Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
ihrer Kleinen erwerben und der Erlös einem gemeinnützigen Zweck zugeführt wird.
»Morgen musst du ohne mich auskommen.« Ich verabschiede mich auf die Couch und betrachte den hellen Mond, der durch das Fenster scheint. René spielt Musik vom Band. In den ersten Jahren gab es stets Live Musik zu den Festtagen. In diesem Jahr hat er noch nicht einmal Servicepersonal geordert. Er wird immer geiziger, denke ich.
René verzieht sich wie jeden Morgen um halb sechs ins Bad, um eine halbe Stunde später das Lokal zu öffnen. Er verhält sich leise und weckt mich nicht auf. Nur eine Stunde später springt Balou auf mein Bett und schleckt mir wild das Gesicht ab.
»Du hast verschlafen, Mamam!« Abrupt setze ich mich auf und drücke den Hund sanft von meiner Schlafstätte. Als mein Blick auf mein Blumenmädchen fällt, überzieht ein liebevolles Lächeln mein verschlafenes Gesicht. Clara steht mit einem Strauß gelber und weißer Narzissen im Raum. Es sind so viele, dass sie Schwierigkeiten hat, den schweren, dicken Strauß mit ihren kleinen Kinderhänden zu umfassen.
»Danke, mein kleiner Liebling. Das sind wunderschöne Blumen.« Ich stehe auf und lege sie ab, um sie zu umarmen. Balou legt sich nach Erhalt von Frauchens Kommando brav auf den Boden.
»Warum bist du so früh aufgestanden? Der Markt öffnet doch erst um zehn Uhr.«
»Wir wollen doch vorher mit dir frühstücken. Los Mamam, beeile dich jetzt.« Ich schlurfe über den Flur in das gegenüberliegende Bad, als ich Tobias vor meiner Zimmertür bemerke. Er lehnt an der Wand und sieht betreten nach unten.
»Du schläfst mit René in einem Zimmer?«
»Na, wo sonst? Es gibt hier nur den einen Raum, eine kleine Küche und das Bad. Ich hatte dich gebeten, statt meiner zu gehen. Hättest du nachgegeben, könnte ich in meinem eigenen Bett schlafen.« Clara nimmt Balou und geht in der Ostergasse nach ihren Basteleien Ausschau halten. Ich verschwinde ins Bad. In ein kurzes Handtuch gewickelt, komme ich zurück. Tobias sitzt auf dem Sofa.
»Würdest du bitte unten warten, ich möchte mich in Ruhe anziehen.«
»Du kannst gleich deine Koffer packen und ins Haus zurück kommen. Ich werde heute noch ausziehen und ins Appartement nach Cannes umsiedeln. Das hier ist würdelos. Ich hab nicht gewusst, wie du hier haust.«
»Es mag sein, dass es für dich nicht standesgemäß ist, aber ich fühle mich hier wohl. Du wolltest das Haus, nun behalte es auch! Bei deiner Finanzlage, sollte es dir ja nicht schwer fallen, mich kurzfristig auszuzahlen. Und mache es bald, bevor du dein Erbe mit deiner jungen Liebesdienerin durchgebracht hast!« Ich bitte Tobias erneut, den Raum zu verlassen und mir fünf Minuten Zeit zu geben.
Noch drei weitere Narzissen Sträuße schmücken das Esszimmer. Der Tisch ist liebevoll gedeckt und Tobias fragt, wie er die Eier zubereiten soll. Clara wünscht sich einen Pfannkuchen und überlässt mir die Zubereitung. Ich durchschaue ihre Absicht. Mit diesem Trick erhofft sie sich, ihre Eltern wieder näher aneinander zu bringen. Aber ich würdige meinen Beikoch keines Blickes.
»Mit René hast du wohl mehr Spaß in der Küche. Man hört euer Lachen bis auf die Straße.«
»Stimmt, er kann wirklich urkomisch sein«, übertreibe ich.
»Wir sollten jetzt starten, wenn wir Claras Kunstwerke noch erstehen wollen. Es sind die schönsten im Ort und werden bestimmt schon viele Liebhaber gefunden haben«, sagt er. Clara rennt zielsicher zu ihren Basteleien und Tobias kauft alle Eier, Lämmer und Hasen von ihr auf. Wir sprechen während des Marktbummels kein Wort mit einander. Ohne den Hauch einer Berührung gehen wir nebeneinander her. Clara stürmt in den Friseursalon und übergibt Sarah und Claire ihre Ostergeschenke. Ich setze mich aufs Sofa und weiß, dass die Zeit gekommen ist, sich wieder von der Kleinen zu verabschieden. Ich erhalte noch unzählige Küsse und von ihr und von Tobias einen tief bekümmerten Blick. Nun hat er es geschafft und mich mit seiner Traurigkeit angesteckt. Dennoch halte ich es für die richtige Entscheidung, ihn nicht zurückzuhalten. Die ewigen Neustarts haben mich mürbe gemacht. Auch für Clara will ich endlich stabile Verhältnisse.
»Das ist doch nicht der wahre Grund. Du verzeihst ihm sein Fremdfingern nicht.« Sarah bringt es mal wieder auf den Punkt.
»Damit muss man als Frau rechnen, wenn man einen zehn Jahre jüngeren Mann heiratet. Irgendwann ist
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