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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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der Zeitpunkt gekommen und der Altersunterschied lässt sich nicht mehr überspielen. Tobi war schon immer sexhungrig. Ich bin es mittlerweile nicht mehr so. Wenn er es sich jetzt bei jüngeren Frauen sucht, dann sollte ich ihn ziehen lassen. Cecile war für mich das beste, abschreckende Beispiel. Sie hat sich so lange demütigen lassen, das wäre für mich unvorstellbar.«
   »Du vergleichst Tobi doch nicht allen Ernstes mit dem Kotzbrocken Sebastian.«
  »Warum nicht? Der einzige Unterschied zwischen ihnen ist, dass Sebastian auf Ceciles Geld angewiesen ist und Tobias eigenen Schotter im Überfluss hat.«
  »Und da sind wir endlich beim Kern deines Problems. Es passt dir nicht, dass er jetzt finanziell unabhängig von dir ist. Das war nämlich immer dein geheimes Druckmittel, auch wenn du es dir nicht eingestehen willst.«
   »Blödsinn!«
   »Dann nennen wir es nicht Druckmittel, sondern deine kleine Sicherheit. Solange du für das schöne Leben hauptverantwortlich warst, konntest du dir relativ gewiss sein, dass er bei dir bleibt. Du hast noch immer Angst, ihn zu wieder zu verlieren. Diese Macke trägst du seit eurer ersten Trennung mit dir herum. Deshalb scheust du Veränderungen und pflegst deinen ausgeprägten Kontrolltick. Ich bin deine Freundin, ich darf dir das so ehrlich sagen.«
   »Deine Psychoanalyse hat nur einen gravierenden Fehler, Frau Dr. Freud. Ich habe ihn gebeten, zu gehen!«
   »Wie oft hast du mir erklärt, dass du es nicht noch einmal ertragen könntest, von ihm verlassen zu werden. Diesmal wolltest du ihm rechtzeitig zuvor kommen. Denk mal darüber nach. Ich glaube so falsch liege ich nicht.«

Nach der täglichen Arbeit in der Eins gehe ich nach Feierabend zu René. Statt auf seiner Terrasse den Abend zu genießen, helfe ich ihm in der Küche. Ich arbeite bis zur völligen Erschöpfung. Nur so kann ich einschlafen, ohne noch stundenlang an Tobi und Clara zu denken. Der unsympathische Russe kommt fast täglich auf die Terrasse und bestellt literweise Wodka, die er lautstark mit Freunden am Tisch trinkt. Die Runde besteht aus vier Männern und zwei Frauen. Ich vermute, dass es sich um Prostituierte handelt. Ich bin der festen Ansicht, dafür einen geschulten Blick zu besitzen.
   »Genau Marie, in diesem Fall hast du bisher ja immer richtig gelegen«, lacht Natascha. Argwöhnisch beobachte ich das Treiben am Russentisch. Die Männer spielen offen Poker und die Damen betrachten währenddessen gelangweilt ihre langen Fingernägel. Damit sie zwischendurch nicht einschlafen, erhalten sie in regelmäßigen Abständen einen Klaps auf den Po, gepaart mit einem anzüglichen Witz, der in der Runde ein lautes Gegröle auslöst. Ich bin angewidert. Mit mir teilen einige Stammgäste diese Meinung, die mir leise zuflüstern, sich ein anderes Stammlokal suchen zu wollen, sollte dieses Pack weiterhin lautstark die Abende stören. René ignoriert meine Warnungen. Soviel Umsatz wie die Russen an einem Abend machen, tragen die Alteingesessenen in der Hauptsaison gerade einmal in der Woche in seine Kasse, war seine Antwort. Als die letzten Gäste abkassiert sind, verzieht er sich mit seinen neuen Pokerfreunden in den Innenraum und lässt die Karten austeilen. Ich schüttle verständnislos den Kopf. Ich will René gerade ins Gewissen reden, als der arrogante Vadim mir fünf einhundert Euro Scheine auf den Tisch legt.
   »Machen Sie uns die Freude und spielen ein, zwei Runden mit uns.« Unter der Bedingung, dass René nicht mehr als fünfhundert verspielen darf, stimme ich zu. Am Ende gehe ich mit zweitausendfünfhundert Euro ins Bett.

In der ersten Juniwoche erhalte ich eine Einladung zu Pauls Geburtstag. Als Tobi mich fragt, ob ich mitkomme, sage ich ihm ab. Er soll besser allein mit Clara fahren. Es ist nach der Trennung schließlich nicht mehr meine Familie.
»Ich brauche deine einmalige Zustimmung, die Nummer Drei mit dem Mató Markenrecht verkaufen zu dürfen.«
   »Du hast einen Käufer? Verkaufst du mit Verlust?«
   »Nein, ich muss dich enttäuschen. Das Projekt war ein Erfolg. Allerdings ist es ohne Mató nur die Hälfte wert. Würdest du zustimmen?« Selbstverständlich will ich das tun. In diesem Zusammenhang spreche ich den Verkauf meiner Haushälfte an.
   »Wann wollen wir diese Angelegenheit regeln?«
   »Halbe Sachen liegen dir nicht, oder? Du musst immer einen klaren Schnitt machen. Wann kommst du mir mit deinem Scheidungsantrag oder wollen wir

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