Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
geöffneten Fenster.
»Das ist ein Nichtraucher Zimmer!«
»Es wird das letzte Mal sein, dass ich hier übernachte. Sollen sie mich doch rausschmeißen. Ich brauche jetzt einen klaren Kopf. Wie soll ich es nur Frederik beichten? Ich kann ihm schlecht sagen, dass seine alte Mutter sexuell erpresst wird!« Mir gehen die schlimmsten Szenarien durch den Kopf. Ich überlege, ob ich Tobi anrufen soll. Ich weiß, er würde sofort kommen und Clausen an die Gurgel gehen. Ich war noch nie so ratlos und habe große Lust, mich zu besaufen. Sarah teilt meinen Wunsch. Auch für sie hat es schwerwiegende Konsequenzen. Als Tobias anruft, verlässt die künftig arbeitslose Moderatorin das Zimmer und geht an die Hotelbar, um zwei Flaschen Schnaps, Cola, Tonic und Eiswürfel für uns zu besorgen. Ich kann ungestört sprechen. »Holst du mich übermorgen vom Flughafen ab? Ich bin um neun, um elf und um zwölf Uhr auf Sendung. Wenn du nicht zusehen kannst, nimm die Sendungen bitte auf. Ich komme mit Neuigkeiten nach Hause. Heute Abend bleibe ich mit Sarah auf dem Zimmer. Wir werden uns zuschütten. Das hat den Vorteil, dass ich dich nicht so vermissen muss. Ja, ich liebe dich auch. Bis übermorgen.« Frederik werde ich erst am nächsten Tag zu informieren. Ich hoffe, dass mir bis dahin eine geeignete Formulierung einfällt. Die Flaschen sind schon zur Hälfte geleert, als ich mir die Frage stelle:
»Womit wollen wir alten Schachteln jetzt unsere Brötchen verdienen?«
»Mit deiner Bademode. Ich hab noch immer gute Kontakte zu richtigen Fernseh- und Zeitungsleuten. Die werde ich spielen lassen. Komm schenk nach und freue dich darüber, dass Clausen jetzt schon Stunden vergeblich auf dich wartet.«
Verkatert nehmen wir das Frühstück ein. Der Kellner bringt uns zwei Brausetabletten Aspirin und wünscht uns guten Appetit. Die Kopfschmerzen verschwinden erst, als wir vor Caros Boutique aus dem Taxi steigen. Die Chefdesignerin der ehemaligen Mató Linie hat schon einen runden Babybauch. Sie strahlt so schön, wie es nur Schwangere können.
»Kannst du mir Schnittmuster von diesem Tankini in den Größen 36 bis 46 anfertigen?« Ich berichte von meiner Idee, Hemdchen, Kleidchen und Röcke zum Baden fertigen zu lassen. Caro ist von dem neuen Konzept begeistert. Sie selbst hat sich für die Schwangerschaft ein eigenes Model designt. Während sie mit Stiften verschiedene Zeichnungen auf Papier bringt fragt sie: »Sollen die Bademoden wieder unter dem Label Mató auf den Markt kommen? Die Marke gehört dir und die Website ist auch noch aktiv.« Ich fühle mich wie beflügelt. Vergessen ist die Angst um unsere finanzielle Zukunft. Wer so kreative und starke Freundinnen hat, dem kann doch nichts passieren.
»Bis zur Entbindung stehe ich dir voll zur Verfügung. Ich designe auch gern weiterhin für dich, nur für die Produktion musst du dir einen anderen Partner suchen.« Ich bin nun mutig genug, um das Gespräch mit meinem Sohn zu führen und wähle die Nummer seiner Firma.
»Ich habe keine guten Nachrichten. Morgen habe ich meine letzten drei Verkaufssendungen. Danach sind wir raus. Wie viel und welche Ware befindet sich am Lager? Ich brauche heute noch die aktuellen Zahlen und ganz wichtig, die Mindesthaltbarkeitsdaten der einzelnen Produkte. Sarah und ich werden morgen den Ausverkauf starten. Mach dir keine Sorgen. Wir kriegen die Kuh schon vom Eis.« So optimistisch wie ich mich gebe, bin ich selber nicht. Ich überfliege die Listen, die er mir schickt und ich sehe mich einer unlösbaren Aufgabe ausgesetzt.
»Sarah bitte, weise immer auf die lange Haltbarkeit hin.» Ich bin nervös. Soviel hängt von den nächsten Stunden ab. Auf drei bin ich bereit. »Guten Morgen, liebe Kundinnen. Bleiben Sie heute unbedingt bei uns. Denn ich bin zum letzten Mal bei QHS zu sehen. Für unsere letzten Shows habe ich Ihnen besondere Abschiedsangebote zusammen gestellt.« Ich bemerke die Hektik in der Technik und es dauert keine zehn Minuten bis Clausen hinter Kamera eins zu sehen ist und wild gestikuliert.
»Es fällt mir auch schwer, an so einem sonnigen Tag schon an Weihnachten zu denken. Aber im Ernst, so günstig werden sie diese Pflege nie wieder einkaufen können.«
»Ich habe schon für meine Freundinnen und mich einen großen Vorrat gebunkert. Deine Kosmetik ist taufrisch und hält sich die nächsten zwei Jahre. Und ab zwölf Uhr ist definitiv Schluss für dich, Marie? Du kommst mit deiner
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