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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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nur noch einen kurzen Moment«, flüstert Tobi.
   »Da hilft es auch nicht, sich zwischendurch mal leger anzuziehen. Deinen Stock im Arsch, werter Schwager, den sehe ich trotzdem noch aus zehn Meter Entfernung!«
   »Jetzt ist sie auf Hundert«, lacht Tobias und Timo setzt laut mit ein. Ich wünsche den geschwätzigen Brüdern Windstärke acht auf ihrem Trip, was angesichts des strahlenden Wetters eine aussichtslose Hoffnung ist.

Renés Terrasse ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Das unverhofft gute Wetter ist der Grund für diesen Massenansturm, den er allein nicht bewältigen kann. Ich schaue in die Eins und finde Jean und Sarah bei einem Plausch vor. Sie haben nicht einen Kunden. »René ist am Schwimmen. Sieht denn das keiner von euch? Los, einer kommt mit rüber. Wir müssen ihm unter die Arme greifen.« Ich werfe Jean auch eine schwarze Bindeschürze zu und nehme mir Block und Stift und gehe von Tisch zu Tisch. Nach einer halben Stunde habe ich Ordnung in das Chaos gebracht und alle Gäste haben ihre Bestellung am Tisch. Ich schaue auf die Uhr. Es ist halb Elf und ich weiß aus Erfahrung, dass bald der nächste Schub Gäste zum Mittagessen anrücken wird. Ich telefoniere mit Frank und bitte Jean, seinen Freund Carlos zur Verstärkung zu holen. Das SPA wird geschlossen und ich teile Sarah für die Vergabe der Speisekarten, die Aufnahme der Bestellungen und das Abräumen der Tische ein. Jean soll allein den Getränkeausschank übernehmen. Carlos ist für das Servieren der Drinks und das Abkassieren eingeteilt. Frank und ich unterstützen René beim Kochen und bringen die Gerichte direkt aus der Küche zu den Gästen. Ich lasse mich vom lauten Brüllen der beiden hektischen Köche nicht aus der Ruhe bringen und ziehe meinen Plan durch. Ich renne seit Stunden pausenlos den langen Weg von der Küche auf die Terrasse. Der Zustrom ebbt nicht ab. Es gibt keine Verschnaufpause zwischen Mittags- und Abendgeschäft. Nach zwölf Stunden falle ich völlig erschöpft in einen frei gewordenen Korbsessel und lasse mir von Jean einen Gin Tonic mixen.
   »Wie kannst du ohne Personal in das Ostergeschäft starten«, frage ich ungläubig. René umklammert mich von hinten und bedankt sich mit vielen Küssen auf meinen Kopf.
   »Deine Einteilung war zwar extrem unkonventionell, aber ich ziehe meinen Hut. Es hat wunderbar geklappt. Du hast mir heute den Hintern gerettet. Er gibt noch eine Runde aus und als sein Kochgehilfe die Küche fertig geputzt hat, löscht er das Licht und wir gehen in die Wohnung.
   »Wolltest du nicht eigentlich mit Tobis Bruder segeln gehen?« Aber er bekommt keine Antwort mehr. Ich schlafe schon tief und fest.

Der Ostersonntag ist bewölkt. Bestes Wetter für ein gutes Wellness Geschäft. Die Eins wird von Sarah und Frank geführt. Jean und ich helfen wieder bei René aus. Als ich das letzte Frühstücksgedeck abräume, sehe ich Tobi und seinen Bruder aufs Lokal zusteuern. Laut raunzend gehe ich in die Küche.
   »Den Tisch bediene ich nicht.« René übernimmt und bringt den Brüdern zwei Kaffee. Er setzt sich kurz dazu und berichtet von meinem fabelhaften Einsatz und der tatkräftigen Unterstützung meiner Mató Jungen. Ich sitze im Innenraum am Tresen. Obwohl ich keinen Blickkontakt zur Terrasse habe, kann ich jedes Wort, das am Tisch gesprochen wird, verstehen. Timo ist gekommen, um sich zu verabschieden. Vorsichtig nähert er sich meinem Barhocker.
   »Sagst du mir Tschüss oder bist du mir böse?«
   »Wolltest du nicht bis morgen bleiben?«
   »So war es eigentlich geplant. Aber meine liebreizende Schwägerin hat mir so den Marsch geblasen und mich zur Einsicht gebracht, dass ich den morgigen Tag lieber mit Christina verbringen werde und ihr meine neuen Prioritäten vorstellen will.«
   »Dabei wünsche ich dir viel Glück.« Ich küsse Timo links und rechts auf die Wange. Zusammen mit Tobias verlässt er das Lokal.
   »Sie sind weg und Tisch drei möchte zahlen«, sagt René als er zurück in die Küche geht. Ich kassiere Tisch drei und helfe noch bis zum Einbruch der Dunkelheit aus. Abends blinkt mein Handy. Clara hat mir eine Nachricht hinterlassen.
   »Nicht vergessen, Mamam, morgen ist Ostermarkt.« Die von den Schulkindern gebastelten Osterdekorationen schmücken schon seit Tagen den Ort. Am Vormittag des Ostermontags stehen die bemalten Eier, Hasen und Lämmer zum Verkauf. Es hat sich der Brauch entwickelt, dass Eltern die Kunstwerke

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