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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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morgen dem Nächsten etwas passiert?«
    Ich weiß es nicht. Die Sache mit der Messerlade fällt mir ein. Billy legt alle Messer heraus, zieht die Stirn in Falten, überlegt. Dann beginnt sie zu suchen. Auf den schon weitgehend abgeräumten Arbeitsflächen, in der Spüle, selbst in der Spülmaschine, in der Messer nichts verloren haben.
    »Eines fehlt. Eines von den großen Kochmessern mit schwarzem Griff.«
    Richtig. Davon hat es mehrere gegeben.
    »Es ist noch relativ neu und gut.«
    »Kann es irgendwo sonst sein?«
    Billy zuckt mit den Schultern.
    Mahmet und der Lehrling haben fertig zusammengeräumt und treten ihre Nachmittagspause an. Eigentlich wollte ich ja noch mit den beiden reden. Von sich aus sagen sie nicht viel. Als ich zum Hinterausgang laufe, um zu sehen, ob ich Mahmet noch einholen kann, kommt er mir entgegen. Mit einem Kochmesser, schwarze Halterung, lange Klinge. Für einen Moment zucke ich zusammen, will nur davonlaufen. Dann habe ich mich wieder halbwegs im Griff.
    »Habe ich hinter dem Haus gefunden, am Weg.« Er sieht besorgt aus. »Ist ein Messer von uns.«
    Verdammt, er hätte es nicht angreifen dürfen, jetzt sind womöglich die Fingerabdrücke verwischt oder ganz unbrauchbar.
    Mahmet versichert mir, sonst nie etwas bemerkt zu haben. Jedenfalls wisse er genau, dass die Chefin keine Mörderin ist, und Peppi, der Koch, hätte überhaupt niemandem etwas zu Leide tun können. Außerdem: »Er ist nicht tief. Für böse Dinge wie die da muss jemand tief sein.«
    »Böse?«, frage ich, und er reagiert, als würde ich ihm unterstellen, nicht gut Deutsch zu können.
    »Böse auch. Aber auch tief.«
    »Tief?«
    Mahmet ist nun eindeutig verärgert. »Tief!«, ruft er.
    Ich nicke, gebe vor, ihn jetzt verstanden zu haben, und lasse ihn ziehen. Besser, ihn nicht gegen mich aufzubringen. Ich werde eine türkische Freundin fragen, die in Wien aufgewachsen ist. Sie kann mir vielleicht sagen, was Mahmet gemeint hat.
    Als zwei junge Männer aus Zuckerbrots Team kommen, liegt das Messer bereits auf einem Küchentuch bereit.
    Sie stecken es vorsichtig in einen mitgebrachten Plastiksack und beschweren sich darüber, dass alle Flächen in der Küche sauber gewischt sind.
    »Das ist in Küchen so üblich«, erwidere ich. Vielleicht haben wir mit dem Messer mehr Glück.
    Sie sehen sich gründlich im Hinterzimmer um, da ist alles, wie ich es in der Früh vorgefunden habe. Ich habe den Raum sicherheitshalber versperrt. Aber was kann ein leeres Zimmer schon erzählen? Natürlich, es gibt mikroskopische Spuren, Haare, Fasern. Auch wenn es momentan sehr modern ist, darauf zu hoffen: Ohne Verdächtige gibt es nichts, mit dem die Spuren verglichen werden können. Der Einzige, der mehr wissen könnte, liegt im Spital auf der Intensivstation. Man müsste mit ihm reden. Am besten, bevor Zuckerbrot mit ihm geredet hat.
    Der jüngere der beiden Beamten wischt sich die Hände an seinen Jeans sauber und fragt: »Haben Sie die Tatwaffe irgendwo gesehen?«
    Schon habe ich eine böse Bemerkung auf der Zunge, aber ich schüttle nur den Kopf.
    »Ist hier irgendetwas verändert worden?«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt: Nachdem Herr Haberzettl von der Rettung abtransportiert worden ist, habe ich den Raum versperrt.«
    »Wo haben Sie den Schlüssel hingegeben?«
    »In meine Hosentasche. Was kann die Tatwaffe gewesen sein?«
    »Nach dem, was im Rettungsprotokoll steht, der typische schwere Gegenstand ohne scharfe Kanten.«
    Seltsam. Der Täter verliert auf der Flucht das Messer, aber von der Tatwaffe ist keine Spur.
    »Schlagstock? Nudelwalker? Fleischklopfer?«
    Der Beamte schüttelt bedauernd den Kopf. »Keine Ahnung.«
    Ich gehe in die Küche und sehe nach, ob die Geräte an ihrem üblichen Platz liegen. Ja, das Nudelholz ist in der zweiten Lade von unten. Der Fleischklopfer liegt auf dem massiven Hackstock bereit. Sauber. Ich sehe mich suchend um und betrachte unsere Küchengeräte mit ganz neuen Augen: Was könnte geeignet sein? Mein Blick gleitet über die aufgehängten Siebe, Löffel, über die griffbereiten Stielpfannen und Suppenschöpfer. Wenn man einen großen Suppenschöpfer wie einen Golfschläger schwingt … Wenn man eine der massiven Edelstahlsauteusen nimmt und ausholt …
    Der Beamte steht inzwischen neben mir und beobachtet mich. »Eine Menge potenzieller Mordwaffen«, sagt er. »Eigentlich müsste ich alles einpacken und zur Spurensicherung bringen.«
    »Alles ist an seinem Platz«, sage ich schnell. »Außerdem: Wenn es

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