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Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgejodelt: Mira Valensky ermittelt in Wien: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Sommer mit neuen Augen. Sie war tatsächlich klein für ihr Alter. Ihre Brüste waren kaum entwickelt. Aber wahrscheinlich drückte das enge Oberteil ihres rosa Kostüms alles platt, was schon da war. Ihr Gesicht wirkte kindlich. Aber blonde Zöpfe suggerieren geradezu, dass ihre Trägerin ein Kind ist. Sie hatte gelernt, ihre Rolle als Kind zu spielen. Im Interesse ihrer Karriere durfte sie nicht älter werden. Süß und unschuldig musste sie wirken, das brachte die Kassen zum Klingeln. Und ihre Eltern spielten mit. Als Manager hatte ihr Vater jedenfalls Einfluss darauf, mit welchem Image sein Star verkauft wurde. Und vielleicht war es dem Vater ganz recht, Susi solange wie möglich als Kind betrachten zu können.
    Obwohl: Susi hatte ihrem Vater einige Male offen Widerstand geleistet. Sie verdiente das Geld. Das ließ sie ihre Eltern auch spüren. Sie wehrte sich. Und der Regieassistent? Fand sie bei ihm tatsächlich die Liebe, die ihr sonst zu fehlen schien? Die Bestätigung, dass sie kein Kind mehr war? Wurde sie auch von ihm ausgebeutet und benutzt? Oder hatte sie längst den Spieß umgedreht und benutzte ihn?
    Ich rief Droch an. Sein Informant Zuckerbrot war über das Wochenende verreist. Vor Montag würden wir nicht erfahren, ob Susi Sommer die Zeugin für den Streit zwischen Langthaler und Joe gewesen war.
    Zwei Stunden noch bis zur Livesendung. Die ersten Busse mit Fans trafen ein. Am Rand des Parkplatzes waren einige Verkaufsstände für Fanartikel aufgebaut worden: Es gab knallgrüne Stoffkühe mit Glocken, auf denen „Cooler Kerl“ stand, aber auch Lebkuchenherzen und herzförmige Kissen mit dem Gesicht von Susi Sommer sowie T-Shirts mit der Aufschrift „Super-Sommer-Hitparade“, stilisierte grüne Trachtenhüte, Schals, Hosen aus Lederimitat und Socken. Alles schien Absatz zu finden. Die CDs und Musikkassetten würde es nur im Foyer der Halle zu kaufen geben, unmittelbar vor und nach der Show. Ich sah einen Bierkrug mit einem Bild von Joe und überlegte, ihn zu erstehen. Für den Fall, dass ich mich später einmal erinnern wollte … Ein aufdringlicher Geruch nach Langos und fetten Würsten machte sich breit.
    Ich ging wieder hinein. Die Spannung stieg, und das hatte nicht nur mit der näher rückenden Livesendung zu tun. Niemand schien dem anderen noch über den Weg zu trauen.
    „Hauen Sie ab!“ Das war die Stimme von Susi Sommer. Sie klang schrill. Wütend? Ängstlich? Ich lief zu ihrer Garderobe.
    „Ich fürchte mich nicht, lassen Sie mich in Ruhe und beschützen Sie jemand anderen. Sie gehen mir auf die Nerven. Ich muss mich konzentrieren. Ich brauche Ruhe. Verschwinden Sie sofort aus meiner Garderobe!“
    Der Security-Mann stand unbehaglich da und stieg von einem Fuß auf den anderen. „Es tut mir Leid, das ist mein Auftrag. Ich darf nicht …“
    „Ich sage Ihnen, was Sie dürfen! Mein Vater wird Sie hinauswerfen. Und wir werden uns über Sie beschweren.“
    „Ich muss bei dir bleiben, auch in der Garderobe.“
    „Ich muss mich umziehen. Und wer hat Ihnen erlaubt, mich zu duzen? Ha?“
    „Ich … Entschuldigung … Sie … ich kann nichts machen. Ich muss hier bleiben.“
    „Hinaus!“
    Die Kleine hatte Nerven. Die Kleine? Die junge Frau. Sie sollte froh sein, dass sie einen eigenen Bewacher bekommen hatte.
    Chefinspektor Müller und zwei seiner Mitarbeiter tranken im Gang Kaffee aus Plastikbechern. Ich verspürte keinerlei Lust, mit ihm zu reden.
    Vesna hatte es geschafft, zur Hilfsgarderobiere befördert zu werden. Ihre Cousine war wieder zum Küchendienst erschienen, Vesna sollte in der Massengarderobe allen zur Hand gehen, die Hilfe brauchten. Sollte irgendetwas Eigenartiges passieren, würde sie mich über das Handy informieren. So jedenfalls hatten wir uns das ausgedacht. Joe saß bei der Maskenbildnerin und ließ sich sein Bühnengesicht verpassen. Ich winkte ihm durch die offene Tür zu und versuchte, nicht allzu genau hinzusehen.
    Eine Stunde noch bis zur Show. Ich hoffte, dass sich die Wut der Intendantin gelegt hatte. Aber angeblich würde sie heute ohnehin nicht in die Halle kommen. Und morgen würden wir weitersehen. Joe hatte mich an einem der Randtische im Zuschauerraum untergebracht, ganz nahe beim Bühnenaufgang. Mit mir am Tisch würden einige Familienangehörige der Stars sitzen.
    Ich war dankbar, dass ich noch immer meinen Sonderausweis hatte. In der Hektik schien sich niemand daran zu erinnern, dass mich die Intendantin nicht mehr dabeihaben wollte. Das

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