Ausgeliefert: Roman (German Edition)
einfach niedergelassen und das County übernommen.«
»Er bezeichnet das als Experiment«, erklärte McGrath. »Ein Prototyp für eine nagelneue Nation.«
Johnson nickte. Sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos.
»Aber was ist mit Holly?«, fragte er.
Webster schob die Papiere zusammen und legte die Hand darauf.
»Er erwähnt sie nicht«, sagte er. »Sein letzter Anruf erfolgte am Montag, dem Tag, an dem man sie entführt hat. Da waren sie damit beschäftigt, ein Gefängnis zu bauen. Wir müssen davon ausgehen, dass es für sie bestimmt war.«
»Dieser Mann ruft an?«, fragte Brogan. »Über Funk?«
Webster nickte.
»Er hat im Wald einen Sender versteckt«, sagte er. »Wenn er die Möglichkeit hat, entfernt er sich von den anderen und ruft an. Das ist der Grund, weshalb die Anrufe so unregelmäßig kommen. Im Durchschnitt haben wir bisher pro Woche einen Anruf erhalten. Er ist ziemlich unerfahren, und man hat ihm eingeschärft, dass er vorsichtig sein soll. Wir vermuten, dass er überwacht wird. Eine wackere neue Welt ist das dort oben, soviel steht fest.«
»Können wir ihn anrufen?«, wollte Milosevic wissen.
»Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Webster. »Wir warten einfach ab, bis er sich meldet.«
»Wem berichtet er denn?«, fragte Brogan.
»Dem Resident Agent in Butte, Montana«, erklärte Webster.
»Und was tun wir jetzt?«, fragte Johnson.
Webster zuckte die Schultern. In dem Raum wurde es still.
»Im Augenblick gar nichts«, sagte er. »Wir brauchen eine Taktik.«
Es blieb weiterhin still in dem Raum, und Webster sah Johnson bloß an. Es war ein Blick, wie sich Soldaten und Leute in
ähnlicher Position ansehen, und der Blick sagte: Sie wissen ja, wie es ist.
Johnson erwiderte den Blick eine ganze Weile, ausdruckslos. Dann senkte sich sein Kopf ein paar Millimeter, die Andeutung eines Nickens. Das bedeutete: Ja, für den Augenblick, ich weiß, wie es ist.
Johnsons Adjutant hustete in das Schweigen hinein.
»Wir haben Raketengeschosse im Norden von Yorke«, sagte er. »Die sind gerade nach Süden unterwegs, auf dem Rückweg nach hierher. Zwanzig Soldaten, hundert Stinger, fünf LKW. Sie werden jetzt jeden Augenblick durch Yorke kommen. Können wir sie einsetzen?«
Brogan schüttelte den Kopf. »Nicht zulässig«, sagte er. »Das Militär darf sich nicht in den Gesetzesvollzug einschalten.«
Webster ignorierte ihn, sah Johnson an und wartete. Die Soldaten waren seine Männer, und Holly war seine Tochter. Es war besser, wenn die Antwort unmittelbar von ihm kam. Das Schweigen hielt einen Augenblick lang an, dann schüttelte Johnson den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Wir brauchen Zeit, um zu planen.«
Der Adjutant spreizte die Hände.
»Wir können planen«, sagte er. »Wir haben Funkkontakt und sollten das machen, General.«
»Nicht zulässig«, warf Brogan noch einmal ein.
Johnson gab keine Antwort. Er dachte scharf nach. McGrath blätterte in den Papieren und zog das Blatt heraus, auf dem von dem Dynamit die Rede war, mit dem man die Wände von Hollys Gefängnis voll gepackt hatte. Er hielt es mit der Schrift nach unten über der glänzenden Tischplatte. Aber Johnson schüttelte erneut den Kopf.
»Nein«, sagte er wieder. »Zwanzig Mann gegen hundert? Das sind keine Fronttruppen. Keine Infanterie. Und ihre Stingers nützen uns gar nichts. Ich nehme nicht an, dass diese Terroristen eine Luftwaffe haben, oder? Nein, wir warten. Wir bringen die Raketeneinheit so schnell wie möglich hierher zurück. Kein Einsatz.«
Der Adjutant zuckte die Schultern, und McGrath schob den Dynamitbericht wieder in den Stapel. Webster sah sich um
und klatschte dann mit beiden Handflächen leicht auf die Tischplatte.
»Ich werde nach Washington zurückkehren«, sagte er. »Wir müssen eine Taktik ausarbeiten.«
Johnson nickte. Er wusste, dass nichts ohne eine Reise nach Washington und eine dort festzulegende Taktik unternommen werden konnte. Webster wandte sich an McGrath.
»Sie und Ihre beiden Leute gehen nach Butte«, erklärte er. »Richten Sie sich in dem Büro dort ein. Wenn dieser Jackson anruft, bringen Sie ihn auf höchste Alarmstufe.«
»Wir können Sie mit dem Hubschrauber dort hinauffliegen«, sagte der Adjutant.
»Und wir brauchen Luftaufklärung«, sagte Webster. »Können Sie die Air Force dazu bringen, dass sie ein paar Kameraflugzeuge über Yorke einsetzt?«
Johnson nickte.
»Wird gemacht«, sagte er. »Vierundzwanzig Stunden am Tag. Wir liefern Ihnen ein Videobild live nach Butte. Wenn
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