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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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er gegen acht Uhr abends vorfährt. Er schleppt seine schwarze Reisetasche in den Technikraum und stopft seine Schmutzwäsche in die Waschmaschine.
   »Schläft Clara schon?«
   »Warten macht müde!« Ich ziehe eine leichte Jacke über und gehe auf die Terrasse. Es ist windstill und sternenklar. In den vergangenen Jahren verbrachten wir die Abende im Frühsommer immer gemütlich zusammen im Freien. Nun sitze ich allein auf dem Gartenstuhl und rauche schon die zweite Zigarette. Ich beobachte meinen Mann, wie er frisch geduscht den Kühlschrank durchforstet.
   »Möchtest du auch noch etwas essen?«, fragt er durch die verschlossene Tür. Ich gebe nach und gehe zu ihm in die Küche. Im Backofen steht ein mit Alufolie abgedeckter Teller, den ich seit Stunden für ihn aufbewahre.
   »Warm ist es noch, ob es noch schmeckt, kann ich nicht garantieren.» Als ich den Teller auf den Tisch stelle, fängt Tobi mich ab. Er greift nach meinem Arm und zieht mich zu sich auf den Schoß. Mit geschlossenen Augen drückt er sich fest an mich.
   »Ich hab mich so auf dich gefreut!«, sagt er vorwurfsvoll.
   »Wie lange bleibst du«, will ich wissen und stehe auf, um Besteck aus der Schublade zu nehmen. Die lange Pause deutet schon auf eine unerfreuliche Antwort hin.
   »Um sieben Uhr morgen früh muss ich wieder am Boot sein«. Ich schüttle den Kopf und hole tief Luft.
   »So hast du dir also unser Leben vorgestellt. Statt den Sommer mit uns zu genießen, kommst du alle paar Wochen einmal kurz zum Wäschewechseln rein. Ich weiß nie wann du kommst und wie lange du bleibst. Du hältst dich nicht an feste Verabredungen und überlässt mir die ganze Verantwortung für Clara. Wenn ich sie mit nach Berlin nehme, hetzt du mir eine russische Prostituierte als Kindermädchen auf den Hals. Was wird das hier mit uns?«
   »Natascha ist eine Studentin und keine Prostituierte«, lacht er. Ich kann nicht mit lachen, sondern schwanke zwischen Wut und Traurigkeit.
   »Ist es dir wirklich wichtiger, diese Spinner auf deinem Boot durch das Mittelmeer zu schippern, als die Zeit mit uns zu verbringen?« Tobias gibt mir keine Antwort. Er stellt seinen leeren Teller in die Spüle und kommt auf mich zu. Sein Blick verrät mir sofort, wo nach ihm nun der Sinn steht.
   »Vergiss es!«, rufe ich aufgebracht. Diesmal werde ich ihm widerstehen. Ein frommer Wunsch, wie sich schnell herausstellt.

»Nein, Wein gibt es nicht. Ich brauche dich wach«, sage ich meinem Liebsten. Ich koche Kaffee und erzähle ihm die aufgestauten Nachrichten der letzten Wochen.
   »Sarah und Anke sind nicht mehr zusammen. Ihre Fernbeziehung ist gescheitert. Anke hat sich in der Schweiz neu verliebt. Nach so vielen Jahren. Kannst du dir das vorstellen? Ich habe Angst, dass uns das auch passiert. Sie hatten jedes Wochenende miteinander und trotzdem hat die Trennung ihrer Liebe den Gar ausgemacht. Wir haben noch nicht einmal die Wochenenden!« Tobi versucht mich zu beruhigen und versichert mir immer wieder, dass uns das nicht passieren kann.
   »Dafür lieben wir uns viel zu sehr. Ich vermisse dich jeden Tag.«
   »Hoffentlich ist der Sommer schnell vorbei!« Ich kann selber kaum glauben, was mir über gerade über die Lippen kam. Die Monate Mai bis September sind doch meine liebste Zeit. »Du versaust mir den ganzen Sommer!«

Draußen wird es schon hell. Tobi packt seine Tasche und geht Clara wecken. Die letzte Stunde will er mit seinen beiden Mädchen verbringen.
   »Wir werden uns jetzt einige Wochen nicht sehen. Ich komme erst Ende Juli wieder zurück. Aber wir telefonieren täglich, versprochen.« Wie gut das in der Vergangenheit geklappt hat, weiß ich noch zu genau.
   »Ich wünsche dir schlaflose Nächte, in denen dich die Sehnsucht auffressen soll«, flüstere ich ihm zum Abschied trotzig ins Ohr. Es hilft nichts. Tobi fährt fort. Langsam gehe ich ins Haus zurück. Als das Telefon klingelt, ist Clara schon dran. Jenny lädt uns beiden Seemannsbräute zum Nachmittagskaffee ein. Ich freue mich über die Ablenkung und sage sofort zu.

»Wir werden am Mittwoch nach Florida fliegen. Kathie wird am Freitag beerdigt. Wir bleiben noch ein paar Tage und treffen uns mit der Familie.«
   »Haut nur alle ab und lasst mich mit den Touristen hier allein. Tobi kommt auch erst Ende Juli zurück. Das wird der schlimmste Sommer, den ich hier je verbracht habe.«
   »Komm doch mit uns. Wir machen uns ein paar schöne

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