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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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Leim ging, hatte ich überlegt, das Geschäft zu verkaufen. Fünfzehn Jahre sind einfach genug. Ich will dieses Leben nicht mehr. Nur Arbeit und ab und zu eine Frau abschleppen. Das reicht mir nicht mehr. Ich möchte ein stink normales Leben mit einer Familie.«
   »Was hast du vor?« Ich ahne, dass mir die Antwort missfallen wird. »Du gibst doch jetzt nicht auf? Dafür habe ich mich nicht in die Höhle des Löwen begeben. René, du gehörst zum Ort wie der Strand und der Hafen. Dein Lokal ist wie ein Zuhause für mich. Für uns alle. Schau doch mal ins Haus hinein. Da stehen alle deine Freunde. Das ist deine Familie.«
   »Ich bin müde und mir fehlt die Kraft für einen Neuanfang. Die Saison ist fast vorbei. Ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören.« Mit diesem Satz beendet er meinen Glücksrausch. Mit betretener Miene überlege ich, wie ich ihn umstimmen kann.
   »Nimm dir eine Auszeit über den Winter. Im Frühjahr kommt auch deine Energie wieder zurück.« Aber René ist nicht zu überzeugen. Traurig lege ich meine Arme um ihn. Das eng umschlungene Paar auf der Terrasse, weckt Tobias Neugierde. Ich bringe ihn auf den neuesten Stand und gehe den Tränen nahe wieder zurück zu meinen Gästen ins Haus.
»Es wird nichts mehr so sein wie früher. Nie wieder auf einen kurzen Plausch nach nebenan. Auf einen Drink zur Live Musik. Eine Gratissuppe für einen missglückten Wangenkuss.« Ich bin ernsthaft bekümmert. Meine Sorge, den Ort an neureiche Spinner zu verlieren manifestiert sich und entwickelt sich zu einer unbändigen Wut.

Tobias schläft schon tief und fest. Er ist beseelt von dem gemeinsamen Musizieren mit seinen Freunden und angeschlagen vom Rotwein, den er in den Spielpausen trank. Es ist nachts um vier Uhr, als ich ihn aufgeregt wecke.
   »Lass uns das Lokal kaufen. Wir machen eine schöne Musik Kneipe daraus. Ein Bistro mit einer großen Bühne. Wir erweitern unser Mató Konzept in SPA & Bistro. Tobi, was sagst du?«
   »Ich frage dich, was mit deinem Plan ist, kürzer zu treten. Marie, der Tag hat nur 24 Stunden.«
   »Du selbst hast gesagt, wir sind zu jung fürs Altenteil. Lass uns noch einmal neu durchstarten. Die Zeit ist reif. Nach all der Zeit brauchen wir beide etwas Neues.«
   »Marie, wir brauchen uns das nicht mehr anzutun. Ich habe genug Geld und wenn ich dich richtig verstanden habe, bekommst du auch bald einen ganzen Batzen.
   »Gerade deshalb. Wir brauchen kein Geschäft, das täglich Gewinn abwerfen muss. Wir schaffen uns einen Ort der Freude ganz ohne Druck. Mit Musik, Kunst und unseren Freunden. Es soll uns Spaß bringen und dafür sorgen, dass wir nicht einrosten. Nun sag schon, was hältst du von der Idee?«
   »Mató SPA & Bistro, das hat was. Sprich mit René. Dich wird er ja wohl nicht über den Tisch ziehen.« Ich nicke und will aus dem Bett springen.
   »Aber nicht jetzt! Bei aller Euphorie, mein Schatz. Es ist fünf Uhr morgens. Du bleibst bei mir im Bett, mindestens noch drei Stunden.«

René stellt graue Müllsäcke an die Straße. Er hat angefangen, aufzuräumen und kämpft sich Stück für Stück durch das Chaos.
   »Nein Marie, ich verkaufe nicht an dich.« Er sieht mich nicht an und setzt seine Arbeit mit dem Besen fort. Das ist ein Scherz, denke ich.
   »Nun sag schon, René, was soll das Lokal und deine kleine Wohnung kosten. Die möchte ich nämlich unbedingt dazu. Tobi und ich werden den Laden wieder aufbauen und wollen ein Musik Bistro daraus machen. Wenn du wieder zur Vernunft gekommen bist, dann kannst du jederzeit wieder übernehmen.«
   »Hör auf Marie!«, schreit er mich an. »Du wirst das Geschäft nicht bekommen!«
   »Schön! Aber den Grund für dein unmögliches Benehmen wirst du mir erklären müssen. Wie kommst du dazu, mich hier so abzukanzeln?«
   »Ich habe schon einen Käufer. Es ist bereits alles abgewickelt.« Dass er nicht die Wahrheit sagt, merke ich sofort. Wie will er es angestellt haben, binnen zwölf Stunden einen Käufer aus dem Hut zu zaubern.
   »René, deine Geschichte stinkt ganz gewaltig. Ich will jetzt wissen, was hier los ist und warum du nicht an mich verkaufen willst. Ich denke, ich habe ein Recht darauf, dass du ehrlich zu mir bist.« Er stellt seinen Besen beiseite und kommt auf mich zu. Mit beiden Händen umfasst er mein Gesicht. »Das ist nichts für dich. Die Zeiten haben sich geändert. Du kannst hier nicht mehr sauber deinen Geschäften nachgehen.«
   »Was

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