Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi
Steiles Outfit. Aber weil ihr Vater so ein Tyrann ist, darf niemand etwas davon wissen. Und sie muss tun, als ob sie ein Baby wäre.“
„Und ihre Eltern wissen es?“
„Nein, weil ihr Vater …“
„… so ein Tyrann ist. Das habe ich schon begriffen. Also schleichen Sie sich in der Nacht zu Ihrer Susi.“
„Es ist ihr Geld, das neue Haus ist alles von ihrem Geld bezahlt worden. Und sie darf das Haus nicht verlassen, wenn ihre Eltern nicht wissen, wo sie hingeht.“
„Sie ist noch nicht einmal fünfzehn.“
„Ohne ihr Geld würden ihre Eltern immer noch in einer Zweizimmerwohnung leben müssen.“
„Okay, Susi öffnet also ihre blonden Zöpfe und lässt Sie ins Zimmer.“
„Werden Sie nur nicht zynisch. Wir lieben uns.“
Ach herrje.
„Ich bin der Einzige, der Susi als Frau akzeptiert.“
Ich nickte. „Als Frau.“
„Sie ist eine Frau. Sie ist viel reifer, als es ihrem Alter entspricht, das macht das Geschäft. Sie arbeitet, seit sie elf ist. Und ihre Eltern tun so, als wäre sie noch immer elf. Und alle Fans sollen das auch glauben. Können Sie sich vorstellen, was das für ein Leben ist?“
„Und wenn Sie Lust haben, schleichen Sie sich ins Haus und nehmen Susi als Frau ernst.“
„So ist es nicht. Sie sagt mir, wann ich kommen darf. Oder sie gibt mir ein Zeichen. Wenn sie mich braucht, steht der Blumenstock auf der rechten Seite des Fensters, sonst steht er auf der linken Seite.“
„Und Sie stehen unter dem Fenster und schauen nach, ob Frau Susi Sie braucht.“
Er sah mich mit großen Augen an. „Ja, so ist es. Ich liebe Susi eben.“
„Und Susi bestimmt, was getan wird.“
„Susis Vater …“
„Schon gehört. Also, Sie sind zu Susi, der Blumentopf stand auf der richtigen Seite. Kommen Sie entsprechend dem altem Volksbrauch über eine Leiter?“
„Aber nein! Wenn ihre Eltern schlafen gehen, sperrt Susi die Eingangstüre auf, und ich schleiche mich nach oben.“
„Und wenn die Eltern dahinter kommen? Sie sind immerhin ein erwachsener Mann. Zumindest dem Alter nach. Und Sie lassen sich auf solche Spielereien …“
„Ich muss auf Susi Rücksicht nehmen. Ich respektiere ihre Wünsche. Ich bin der einzige Mensch, der ihre Wünsche respektiert.“
„Und dafür dürfen Sie mit dem halben Kind schlafen.“ Er wurde mir immer widerlicher.
„Sie ist kein Kind. Sie sagt, was ich tun soll. Sie sagt, was ich darf und was ich nicht darf.“
Ja, ja.
„Also in dieser Nacht sind Sie bei Ihrer Susi gewesen. Und Sie haben ihr erzählt, dass Joe Platt und ich gemeinsam gesehen worden sind.“
„Ja, ich erzähle ihr alles.“
„Und wer kam auf die Idee, es dem Chefinspektor zu erzählen?“
„Darüber haben wir gar nicht geredet. Wir haben dann überhaupt wenig geredet.“
Ich war wohl inzwischen zu alt, um mir Sex zwischen einer Vierzehnjährigen und einem knapp Zwanzigjährigen vorurteilsfrei vorzustellen. Wie alt war ich beim ersten Mal gewesen? Sechzehn. Immerhin zwei Jahre älter. Und der Typ, mit dem ich es unbedingt probieren musste, war siebzehn gewesen. Es schien schon eine Ewigkeit her zu sein. Es war eine Ewigkeit her. „Also war es die Idee der kleinen Sommer.“
Er fuhr auf. „Nennen Sie sie nicht immer die kleine Sommer!“
„Na, groß ist sie gerade nicht.“
„Sie ist zart.“
„Zartes Fleisch.“
Zum erstenmal sah er zu Boden.
„Und Sie haben nichts davon gewusst, dass sie mit Müller reden will?“
„Sie erzählt mir nicht alles, muss sie auch nicht.“
„Aber Sie erzählen ihr alles.“
„Wenn sie fragt …“
„Was fragt sie Sie denn so?“
„Na, über die Produktion. Und über die Leute. Nichts Besonderes. Wir reden eben. Wir können über alles reden.“
„Noch einmal: Sie wussten nichts davon, dass Susi Sommer mit Chefinspektor Müller geredet hat?“
Er schüttelte den Kopf und murmelte: „Es hat mich sogar gewundert. Weil sie Müller nicht leiden kann. Und weil sie gesagt hat, dass sie die Information von mir hat. Normalerweise redet sie nicht über mich. Sicherheitshalber. Bis wir alle überraschen und als Duo auftreten. Und wenn das nicht klappt, werde ich ihr Manager.“
„Wenn sie selbst darüber entscheiden kann. Es dauert schließlich noch einige Jahre, bis sie vor dem Gesetz erwachsen ist.“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich warte.“
Ich schüttelte ihn. „Von diesem Gespräch werden Sie Ihrer Susi nichts erzählen. Gar nichts. Kein Wort! Sonst bringe ich alles an die Öffentlichkeit. Können Sie sich
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