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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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gestanden.«
    »Dann hat er wohl mit der Melonensache zu tun gehabt. Und mit den anderen Dingen. Flucht. Was soll das sonst sein?«
    »Warum? Als die Melone geflogen kam, war er in der Küche. Wir selbst sind sein Alibi.«
    Da ist was dran. »Vielleicht ist in Tschechien etwas passiert, eine Familiensache.«
    »Habe ich auch gedacht, aber ich hab die Telefonnummer seiner Mutter. Sie kann einigermaßen Deutsch. Bei ihnen ist alles in Ordnung, ihr Sohn ist nicht da. Sie weiß nicht, wo er ist.«
    »Eine Freundin?«
    »Hat er, aber die wohnt nicht in Tschechien, sondern zwei Orte von hier entfernt.«
    »Wer weiß, vielleicht hat er in seiner Heimat auch eine?«
    »Kann ich mir schwer vorstellen. Auch seine Mutter sagt Nein.«
    »Was wissen Mütter schon.«
    Billy Winter seufzt. »Wahrscheinlich bin ich völlig ohne Grund nervös, aber seit der letzten Aktion …«
    »Der Melonenangriff kann jedenfalls nicht von ihm ausgegangen sein, oder er hat Helfer.«
    Billy Winter kichert etwas, es klingt eine Spur hysterisch. »Melonenangriff, wie das klingt, wie der Titel des schlechtesten Horrorfilms aller Zeiten.«
    »Das war der ›Angriff der Killertomaten‹.« O Gott, schon wieder Tomaten.
    »Ich muss Schluss machen. Wenn ich nicht enorm Gas gebe, dann kriegt heute niemand ein Essen. Meine wichtigste Arbeitskraft fehlt. Ich … Ich kann nicht glauben, dass er mir nichts gesagt hätte, wenn er dringend weg hätte müssen. Das sieht ihm nicht ähnlich.«
    »Sie haben ihn gestern beim Putzen ziemlich – angefahren. Vielleicht war er sauer?«
    Billy Winter ist sichtlich irritiert. »Wann? Beim Putzen? Ach du liebe Güte, das ist normal, man muss eben etwas Druck machen, was glauben Sie, wie es in anderen Küchen zugeht? Nein, das hat er sich sicher nicht zu Herzen genommen, da müsste er jeden zweiten Tag beleidigt sein. Der Ton ist bei uns eben manchmal – na ja, etwas rau, aber wo er vorher gearbeitet hat, da sind ab und zu sogar Teller und Messer geflogen.«
    »Nicht im Ernst.«
    »Ein Fall ist nachgewiesen. Klar, hin und wieder wird etwas übertrieben, aber im Prinzip passiert so etwas öfter, als man denkt …«
    »Ich muss in die Redaktion. Melden Sie sich, wenn’s etwas Neues gibt. Vielleicht hab ich Zeit, selbst nachzusehen, versprechen kann ich allerdings noch nichts.«
    »Das kann ich nicht verlangen …«
    »Nein, aber vielleicht hab ich Lust.« Beim Gedanken daran geht es mir schon besser. Ich bin unmöglich. Ein Mensch ist in Bedrängnis, und in mir baut sich entgegen der allgemeinen Wetterlage ein Hoch auf. Zumindest ist das Tief eindeutig im Abziehen begriffen. Vesna sieht mich neugierig an. Soll ich sie strafen und einfach gehen? Ich schaffe es nicht und erzähle kurz.
    »Vielleicht sollte ich doch in Küche nachschauen«, meint sie.
    »Du hast keine Zeit, schon vergessen?«, erwidere ich. Mal sehen, mal sehen. Hoffentlich halten sie mich in der Redaktion nicht zu lange auf.
    Am Nachmittag habe ich mit der Vermieterin von Josef Dvorak geredet, sie weiß nichts, außer, dass der Koch ein ruhiger Gast ist, der nie Damenbesuch mitgebracht hat, auch anderen Besuch nicht.
    »Heutzutage«, hat sie hinzugefügt, »muss man da ja vorsichtig sein. Es ist nicht mehr gesagt, dass, wenn er einen Freund mitbringt, die wirklich nur Freunde sind. Aber da war nichts. Weder mit einer Freundin noch mit einem Freund.« Das Auto, das sie gehört habe, sei so zwischen eins und zwei in der Früh weggefahren. Nachgesehen habe sie allerdings nicht. Um viertel drei sei sie wie jede Nacht auf die Toilette gegangen.
    Ich bekomme widerstrebend die Erlaubnis, einen Blick in Josefs Zimmer zu werfen. Die Vermieterin ist mir immer dicht auf den Fersen. Zwei tschechische Taschenbücher, nach dem Cover zu schließen, beide ziemlich blutrünstig, ein paar T-Shirts, Jeans, kurze Hosen, etwas Toilettenzeug. Mehr gibt es nicht zu sehen.
    Auffällig ist nur, dass jede Form der Kochkleidung fehlt. Peppi hat in der Küche die klassische weiße Kochbluse und Pepitahosen getragen.
    Billy Winter klärt mich auf. Arbeitskleidung stelle sie zur Verfügung und wasche sie auch, so könne sie sichergehen, dass immer alles sauber sei. Wo die angebliche Freundin von Peppi genau wohnt, weiß sie nicht. Friseurin soll sie sein.
    Kein Wunder, dass Peppis Freundin ihn nie in seinem Zimmer besucht hat. Kahl, klein und mit einem schmalen Einzelbett, da kommt nicht viel romantische Stimmung auf. Ich überlege gerade, ob ich nicht einen Ausflug nach Tschechien

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