Palmen gepflanzt, während sich auf der rechten Straßenseite mehr Citrusbäume befinden. Der Strand ist lang, breit, fest und weiß. Anders als die kleinen Buchten in Südfrankreich.
»Morgen mache ich mit Clara einen Strandtag.« Auch Jenny findet, dass das eine gute Idee ist. Die Kleine soll von der Beerdigung und der vorherrschenden Trauer im Nachbarhaus nichts mitbekommen.
»Heute baden wir beide das erste Mal im Atlantik. Wir werden Muscheln suchen und viele Fotos für Papa machen.« Clara lässt sich von meiner guten Urlaubsstimmung sofort anstecken und kann es kaum erwarten, loszugehen. Ich packe eine Tasche mit Badehandtüchern, ausreichend Sonnenschutz, einem Taschenbuch von Mike und eine Flasche Wasser. Wir suchen uns einen Platz in der Nähe der Strandbar. Der Betreiber hört laut Reggea Musik und begrüßt die Neuen an seinem Strandabschnitt mit einem freundlichen »Hi«. Weil die Flasche Wasser schon warm und völlig versandet ist, gehe ich mit Töchterchen zu ihm und bestelle einen Saft und einen alkoholfreien Fruchtcocktail. Im hinteren Bereich seiner Strandbude befinden sich zwei Ständer mit Bademode, die mich regelrecht anziehen.
»Beachwear for sale?«, frage ich und
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