Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
das auch gleich bei dem Termin mit abwickeln. Dann bist du mich auch auf dem Papier los!«
Am Abend kommt Natascha in die Gastroküche und fordert mich auf, endlich mit nach draußen zu kommen und eine Pause einzulegen. Sie wartet mit zwei Getränken am Residententisch auf mich.
»Warum kommst du nicht mit zu Pauls Geburtstag? Er würde sich so freuen. Mein Vater mag dich. Er spricht so oft von dir.«
»Vermutlich weiß er nicht, dass Tobias und ich nicht mehr zusammen sind.«
»Doch, das ist ihm bekannt. Er meint, ihr werdet auch wieder zusammen finden, genau wie Timo und Christina.« Ich nehme die Neuigkeit mit Freude auf. Gern hätte ich gewusst, welche Prioritäten er für sein neues Leben gesetzt hat.
»Wann wirst du dich endlich wieder mit Tobi versöhnen. Ihr leidet doch beide, das ist nun wirklich nicht zu übersehen.«
»Es läuft doch alles prima. Wir sind uns nicht böse und im Streit sind wir auch nicht auseinander gegangen.«
»Ja, das ist deutlich zu sehen. Deswegen tragt ihr beide auch so eine tiefe Trauermiene. Mein Güte, Marie, ihr seid ein so fröhliches Paar gewesen. Wann hast du das letzte Mal herzlich gelacht?«
»Das liegt schon länger zurück.«
Gleich am Montagmorgen suche ich den Notar auf und beauftrage Herrn Laval, einen Schenkungsvertrag aufzusetzen, in der die Rechte an der Marke Mató uneingeschränkt an Herrn Tobias Martin übergehen. Der Termin zur Beurkundung wird für den kommenden Nachmittag vereinbart. Tobias reist pünktlich an und nimmt verblüfft zur Kenntnis, dass ich im vollen Umfang verzichte. Nervös wartet er darauf, dass Laval zum nächsten Tagespunkt übergeht. Scheidung oder Kaufvertrag fürs Haus, fragt er sich. Aber der Jurist erhebt sich und verabschiedet uns mit einem Handschlag.
»Warum hast du das gemacht? Ich brauchte doch nur eine Einwilligung für Cannes von dir?«
»Ich will dir bei deinen Karriereplänen keine Steine in den Weg legen. Bau du dir dein Imperium auf. Wenn die Marke dir dabei helfen kann, ist es doch nur gut. Für mich sind die gemeinsamen Mató Zeiten vorbei.« Beschämt schaut er auf den Boden.
»Ach, Marie. Ich weiß es gibt keine Rechtfertigung für das, was ich getan habe. Ich selbst habe keine Erklärung dafür, wie das passieren konnte. Es gab nie ein Vorher und ich garantiere dir, auch kein Nachher. Es tut mir unendlich leid und ich kann verstehen, dass du mir nicht verzeihen willst. Aber du sollst wissen, dass ich nur dich lieb habe. Das war immer so und es wird nie aufhören. Ich werde im nächsten Monat das Appartement räumen und mir etwas Neues suchen müssen. Ich überlege ernsthaft, Frankreich zu verlassen. Hier erinnert mich alles an unsere gute Zeit. In deiner Nähe wird der Schmerz nie aufhören.«
»Lass uns bei René noch etwas trinken. Ich habe noch Zeit, bis ich Frank ablösen muss.« Tobi bestellt zwei Kaffee, während ich kurz in der Eins nach dem Rechten sehe. Als ich zurückkomme, sitzt Sarah bei Tobias am Tisch. Sie verstummt sofort, als sie mich bemerkt.
»Na, hat dir Dr. Freud die Ergebnisse meiner Psychoanalyse mitgeteilt?« Sarah verschwindet wortlos.
»Warum kannst du mit ihr über deine Ängste sprechen. Sogar mein Bruder weiß über dich besser Bescheid, als ich. Wieso nie ein Wort zu mir? Wie kommst du auf die lächerliche Idee, du wärst mir zu alt? Du hast mehr Power und Elan als ich.«
»Stimmt! Mental bin ich dir um Längen voraus.«
»Ja, deine Klugheit hat sogar Timo beeinflusst. Du weißt, dass er wieder mit seiner Frau zusammen ist.«
»Natascha hat es mir erzählt. Wie hat er es angestellt?«
»Der ausschlaggebende Punkt war wohl, dass er den Posten des Geschäftsführers niederlegt.«
»Er tritt tatsächlich zurück?« Ich kann es nicht glauben.
»Wir Martin Männer würden alles tun, um unsere Frauen glücklich zu machen. VORSICHT! DACKELBLICK!!!!
»Und was sagt Paul dazu?«
»Komm mit zu seinem Geburtstag, dann wirst du es erfahren.« Tobias steht auf und geht zum Tresen, um den Kaffee zu bezahlen. Mir kreisen wilde Gedanken durch den Kopf. Tobias will Frankreich verlassen. Der Posten des Geschäftsführers ist frei. Bestimmt hat Paul ihn überredet, an Timos Stelle zu treten.
»Bis bald, Marie«. Tobias küsst mich leicht auf die Wange und lässt mich mit meinen Fragen zurück.
Ich quittiere meinen Nebenjob als Küchenhilfe und wechsel in den Service. Es ist
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