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Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Ausgeliefert: Roman (German Edition)

Titel: Ausgeliefert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Schablonendruck zeigte einen deutschen Infanteristen mit einem Stahlhelm und einer bösartig verzogenen Fratze. Als Reacher dann näher kam konnte er erkennen, dass man zusätzlich etwas auf die Ziele aufgemalt hatte. Sie trugen jetzt in gelber Farbe neue Erkennungszeichen auf der Brust. Jedes zeigte drei Buchstaben. Auf vier Zielen stand FBI. Auf vier weiteren ATF. Die Silhouettenscheiben waren hintereinander aufgereiht, und das über eine Entfernung, die von dreihundert Metern bis zu den vollen achthundert reichte. Die näher stehenden Zielscheiben waren von zahllosen Einschüssen zerfetzt.
    »Jeder muss die Ziele bei der Dreihundertmetermarke treffen«, sagte Fowler. »Das ist eine zwingende Voraussetzung für das Bürgerrecht.«
    Reacher zuckte die Schultern. Er war nicht beeindruckt. Dreihundert Meter war keine große Sache. Er schlenderte weiter bis zur halben Meile. Die Vierhundertmeterziele waren beschädigt, die Fünfhundertmeterscheiben in geringerem Maße. Reacher zählte achtzehn Treffer auf sechshundert Meter, sieben bei siebenhundert und lediglich zwei bei den vollen achthundert.
    »Wie alt sind diese Scheiben?«, fragte er.
    Fowler hob die Schultern. »Einen Monat«, sagte er. »Vielleicht auch zwei. Wir arbeiten daran.«
    »Ja, das sollten Sie wohl.« Reacher nickte.
    »Wir rechnen nicht damit, dass wir auf große Distanz schießen müssen«, erwiderte Fowler. »Beau nimmt an, dass die UN-Streitkräfte nachts kommen werden. Wenn sie glauben, dass wir uns ausruhen. Er geht davon aus, dass sie es vielleicht schaffen, unsere äußeren Verteidigungsanlagen in gewissem Maße zu durchdringen. Vielleicht eine halbe Meile oder so. Ich glaube das nicht, aber Beau ist ein vorsichtiger Mann. Und er ist derjenige, der die ganze Verantwortung trägt. Also besteht unsere Taktik darin, sie nachts mit Flankenmanövern fertig zu machen. Die eingedrungenen UN-Einheiten im Wald umzingeln und sie mit Sperrfeuer niedermähen. Aus größter Nähe und ganz persönlich, stimmt’s? Die Ausbildung läuft recht gut. Wir können uns in der Dunkelheit schnell und lautlos bewegen, kein Problem.«
    Reacher sah in den Wald hinein und dachte über die Mengen an Munition nach, die er gesehen hatte. Dachte über Borkens prahlerische Behauptung nach: uneinnehmbar. Dachte über die Probleme nach, denen sich reguläres Militär ausgesetzt sieht, das in schwierigem Terrain überzeugten Guerillas gegenübersteht. Es gibt nichts, was völlig uneinnehmbar ist, aber die Verluste, die es geben würde, um dieses Gelände hier einzunehmen, könnten spektakulär sein.
    »Das heute morgen«, sagte Fowler. »Ich hoffe, das hat Sie nicht durcheinandergebracht.«
    Reacher sah ihn bloß an.
    »Das mit Loder, meine ich«, sagte Fowler.
    Reacher zuckte die Schultern. Hat mir bloß Arbeit erspart, dachte er.
    »Wir brauchen hier strenge Disziplin«, sagte Fowler. »Alle neuen Nationen durchlaufen eine solche Phase. Strenge Regeln, harte Disziplin. Beau hat darüber eine Studie angefertigt. Im Augenblick ist das sehr wichtig. Aber ich kann mir vorstellen, dass es auf manche abstoßend wirkt.«
    »Sie sind diejenigen, die davon abgestoßen sein sollten«, sagte Reacher. »Haben Sie von Stalin gehört?«
    Fowler nickte.
    »Sowjetdiktator«, sagte er.
    »Richtig«, nickte Reacher. »Er pflegte das zu tun.«
    »Was zu tun?«, fragte Fowler.
    »Potentielle Rivalen zu eliminieren«, erwiderte Reacher. »Mit erfundenen Beschuldigungen.«
    Fowler schüttelte den Kopf.
    »Die Beschuldigung war durchaus fair«, sagte er. »Loder hat Fehler gemacht.«
    Reacher hob die Schultern.
    »Eigentlich nicht«, sagte er. »Er hat seine Sache einigermaßen gut gemacht.«
    Fowler sah weg.
    »Sie werden der Nächste sein«, meinte Reacher. »Passen Sie gut auf. Über kurz oder lang werden Sie feststellen, dass Sie irgendeinen Fehler gemacht haben.«
    »Wir kennen uns schon lang«, meinte Fowler. »Beau und ich.«
    »Das war bei Beau und Loder genauso, oder nicht?«, sagte Reacher. »Stevie braucht nichts zu befürchten. Der stellt keine Bedrohung dar. Zu dumm. Aber Sie sollten darüber nachdenken. Sie werden der Nächste sein.«
    Fowler gab darauf keine Antwort. Wandte sich nur wieder ab. Zusammen gingen sie die mit Gras bestandene halbe Meile zurück. Schlugen einen ausgetretenen Weg nach Norden ein. Sie mussten beiseite treten, um eine lange Reihe Kinder an sich vorbeizulassen, die in Paaren marschierten. Jungen und Mädchen zusammen, mit einer Frau in Drillichkleidung ganz

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