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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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vorzubereiten. Erst als Mahmet und der Lehrling kommen, sagt sie:
    »Bleiben Sie zum Essen?«
    Daniel Capriati sieht sie treuherzig, beinahe schon schmalzig an. »Ja, gerne. Ich könnte auch helfen …«
    Billy winkt ab. »Kommt gar nicht infrage. Heute ist Ihr Ruhetag. Ein Glas Prosecco vielleicht?«
    »Ich will nicht wie der Demetz enden …«
    »Ich stoße noch mit Ihnen an, dann muss ich in die Küche.«
    Was ist mit mir? Schon will ich mich beleidigt an den Herd trollen, als Billy mit drei Gläsern kommt. Unser hübscher junger Freund kratzt verlegen am Glas und meint dann: »Können wir per du sein?«
    Dass so etwas immer kompliziert ist. Ich mag Länder, in denen Höflichkeit gar nicht erst eine Sache der Höflichkeitsform sein kann, weil die nicht existiert.
    Wir stoßen an und trinken auf … Ja, worauf?
    »Aufs Überleben«, schlägt die Realistin Billy vor.
    »Auf den Erfolg«, sage ich.
    »Auf uns«, sagt Daniel Capriati und schaut Billy in die Augen. So distanziert, wie er mir erzählt hat, ist er Frauen gegenüber wohl doch nicht.
    Beinahe hätte ich vergessen, Vesna von der Schnellbahn zu holen. Als ich bei der Station ankomme, wartet sie schon unruhig. »Schon wieder was passiert?«
    Ich schüttle den Kopf.

8.
    Am nächsten Morgen will ich Billy beweisen, dass auch ich das Zeug zur Köchin habe. Oder zumindest die nötige Härte dafür. Es ist gestern spät geworden. Daniel Capriati ist bis halb drei geblieben. Von wegen, dass nur die Alteingesessenen der Branche Durchhaltevermögen haben.
    Ich habe nicht nur den Wecker gestellt, sondern auch die Weckfunktion am Mobiltelefon aktiviert und das Telefon direkt neben das Polster gelegt.
    Grauenvoll. Acht. Mein Kopf ist schwer, niemand von uns will wie Demetz enden, aber trotzdem haben wir viel zu viel getrunken. Alles Mögliche durcheinander. Billy hat immer wieder einen Wein gefunden, von dem sie Daniel kosten lassen wollte. So aufgekratzt habe ich sie noch nie erlebt. Gut so, es sei ihr gegönnt.
    Gismo sieht mich nur verwundert an und schläft dann weiter. Schon eine halbe Stunde später bin ich zu meinem Auto unterwegs. Die Sonne scheint. Üblicherweise würde ich mich an einem Mittwoch wie diesem in die Sonne legen, vielleicht in der Neuen Donau schwimmen gehen. Kurz bereue ich, dass ich mich auf all das eingelassen habe. Aber in der Sonne liegen und schwimmen kann ich immer noch – falls ich möchte. Mir ist der Abenteuerurlaub im Wirtshaus lieber. In diesem Wirtshaus, um genau zu sein. Ich mag seine Atmosphäre. Die hellen Tische und Bänke im Schankraum, die Weinflaschen auf dem Bord, das Licht am Abend, das schön gedeckte Speisezimmer mit den hohen Fenstern, den Gastgarten mit den Kastanienbäumen. Vor allem mag ich die Küche. Edelstahl, Funktionalität, die man in einer privaten Küche nicht einmal um viel Geld erreichen kann, Grill, Fritteuse, Salamander, Hold-o-Mat, Steamer, alles, von dem ein Kochfreak wie ich nie zu träumen gewagt hat. Warum bin ich nie auf die Idee gekommen, Köchin zu werden? Das war einfach zu weit von meiner Vorstellungswelt entfernt. Und von der meiner Eltern noch mehr. Mein Vater war Landesrat, ein Politiker der alten Schule, wahrscheinlich ziemlich korrekt, aber abhängig von dem Machtgefühl, das ihm seine Funktion verliehen hat. Ein guter Patriarch, wenn es gute Patriarchen überhaupt geben kann. Jetzt leitet er den Pensionistenverband seines Bundeslandes. Keine politische Aufgabe zu haben wäre wohl sein Tod. Natürlich war klar, dass die einzige Tochter studieren wird. Hab ich dann ja auch. Aber schon während des Gerichtsjahres bin ich nach New York geflohen. Dort habe ich auch zum ersten Mal ein Restaurant von innen kennen gelernt. Mein damaliger Freund Mario hat ein sehr fashionables italienisches Lokal in der Upper Eastside besessen. Aber die Küche war dort lange nicht so eindrucksvoll. Außerdem waren wir mehr in den Gasträumen als in der Küche, Mario war kein Koch, sondern der Manager. Und er hat es nicht besonders gern gesehen, wenn ich in der Küche war.
    Danach … Ja, danach ist mir der Job im »Magazin« passiert. Nicht aus Leidenschaft für Lifestyle, sondern weil ich noch aus New York Einschlägiges berichten konnte und ohnehin dringend einen Job gesucht habe.
    Ein paar Kilometer nach der Wiener Stadtgrenze biege ich in die schmale Straße ab, erfreue mich an den sonnenbeschienenen Weinhügeln, nehme mir wieder einmal vor, die Sonnenblumenfelder zu fotografieren. Ich weiß, dass Billy

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