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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ordentliche Praxis aufgebaut, ein Richteramt erhascht und sich nie bei den Vollzugsbehörden unbeliebt gemacht. Eine ideale Besetzung, deren Bestätigung durch den Kongress überhaupt keine Probleme bereitet hatte. Und seitdem hatte sie sich als gute Vorgesetzte und hervorragende Verbündete erwiesen. Ihr Name war Ruth Rosen, und das einzige Problem, das Webster mit ihr hatte, war, dass sie zwölf Jahre jünger war als er, sehr gut aussah und wesentlich prominenter war, als er das von sich behaupten konnte.
    Sie waren um sechzehn Uhr verabredet. Er fand Rosen allein in einem kleinen Raum, zwei Stockwerke und acht Secret-Service-Agenten vom Oval Office entfernt. Sie begrüßte ihn mit einem gezwungenen Lächeln und sah ihn dann erwartungsvoll an.
    »Holly?«, fragte sie.
    Er nickte. Und lieferte ihr die ganze Geschichte von Anfang bis Ende. Sie hörte aufmerksam zu, wurde blass und presste die Lippen zusammen.
    »Und wir sind völlig sicher, dass sie dort ist?«, fragte sie.
    Er nickte wieder.
    »So sicher man nur sein kann«, sagte er.
    »Okay«, nickte sie. »Warten Sie hier, ja?«
    Sie verließ den kleinen Raum. Webster wartete. Zehn Minuten, dann zwanzig, schließlich eine halbe Stunde. Er ging auf und ab. Sah zum Fenster hinaus. Dann öffnete er die Tür und schaute in den Korridor. Ein Mann vom Secret Service stand dort und sah ihn an. Trat einen Schritt vor. Webster schüttelte den Kopf, beantwortete damit die Frage, die der Mann gar nicht gestellt hatte, und schloss die Tür wieder. Setzte sich wieder hin und wartete.
    Ruth Rosen war eine Stunde weg. Dann kam sie zurück und schloss die Tür. Und dann stand sie da, einen Meter von der Tür entfernt, bleich, schwer atmend, sichtlich vom Schock gezeichnet. Sie sagte nichts. Ließ ihn nur erkennen, dass es offenbar ein großes Problem gab.
    »Was?«, fragte er.
    »Ich bin aus dieser Sache raus«, sagte sie.
    »Was?«, fragte er ein zweitesmal.
    »Die haben mich da rausgenommen«, sagte sie. »Meine Reaktionen waren falsch. Dexter übernimmt das von jetzt an.«
    »Dexter?«, wiederholte er.
    Dexter war der Stabschef des Präsidenten. Ein typischer politischer Manipulator der alten Schule. Knochenhart und halb so sentimental, aber er war der Hauptgrund, dass der Präsident dort im Oval Office saß und die Mehrzahl der Wählerstimmen bekommen hatte.
    »Es tut mir wirklich sehr Leid, Harland«, sagte Ruth Rosen. »Er ist in einer Minute hier.«
    Webster nickte mürrisch, und sie ging hinaus und ließ ihn wieder warten.
     
    Die Beziehung zwischen dem restlichen FBI und dem Field Office in Butte, Montana, entspricht etwa der Beziehung zwischen Moskau und Sibirien, um es einmal bildhaft auszudrücken. Einer der Standardwitze des FBI lautet: ›Du brauchst nur Mist zu bauen, und die setzen dich morgen in Butte ein.‹ Eine Art internes Exil. So wie das KGB angeblich Leute, die Mist gebaut hatten, nach Sibirien schickte, um dort Parkzettel zu schreiben.
    Aber an jenem Donnerstag, dem dritten Juli, kam McGrath, Milosevic und Brogan das Field Office in Butte wie der Mittelpunkt des Universums vor. Man konnte das Gefühl haben, als wäre es der erstrebenswerteste Posten in der ganzen Welt. Keiner der drei war je zuvor dort gewesen. Nicht dienstlich und nicht im Urlaub. Keiner von ihnen hätte je in Erwägung gezogen, dorthin zu reisen. Aber im Augenblick spähten sie aus den Fenstern des Air-Force-Hubschraubers wie Kinder, die nach Disneyland unterwegs sind. Sie blickten auf die Landschaft, die unter ihnen vorbeizog, und ihr Blick wanderte immer wieder nach Nordwesten, wo, wie sie wussten, sich hinter fernen Nebelschleiern Yorke County verbarg.
    Der Resident Agent in Butte war ein tüchtiger Veteran des FBI, der nach einem persönlichen Anruf von Harland Webster unmittelbar aus dem Hoover Building immer noch ein wenig verwirrt war. Seine Anweisung lautete, die drei Agenten aus Chicago zu seinem Büro zu fahren, sie unterwegs auf den neuesten Kenntnisstand zu bringen, zwei Jeeps für sie zu mieten und sich anschließend aus allem, was sie taten, herauszuhalten. Also wartete er auf dem Silver Bow County Airport, als der schwarze Helikopter der Air Force herangeklappert kam. Er packte die Agenten in seinen Dienstwagen und brauste mit ihnen in nördlicher Richtung davon.
    »Die Entfernungen hier draußen sind ziemlich groß«, sagte er zu McGrath. »Das sollten Sie nie vergessen. Wir sind immer noch zweihundertvierzig Meilen von Yorke entfernt. Auf unseren Straßen sind das

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