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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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fünfzig Euroschein heraus. Grinsend fuchtel ich damit vor seinen Augen herum, ergreife seinen Arm und ziehe ihn in den Türrahmen.
   »Welche der vier Schönheiten soll es denn sein? Gucci, Versace, Dior oder Dolce & Gabbana?« Er traut sich nicht, zu widersprechen und wählt die Dame mit der Versace Sonnenbrille. Ich gebe ihm den Fuffi und eine Stunde frei. Meine Finger öffnen die obersten Knöpfe von seinem weißen Poloshirt und ich trage ihm auf, eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen.
   »Würden Sie mir meine Pause versüßen und etwas mit mir trinken?«, fragt er die junge Frau, genau wie ich es ihm aufgetragen habe. Versace bekommt einen Sex On The Beach und Frank trinkt einen Milchkaffee. Nach dem zweiten Cocktail beginnt sie laut zu kichern. Er verabschiedet Sich und erhält ein Küsschen mit den Worten, bis nachher!
   »Geht doch«, sagt die Kupplerin stolz.
   »Sie ist strohblöd. Außerdem schielt sie! Die geht gar nicht!« Ich will mich kaputt lachen und gluckse noch immer, als Tobi mich zu Feierabend abholt. Er lässt sich über den Grund der Belustigung aufklären und blickt zu den Sonnenbrillenträgerinnen.
   »Gucci wäre die bessere Wahl gewesen. Die ist heiß, brandheiß!« Tobi erntet einen bösen Blick und merkt sofort, dass er mit seiner unüberlegten Bemerkung zu weit gegangen ist.
   »Ich meinte die Brille, was hast du denn gedacht.«
   »Dass du ein verdammt schlechter Lügner bist.«

Der Kotzbrocken fährt Odette in seinem offenen Zweisitzer vor. An ihrer linken Hand trägt sie einen auffälligen Verband, in der rechten eine weitere Krankmeldung.
   »Sehnenscheidenentzündung!«, klagt sie.
   »Typische Berufskrankheit. Das kommt von der vielen Handarbeit«, sage ich und werfe ihr einen stechenden Blick zu. Ich bin mir sicher, dass Odette bis zur Schließung weiterhin krank spielen wird. Natascha betritt braun gebrannt das Ladengeschäft und begrüßt mich mit einer festen Umarmung. Sie kommt gerade von einem Segeltörn zurück, den sie als Gästebetreuerin begleitet hat. Sie erkundigte sich nach Tobias und will wissen, wann Clara zurück ist.
   »Unser Plappermäulchen kommt morgen endlich wieder. Frederik bringt sie mit der Abendmaschine aus Hamburg.« Ich frage, ob sie für die restliche Ferienzeit ihre Vertretung im SPA übernehmen würde. Ich habe Clara schließlich zwei unbeschwerte Wochen Familienurlaub versprochen.
   »Tut mir leid, da muss ich passen. Meinem Vater geht es nicht gut. Ich werde in die Schweiz reisen und ihn besuchen. Meine Mutter meint, es wird Zeit dass ich mich mal wieder sehen lasse.« Ich habe es stets vermieden, Natascha nach ihrem und Tobias Vater zu befragen. Er ist ein dunkelrotes Tuch für ihn und er lehnt es strikt ab, über ihn zu sprechen.
   »Was fehlt ihm?«
   »Er leidet an Multipler Sklerose. Seit einem Jahr ist er an den Rollstuhl gefesselt. Es ist furchtbar für ihn, aber für meine Mutter noch schlimmer. Er war ein so vitaler und aktiver Mann. Jetzt mault er den ganzen Tag und lässt seine schlechte Laune an ihr aus.« Das kenne ich gut. In diesem Punkt ist Tobi seinem Vater sehr ähnlich. Ich will wissen, wie mein Schwiegervater aussieht und frage Natascha nach einem Foto. Sie kramt in ihrer Brieftasche und zieht ein verknittertes Bild heraus.
   »Das war an seinem 75. Geburtstag. Links daneben steht Natalie, meine jüngere Schwester. Sein Augenstern. Sie ist sein jüngstes Kind. Er verwöhnt sie nach Strich und Faden. Auf dem Foto war sie erst zwölf, aber unser Pummelchen ist jetzt mit fünfzehn noch genauso fett!« Ich bin mehr am Aussehen des alten Mannes interessiert. An seinen Augen kann man die Ähnlichkeit zu Tobias gut erkennen. In jungen Jahren war er bestimmt ein sehr attraktiver Mann.
   »War dir Paul ein guter Vater?«
   »Er war nie da. Ich habe die meiste Zeit im Internat verbracht. So eine liebevolle Familie, wie du sie mit Tobi und Clara hast, hatte ich nicht. Gutenachtgeschichten kannte ich nur aus dem Fernsehen. Umarmungen und Küsse waren mir fremd. Vielleicht hole ich das aus diesem Grund jetzt so überschwänglich nach«, sagte sie mit Blick auf ihren Neuen, der vor der Tür ungeduldig auf sie wartet.
   »Alles können deine Eltern nicht verkehrt gemacht haben. Sonst wäre aus dir nicht so ein liebenswerter Mensch geworden.«

Odette hat die vierte Krankschreibung abgegeben. Sarah bietet sich an, für drei Tage meine Schichten zu übernehmen. Gleich

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