Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
ihr hättest?«
»Ganz genau«, stimme ich zu. Fünf Punkte halte ich jedoch für übertrieben. Aber daran will ich weiter mit Tobias arbeiten.
Tante Berta ist tot, wie schade!
Odette und Frank kennen sich gut. Sie sind seit Jahren Arbeitskollegen und arbeiteten schon zusammen für namenhafte SPAs in Europa und Übersee. Die beiden Physiotherapeuten sind kein Liebenspaar, wie Odette immer wieder betont. Es ist allerdings nicht zu übersehen, dass Frank das gern ändern würde. Im Alter von Ende dreißig hat er die Nase voll von der Weltenbummelei und wünscht sich, sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Vorzugsweise mit Odette. Sie hat andere Pläne. Mit spätestens vierzig will sie ein eigenes Geschäft eröffnen. Was ihr zur Erfüllung ihres Traumes fehlt, ist ein Mann, der ihr das nötige Startkapital sichert. Odette ist auf der Pirsch. Die Côte d’Azur ist ihrer Meinung nach der beste Ort, um nach einem passenden Finanzier zu suchen. So kümmert sie sich vornehmlich um die männlichen Kunden und um den Produktverkauf. Ihr kurzer Short bringt ihre strammen, durchtrainierten Beine prima zur Geltung. Wenn sie die oberen drei Knöpfe ihres Polohemdes öffnet und sie Einblick in ihr üppiges Delkotee freigibt, ist sie sich ihrer Wirkung auf Männer stets bewusst. Sie flirtet, was das Zeug hergibt. Mir gefällt ihre Balzerei nicht, obwohl ich mich über den steigenden Umsatz nicht beschweren will. Für die verbleibenden Wochen will ich jedoch kein Fass aufmachen. Schließlich kümmert sich Frank kompetent um Tobis Schulter. Regelmäßige Krankengymnastik hilft ihm, sich von Tag zu Tag besser zu fühlen. Im gleichen Maß, wie sich seine Verspannungen lösen, kommt auch seine Fröhlichkeit wieder zum Vorschein. Ceciles Ehemann, der Kotzbrocken Sebastian , kommt täglich zur Massage. Während Frank mit Tobi im Behandlungszimmer eins Übungen macht, höre ich verdächtige Geräusche aus der Kabine zwei. Kurz darauf verlässt Sebastian mit einem breiten Grinsen den Laden und steckt Odette einen Schein in den Ausschnitt. Betreten lauscht Frank der strengen Drohung seiner Arbeitgeberin.
»Du machst hier doch keinen Puff aus meinem SPA?« Odette errötet, widerspricht allerdings nicht. Ich mache ihr eindeutig klar, dass ich ihr im Wiederholungsfall sofort kündigen werde.
»Und dann soll Steffen etwa wieder übernehmen?«, fragt Tobias sichtlich aufgeregt, als wir mit dem Auto nach Hause fahren. Ich kann meinen Mann schnell beruhigen. Bevor ich Steffen noch einmal um Hilfe bitte, schließe ich das SPA lieber. Vor meiner Abreise hat er mir einen langen Brief hinterlassen. In blumigen Worten gestand er mir seine aufrichtige Liebe und bat mich inständig, endlich zu ihm zurück zu kommen. Im Zuge der neuen Offenheit im Hause Martin habe ich Tobias die Zeilen gezeigt. Es soll keine Geheimnisse mehr zwischen uns geben. Seine Vermutungen hatten sich wieder bestätigt. Steffen wird nie Ruhe geben! Tobis Rückfall in miese Stimmung dauert nur kurz an. Nach einer Umarmung von mir kehrt sein unwiderstehliches Lächeln wieder zurück. Wir halten uns an den festen Vorsatz, die Sommerzeit ohne Clara in vollen Zügen zu genießen. Auf keinen Fall will Tobias daran schuld sein, mir auch diesen Sommer zu verderben. Dafür sorgt Odette schon. Sie meldet sich nach meiner Standpauke gleich am kommenden Tag krank und nun darf ich selbst zur Arbeit antreten. In einer Behandlungspause spreche ich Frank an, der merklich traurig in der kleinen Küche eine Dose Redbull trinkt.
»Was ist das mit dir und Odette?«
»Ich kann tun und lassen was ich will, sie liebt mich einfach nicht.« Unerwiderte Liebe. Da bin ich die falsche Ratgeberin. Dennoch schlage ich meinen mütterlichen Ton an und nehme den Trauerkloß in den Arm.
»Du bist ein gutaussehender, charmanter Mann im besten Alter. Hör endlich auf, einem Phantom hinterher zu laufen und genieße die Zeit. Nutze die Abende und gehe dich amüsieren. Schau mal auf Renés Terrasse. Da sitzen mindestens vier hübsche Frauen, die gern von dir angesprochen werden wollen.« Er will sich damit herausreden, dass er abends zu müde ist und außerdem niemanden im Ort kennt.
»Dumme Ausreden!« Ich lasse ihn so lange nicht vom Haken, bis er mit der Wahrheit heraus rückt.
»Ich bin zu schüchtern. Einfach Frauen ansprechen, das kann ich nicht.«
»Dann wird es aber höchste Zeit, es zu lernen.« Ich öffne die Kasse und ziehe einen
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