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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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geplatzt. Es ist Jahre her, dass ich mit dem dicken John gesprochen habe.« Ich schaue mir das Impressum auf seiner Homepage an. Geschäftsführer ist er noch. Ich schreibe ihm eine Mail und erinnere an unser Zusammentreffen und seine Vermittlung an QHS.
   »Wie lange darf ich euch auf die Nerven gehen«, fragt Sarah, die mit mir den Frühstückstisch abräumt.
   »Mi Casa es su Casa! Bleib solange du willst.«
   »Dann brauche ich aber einige Sachen zum Wechseln. Würdest du mit mir in den Ort fahren?«

Wir schlendern über den Markt und kaufen Obst, Gemüse, Salat. Oliven, Käse und Schinken ein. Sarah schwärmt von der urigen Atmosphäre. Sie entdeckt einen Stand mit Sommerkleidern und Hemden und durchwühlt einen Stapel mit bedruckten T-Shirts .
   »Komm mal rüber, ich brauche deine Hilfe als Übersetzerin.«
   »Warum? Die junge Frau spricht doch perfekt Deutsch, oder Natascha?«, sage ich. Der langhaarigen Kurzzeit Kinderfrau und Gästebetreuerin scheint unsere Begegnung nicht unangenehm zu sein.
   »Wie geht es dir Marie. Sind Tobi und Clara auch hier?«
   »Seit wann sind wir so familiär?«
   »Du bist meine Schwägerin. Soll ich dich etwa mit Sie ansprechen?« Mir stockt der Atem und ich sehe sie ungläubig an.
   »Tobias ist mein Halbbruder. Hat er es dir immer noch nicht gesagt? Wir haben den gleichen Vater.« Das will ich aber nun genauer wissen und bitte darum, gemeinsam einen Kaffee trinken zu gehen. Natascha erzählt, dass sie Tobias erst kürzlich persönlich kennengelernt hat. Sie hat sich auf die Suche nach ihm gemacht, denn der Kontakt zu ihrem gemeinsamen Vater besteht seit Jahrzehnten nicht mehr.
   »Ich würde gern noch länger mit euch hier sitzen, aber ich muss zurück. Ich brauche den Job dringend. Vielleicht sehen wir uns ja bald wieder?« Ich schaue Sarah entgeistert an. Nie hätte ich mich so unfreundlich und feindsinnig verhalten, wenn Tobi mich rechtzeitig aufgeklärt hätte. Wochenlang habe ich befürchtet, die beiden hätten ein Verhältnis.
   »Der kann was erleben!«
   »Wohin kann ich mich verziehen, wenn dein Donnerwetter ausbricht?«
   »Du kannst mit Clara auf ein Eis zu René gehen. Lange wird es nicht dauern. Aber laut wird es bestimmt! Und für meine Wortwahl kann ich nicht garantieren.« Sarah kennt meine Wutausbrüche. Wenn ich richtig geladen bin, vergesse ich meine guten Manieren und kann schimpfen wie ein Hamburger Hafenarbeiter.

Tobias reinigt das Schwimmbecken. Mit einem Kescher fischt er die ersten, trockenen Blüten und Blätter aus dem Poolwasser, als er mich rufen hört.
   »Liebe Grüße von Natascha. Du weißt doch, wen ich meine. Die junge Studentin, die du als Kinderfrau eingestellt hattest. Na, ich bitte dich, die langhaarige Russin, die später als Gästebetreuerin bei dir gearbeitet hat. Dämmert es immer noch nicht?«  Mittlerweile stehe ich direkt vor ihm und blicke ihn böse an.
   »Viele Grüße von deiner Schwester!« Ich gebe ihm einen kräftigen Stoß und er fällt rückwärts ins Wasser. »Warum zum Geier hast du es mir nicht erzählt? Hast du es etwa genossen, mich vor Eifersucht leiden zu sehen? Mach endlich den Mund auf, bevor ich ganz ausraste!«
   »Ich kenne dich und dein großes Herz für die Familie. Du hättest darauf bestanden, dass wir uns aussöhnen. Meine Familie findet seit dreißig Jahren nicht statt und so soll es auch bleiben!«
   »Es ist also mein mütterliches Herz, das dich zum Schweigen veranlasste. Du hast mir gesagt, deine Eltern wären verstorben. Du hast mich bewusst belogen. Mal wieder! Was kann ich dir überhaupt noch glauben?« Tobias klettert aus dem Wasser und zieht sich das nasse Hemd aus.
   »Ich will nicht darüber sprechen!« sagt er und geht ins Haus.
   »Ich bin deine Frau! Warum kannst du nicht mit mir darüber reden?« Er nimmt sich trockene Wäsche aus dem Schrank und zieht sich vor meinen Augen wieder an.
   »Meine Mutter starb, als ich fünfzehn war. Mein Vater war damals ein erfolgreicher Unternehmer und selten zu Hause. Er hatte eine Speditionsfirma für Messebau und war hauptsächlich im Ostblock unterwegs. Dass ich meine Mutter allein beerdigen musste, habe ich ihm nicht verzeihen können. Erst nach ihrem Tod erfuhr ich, dass er neben uns noch eine Familie in der ehemaligen DDR und eine Geliebte in Moskau hatte. Seitdem war er für mich gestorben. Natascha ist sein fünftes Kind. Ich habe sie im Frühjahr das aller erste

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