Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
aus.
»Ich würde viel lieber mit dir ....«
»Mit mir hat es sich ausgefickt!« Ich gehe ins Schlafzimmer, nehme ein frisches Badehandtuch aus dem Schrank und stelle meinen Koffer aufs Bett.
»Wo willst du hin?«
»Ich fliege heute schon. Ich kann dich nicht um mich haben.« Ungläubig sieht er mich abfahren.
Ich nehme die nächste Maschine nach Hamburg. Ein Taxi bringt mich ins Kosmetik Labor. Frederik ist nicht da.
»Wo steckt der Chef?«
»Er begleitet seinen Vater heute zur Chemotherapie«, sagt seine Assistentin und merkt sofort, dass sie ein gut gehütetes Geheimnis ausgeplaudert hat. Die Nachricht reist mir den Boden unter den Füßen weg. Nicht Steffen! Das kann unmöglich sein! Seitdem er als selbstständiger Heilpraktiker tätig ist, lebt er bewusst und gesund. Er trinkt grünen Tee statt Kaffee, raucht nicht und trinkt Wein und Bier nur in Maßen. Welche Art von Krebs? Wie schlimm ist es? Seit wann? Wo ist er? Ich drohe, durchzudrehen.
»Kommt mein Sohn heute noch zurück?« Die Assistentin zuckt mit den Achseln.
»In welchem Krankenhaus wird Herr Simon behandelt? Nun sagen Sie schon!« Sie ist ahnungslos. Was für eine blöde Tussi! Ich versuche meinen Sohn mobil zu erreichen, aber er drückt mich weg. Auf direktem Weg fahre ich zu Steffen nach Hause, um dort auf sein Eintreffen zu warten. Frederiks Wagen parkt bereits vor dem Eingang. Ich will sofort aussteigen, aber plötzlich verlässt mich der Mut. Was soll ich zu ihm sagen? Im Auto harrend, beobachte ich, wie sich eine ältere Mieterin aus dem Haus mit ihren schweren Einkaufstüten abmüht. Das ist ein guter Zeitpunkt, um unbemerkt ins Haus zu kommen.
»Warten Sie, ich helfe Ihnen«, sage ich und schnappe mir zwei ihrer Plastiktaschen. Ich gehe in den ersten Stock und lausche an der Wohnungstür. Leise klopfe ich an. Aber ich werde nicht gehört. Ich öffne das Fenster im Treppenhaus und rauche eine Zigarette. Dabei überlege ich, wie ich mich bemerkbar machen kann. Einfach klingeln, das geht nicht. Ich wähle noch einmal die Telefonnummer von Frederiks Handy. Diesmal geht er ran.
»Was gibt es, Mama«, flüstert er.
»Komm ins Treppenhaus. Ich bin hier und stehe vor Steffens Tür.« Erstaunt öffnet er die Wohnungstür und tritt heraus.
»Woher weißt du und seit wann bist hier?«
»Deine Assistentin hat sich verplappert. Was ist mit deinem Vater?« Frederik berichtet in aller Ausführlichkeit. Steffen hat einen Tumor im linken Hodensack. Es erhielt bereits zwei Mal Chemotherapie, die er bisher mehr schlecht als recht vertragen hat. Metastasen haben die Ärzte ausgeschlossen. Der Krebs wurde rechtzeitig entdeckt.
»Warum kommt ihr nicht rein?«, sagt Steffen. Er steht im Türrahmen und hat die Unterredung belauscht. Ich gehe auf ihn zu und nehme ihn in den Arm.
»Bist du extra wegen mir gekommen?«
»Nein Steffen, dann wäre ich früher aufgetaucht. Ich habe es gerade erst erfahren. Aber ich bleibe!« Liebevoll streichle ich sein Gesicht. Entkräftet schleppt er sich aufs Sofa. Auf dem Tisch liegen verschiedene Medikamente gegen die Nebenwirkungen. Frederik holt meinen Koffer aus dem Auto und verabschiedet sich. Der Patient schläft zwei Stunden ruhig bis ihn Krämpfe wecken und er sich lautstark übergibt. Ich säubere seinen Mund und stelle eine neue Schüssel vor ihm auf. In der Nacht bekommen wir beide keinen Schlaf. Ich begleite ihn ständig ins Bad. Sein Magen und Darm spielen völlig verrückt.
»Gibt es dunkle Wolken im Paradies oder warum hast du Freigang?« Ich antworte ihm, dass bei mir alles in Ordnung ist.
»Du bist eine miserable Lügnerin. Also rede, was ist bei dir los!« Ich will Steffen nicht anlügen und erzähle ihm von Nataschas Küssen.
»Dann soll er sich mal warm anziehen! Obwohl, trennen wirst du dich nie von ihm. Er kann machen, was er will. Du kennst den Grund! Du bist sexuell abhängig von ihm. Streite es nicht ab!
»Auch wenn du krank bist, hast du nicht das Recht, so einen Blödsinn zu erzählen! Ich bin nicht hörig! Wenn es dir besser geht, kannst du dich ja mal im Internet schlau machen. Sicherlich wirst du etwas über den Unterschied zwischen Leidenschaft und Hörigkeit finden. Außerdem möchte ich mit dir auch nicht über mein Sexleben sprechen. Also lass uns das Thema wechseln.« Ich bleibe eine Woche und pendel die ersten Tage mit seinem Wagen zwischen Berlin und Hamburg. Ich kümmere mich um
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