Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
Großer in Jeans.“
„Pass auf, vielleicht ist er ein Lustmörder.“
„Ein Trachtenfreak wäre schlimmer.“
„Du sagst es.“
„Ich brauche übrigens von dir ein paar Szeneinfos.“
„In Sachen Volksmusik? Da bist du bei mir auf dem falschen Dampfer.“
„Aber du musst ja täglich über die Leute aus dieser Branche stolpern.“
„Täglich zum Glück nicht. Okay. Lade mich zum Essen ein! Zu dir. Dann weiß ich, dass es gut ist.“
„Wann?“
„Morgen, aber nicht vor zehn. Vorher muss ich arbeiten. Ein anderer Sommerheuriger. Vom internationalen Kongress der kosmetischen Chirurgie. Der Bundespräsident kommt auch.“
„Ausgerechnet!“
„Du magst ihn also immer noch nicht.“
„Wahrscheinlich will er sich für ein Permanentlächeln liften lassen.“
Katie kicherte. „Ich glaube, das hat er schon hinter sich. In letzter Zeit wirkt er irgendwie starr, findest du nicht?“
„Das macht die Würde. Du solltest auch erstarren!“
„Also, bis morgen gegen zehn.“
„Aber verlässlich! Fleisch, Fisch oder vegetarisch?“
„Kein Fleisch. Super, ich freue mich. Aber jetzt muss ich weitertun!“ Katie brüllte ihrem Kameramann etwas ins Ohr. Es war wirklich unerträglich laut in diesem „lauschigen“ Innenhof. Zweihundert Menschen, die aufeinander einredeten. Nichts wie weg.
Ich kämpfte mich zu meinem alten Platz zurück. Enttäuscht sah ich mich um. Er war verschwunden. Naja, es wäre vielleicht ohnehin bloß ein anstrengender Abend geworden. Er hatte sich wohl etwas Besseres gefunden. Dennoch reckte ich suchend den Kopf. Da tippte mir jemand auf die Schulter. Ich zuckte zusammen, drehte mich um, und da stand er. Sein Lächeln war sympathisch, das musste man ganz objektiv feststellen.
„Tut mir Leid, diese entsetzliche Göre hat mich aufgehalten.“
„Ein Fan?“
„Ha, die kleine Sommer ist nur ihr eigener Fan.“
Sommer, so hieß das Mädchen mit den blonden Zöpfen, das mit großen Augen und ganz allein im Gang gestanden war, als sich alle um Downhill-Sepps Leiche gedrängt hatten.
„Kommen Sie, nichts wie weg!“
Wir stiegen in eines der wartenden Taxis, einigten uns sehr rasch auf eine hervorragende Sushibar im ersten Bezirk und fuhren dem Heurigenauftrieb davon.
Ich gluckste etwas betrunken und kramte nach dem Wohnungsschlüssel. Was war schon dabei, einen netten Mann noch auf einen Whiskey hereinzubitten? Wo er doch Jameson genauso mochte wie ich, aber nie einen zu Hause hatte.
„Sag nicht, du hast deinen Schlüssel vergessen“, lachte Joe.
Erst jetzt fiel mir ein, dass ich absolut nicht auf Besuch eingestellt war. Auf dem Tisch im Wohnzimmer und den meisten Stühlen lagen Stapel von Zeitungen, geöffnete Post, Werbesendungen und Kleidungsstücke. Die Küche war in einem halbwegs präsentablen Zustand, in der Küche lege ich Wert auf Ordnung. Wir würden uns an den kleinen Küchentisch setzen. Da war das Licht hell, unromantisch, damit man erst gar nicht auf Ideen kam. Woran dachte ich? Wir hatten uns gut unterhalten, nicht mehr. Mein Schock, als ich erfahren hatte, dass er der „Waschmittelverkäufer“ und der Moderator der Volksmusikshow war, hatte ihn ziemlich amüsiert. Aber im Fernsehen und auch im Studio sah er ganz anders aus. Da wirkte er gelackt, jünger, volkstümlich. Ein kleiner Whiskey, dann raus mit ihm.
„Ich hoffe, du hast keine Katzenallergie“, sagte ich etwas barsch.
„Du hast eine Katze?“
Unüberseh- und unüberhörbar: Als ich die Tür öffnete, pflanzte sich Gismo vor uns auf und brüllte. Ich hatte sie zu füttern vergessen. Die Ärmste. Zuerst vernachlässigte ich sie, und dann brachte ich auch noch einen fremden Mann mit nach Hause. Gismo mochte keine Fremden und Männer schon gar nicht.
„Komm mit in die Küche, ich füttere sie schnell.“
Joe setzte sich an den Küchentisch, streckte seine langen Beine aus und lockte Gismo mit leisen Gurrlauten.
„Die hört nicht auf dich, und schon gar nicht, bevor sie gefressen hat.“ Ich öffnete eine Dose, füllte Gismos Schüssel und stellte sie auf den Boden. Gismo schmiegte sich an Joe und sah ihn richtig verliebt an. Als er ihr den Nacken kraulte, riss sie vor Entzücken ihre gelben Augen auf. He, diesen Mann habe ich mir mitgebracht. Fast hätte ich das laut gesagt. Ein kleiner Whiskey, nicht mehr.
„Sie scheint mich zu mögen.“
„Ja, seltsam.“
„Was ist daran so seltsam?“
„Seid ihr vom Fernsehen alle so eingebildet?“
„Die Maskenbildnerinnen nicht, bis auf eine,
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