Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
ein gute Story brachte.
„Ich bin heute bei den Proben.“
„Du liebe Güte.“
Wir sahen uns an. Verwirrt. Dann mussten wir beide lachen.
„Ich werde Herr Platt zu dir sagen.“
„Ich werde allen erzählen, was wir nach zwölf getan haben. Ich hoffe, es hat meinem Image nicht geschadet!“
„Ich werde dich weiterempfehlen.“
„Herzlichen Dank!“
„Also … wenn’s dir recht ist, sage ich Joe zu dir … ich meine, im Studio.“
„Joe ist mir auch lieber als Hasiputzi. Auch wenn wir ein Lied in der Hitparade haben, in dem ein Hasiputzi und ein Schnuckizutzi vorkommen.“
„Du hättest etwas Anständiges lernen sollen.“
„Hab’ ich ja.“
Er küsste mich lange und entschwand die Treppen hinunter. Ich stand da, hatte meinen Kopf an den Türpfosten gelehnt und seufzte hingebungsvoll. Es war richtig peinlich, wie ich schmachtete. Und schön.
Langsam schloss ich die Tür und nahm mir Zeit, Gismo liebevoll zu streicheln. „Ja Gismo, heute geht es uns so richtig gut.“
Die nächsten Tage bescherten mir ein ständig steigendes Schlafdefizit und einige neue Erkenntnisse. Bei Lachscarpaccio, Peperonata und mit Ziegenkäse überbackenen Anglerfilets erzählte mir Katie jede Menge Tratsch aus der Volksmusikszene. Der über Joe Platt interessierte mich natürlich am meisten. Aber gerade über ihn wusste Katie nicht besonders viel. Stattdessen beschrieb sie ausführlich, wie der Volksmusikheurige zu später Stunde doch noch ganz amüsant geworden war. Der Kinderstar, die kleine Sommer, hatte versucht, sich in den Mittelpunkt zu spielen. Sie hatte zwei deutschen Medienleuten den Regisseur der Hitparade mit den Worten „Mein Regisseur …“ vorgestellt. Das war dem eitlen Mann anscheinend zuviel gewesen, und er hatte sie einfach ins Bett geschickt. Daraufhin hatte die Kleine ein volles Glas Rotwein umgestoßen, und der ganze Inhalt war über die Hose des Regisseurs geflossen. Ein reizendes Mädchen. Aber eigentlich tat die Sommer mir eher Leid.
Die Begegnungen mit Joe waren tagsüber voller Spannung, es verursachte ein eigenartiges Prickeln in meiner Magengrube, dass niemand über uns Bescheid wusste. Etwas pubertär, ich weiß. Am Abend fanden wir Mittel und Wege, die Spannung mit Hingabe abzubauen.
Ich traf mich mit Droch zu einem raschen Mittagessen beim Türken um die Ecke. Er fragte mich mit spöttisch verzogenen Lippen, ob ich etwa verliebt sei, womöglich gar in einen dieser Volksmusiktypen.
„Wie kommst du darauf?“, fragte ich verwundert.
„Du stocherst schon seit Minuten in deinem Essen herum und hörst mir überhaupt nicht zu. Und dabei grinst du beinahe blödsinnig.“
Ich stritt alles ab. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Droch so sensibel war.
Am Nachmittag kam Droch zu meinem Schreibtisch. „Nur zur Information: Du hattest mit den Medikamenten Recht. Sie haben bei der Autopsie einen ganzen Cocktail von Beruhigungs- und Aufputschmitteln gefunden. Aber der soll mit ziemlicher Sicherheit für seinen Tod nicht relevant sein. Jedenfalls gibt es keinerlei Hinweis auf Fremdverschulden.“
„Man nimmt auf das Sauberimage der Volksmusik ganz schön Rücksicht.“
„Volksmusikstar und Skilegende – da wird man in Österreich vorsichtig.“
„Und du hast diese Info aus deinen ‚gut informierten‘ Kreisen?“
„Richtig!“
Droch war seit Jahrzehnten mit Zuckerbrot befreundet. Zuckerbrot hieß wirklich so und war der stellvertretende Chef der Mordkommission Eins.
„Also, was darf ich schreiben?“
„Dass das Gerücht umgeht, man habe bei der Autopsie jede Menge Medikamente nachweisen können. Das sickert mit Sicherheit ohnehin durch. Ich kann mich nicht erinnern, dass je ein Polizeibericht auf Dauer geheim geblieben ist. Da können einander zu viele Leute nicht leiden – menschlich und politisch.“
Ich nickte. „Und Mord?“
„Schließen sie aus.“
„Aus Rücksichtnahme?“
„Das kannst du Zuckerbrot nicht …“
„Das ist wahr. Aber hat er auch mit den Ermittlungen zu tun? Dafür ist doch eine Sondereinheit zuständig, oder?“
Droch nickte.
Ich würde mich noch einmal um die Sache kümmern. Hatte Downhill-Sepp Selbstmord begangen? Oder hatte er aus Versehen zu viele Tabletten geschluckt? Und warum hatte die Analyse einen ganzen Cocktail ergeben?
An diesem Abend beschäftigte ich mich allerdings mit Wichtigerem.
[ 4. ]
Ich stieß die Glastür zum Fernsehzentrum auf und sah auf die Uhr. In zwei Stunden würde die Sendung beginnen. Ich winkte dem Portier
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